Eine emotionsgeladene Bürgerversammlung erlebten rund 80 Gäste am Montagabend, 17. Oktober, am Oberen Worthberg. Sie waren der Einladung der Bürgerinitiative A45-Mitglieder gefolgt, die neben Bundes- und Landespolitikern auch Vertreter des Stadtrates sowie des Brückenbauer-Büros eingeladen hatten. So waren Florian Müller, MdB (CDU), Nezahat Baradari, MdB (SPD), Gordan Dudas, MdL (SPD), das Lüdenscheider Ratsmitglied Otto Ersching (Die Linke) sowie Mario Bredow vom Brückenbauer-Büro erschienen.
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Durch den Abend führte Heike Laudien. Als Moderatorin musste sie dabei mehrfach Wortbeiträge einiger anwesender Bürger maßregeln – zu hoch kochten die Emotionen. Nicht nur untereinander, sondern auch gegenüber der anwesenden Politiker. Gerade Florian Müller (CDU) bekam viel Gegenwind zu spüren.
Die anwesenden Anwohner und Gewerbetreibenden hatten allerhand Fragen im Gepäck, waren teilweise vorbereitet mit dutzenden Seiten mit bisher geführtem Schriftverkehr mit Ministerien, Parlamenten und Ämtern. Eines jedoch war bei vielen ersichtlich: Man fühlt sich von der Politik nur mangelhaft informiert, teilweise allein gelassen. Auch das Fernbleiben von Entscheidungsträgern stieß einigen böse auf.
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Bereits bei seiner Einleitung machte Gordan Dudas (SPD) klar: „Ich möchte diese Debatte versachlichen, Parteipolitik bringt in diesem Thema keinen weiter, weder auf Landes- noch auf Bundesebene. Was uns nicht hilft sind hier Pseudodebatten über Haselmäuse.“
Doch für die Kernforderung der Lüdenscheider, den Transitverkehr durch die Stadt zu verhindern, wusste auch er keine Möglichkeit: „Es gibt so gut wie keine rechtlichen Möglichkeiten“ führte er aus, Mario Bredow vom Brückenbauerbüro und Martin Bärwolf, Fachbereichsleiter Planen und Bauen, konnten hierfür die genauen rechtlichen Aspekte liefern, ebenso wie für die nicht zugelassenen Lärmmessungen und für die Förderungen von beispielsweise Lärmschutzfenster, die durch Anwohner vorfinanziert werden müssen. Auch Themen wie eine Nachtfahrverbot für Lkw innerhalb Lüdenscheids und Einbahnstraßenregelungen hätten aufgrund von rechtlicher oder planerischer Hürden verworfen werden müssen.
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Im Laufe des Abends – die Versammlung dauerte rund vier Stunden – kochten die Emotionen unter den Bürgern zusehends hoch. Bereits bei der Übergabe von mehreren Gläsern voll Feinstaub und Reifenabrieb durch Heiko Schürfeld von der Bürgerinitiative, ergänzt durch den Hinweis, man könne „täglich mit der Schneeschaufel auch Speißwannen füllen“, wurden die Anwohner lauter.
Diese Aufregung blieb bei gesundheitsrelevanten Themen in der Luft hängen, während ein Anwohner lautstark auf seine gesundheitlichen Leiden durch den Lärm an der von ihm bewohnten Umleitungsstrecke aufmerksam machte. Mehrfach musste er durch Heike Laudien scharf zurecht gewiesen werden, seine immer lauter werden Schimpftriade, am Ende den Politikern entgegengebrüllt, konnte jedoch auch Laudien immer wieder nur kurz unterbrechen.
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Ebenfalls in der zweiten Abendhälfte berichtete Aylina Laudien, die gemeinsam mit Ihrer Mutter Heike das Angellädchen Laudien an der Lennestraße betreibt, von ihrer prekären Situation. Die von Florian Müller (CDU) bei einem vorherigen Gespräch getätigt Aussage, dass „ein wenig Verlust bei den betroffenen Geschäften nun mal vorkomme“, wie Sie ihn zitierte, ließen bei der sichtlich bewegten Jungunternehmerin die Tränen kommen. Müller könne sich nicht an diese Aussage erinnern, entschuldigte sich jedoch in aller Form dafür, falls er sich zu einem früheren Zeitpunkt wirklich so falsch ausgedrückt haben soll.
Allerdings wurde Heiko Schürfeld nicht müde, die Gäste daran zu erinnern, dass die heute anwesenden Politiker nicht die Entscheidungsträger sind, sich jedoch trotzdem die Probleme und Sorgen der Lüdenscheider anhörten und diese in ihre jeweiligen Parlamente mitnehmen würden.
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Zum Abschluss fasste Roland Desens von der Bürgerinitiative in seiner Wortmeldung den Abend zusammen: „Wir tun hier alles für circa 80.000 Bürger, aber sehen kaum Fortschritte – wir haben so viel Zeit investiert und kommen an unsere Grenzen. So richtig zufrieden wird heute niemand nach Hause gehen, Sie haben sich unsere Probleme angehört, aber die kannten Sie ja bereits, wirklich was Neues ist nicht gekommen.“
Heiko Schürfeld wurde am Ende der knapp vierstündigen Diskussion klar, dass „die Quintessenz des Abends darin lag, dass unsere Region noch enger und geschlossener zusammenstehen muss“.
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