„Wir sind das letzte Glied in der Fresskette.“

Bürgermeister Sebastian Wagemeyer hat in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Montag, 24. Januar, deutliche Kritik an Bund und Land geübt. Denn seit der Vollsperrung der A45 kämpft die Stadt Lüdenscheid mit einem stark erhöhten Verkehrsaufkommen. Bei der Bewältigung dieses Problems fühlt sich die Stadtverwaltung häufig im Stich gelassen: Sowohl die Kommunikation als auch die Unterstützung seien bislang unzureichend, betonte Wagemeyer.

Lüdenscheid. „Die Abstimmung mit allen zuständigen Behörden ist sehr kompliziert und langwierig“, sagte Wagemeyer. Außerdem seien die Ergebnisse „dann meist auch ernüchternd“, so Wagemeyer weiter. Konkrete Beispiele nannte der Bürgermeister auch. Bereits Anfang Dezember hatte die Verwaltung vorgeschlagen, eine Lkw-Maut für den Durchgangsverkehr einzuführen, die per Nummernschild-Scan möglich wäre. Auch um die Bereitstellung zusätzlicher Polizeikräfte für mehr Verkehrskontrollen bat die Stadt. Bislang seien diese Vorschläge von Bund und Land aber noch nicht einmal geprüft worden, erklärte Wagemeyer – und schob hinterher: „Wir sind das letzte Glied in der Fresskette.“

[[ad-placeholder]]

Das Stadtoberhaupt erinnerte die übergeordneten Behörden noch einmal an die im Dezember zugesagten schnellen Hilfen. „Immerhin geht es um die strukturelle Zukunftsfähigkeit dieser Stadt und einer ganzen Region“, sagte Wagemeyer. Das verdeutlichte auch Martin Bärwolf. Der Leiter des Fachbereichs Planen und Bauen wies darauf hin, dass die für mehrere Jahre schwierige Verkehrssituation in und um Lüdenscheid zu einer Abwanderung von Fachkräften und Personal der „kritischen Infrastruktur“, also zum Beispiel von Medizinern, Feuerwehrleuten und Lehrern, führen könnte. „Damit würden wir unsere Zukunftsfähigkeit verlieren“, so Bärwolf. Tatsächlich gibt es dafür schon viele Anzeichen.

Brandbrief aus der Region

Sebastian Wagemeyer kündigte einen Brandbrief an, den die Stadt- und Gemeinderäte der Region gemeinsam verfassen und an die zuständigen Behörden schicken wollen, darunter auch die Bundesregierung. „Wir müssen den Druck hochhalten“, sagte der Bürgermeister. Vor allem „schnelle und unbürokratische“ finanzielle Hilfen seien dringend erforderlich. Damit soll nicht nur die Instandhaltung der immens belasteten Straßen, sondern auch der erhöhte Personalbedarf etwa der Feuerwehr gesichert werden.

[[ad-placeholder]]

Außerdem müssten Anwohner entschädigt werden, die entlang der Umleitungsstrecken wohnen: „Diese Menschen büßen nicht nur Lebensqualität ein, sondern auch den Wert ihrer Immobilien.“ Finanzielle Hilfen seien auch für Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Stadt wichtig, deren Attraktivität unter der schwiegen Verkehrssituation leide.

„OP am offenen Herzen“

Lobende Worte richtete Wagemeyer an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachdienstes Verkehrsplanung und -lenkung. Diese würden seit Beginn der Vollsperrung am 2. Dezember täglich „eine OP am offenen Herzen durchführen“, sagte Wagemeyer. Schnelles Handeln sei aber nicht immer möglich, weil hier Abstimmungsbedarf etwa mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW besteht. In dessen Zuständigkeitsbereich fallen die Umleitungsstrecken. Dadurch nahm beispielsweise die Installation einer Ampelanlage an der Kreuzung Altenaer Straße/“Im Grund“ mehr Zeit in Anspruch.

Schneller gehe es, wenn die Verwaltung selbst tätig werden könne. „Wo wir schnell Abhilfe schaffen können, tun wir das auch“, sagte Wagemeyer und verwies auf das schnell eingerichtete Durchfahrtsverbot für Lkw an der Karlshöhe. Anwohner hatten mehrere Beschädigungen gemeldet, die Lastkraftwagen entlang der schmalen Straße verursacht hatten.

[[ad-placeholder]]