Widersprüche und Zumutungen: Max Uthoff konfrontiert mit Alltags-Erfahrungen

„Alles im Wunderland“ hieß das Programm, mit dem Max Uthoff den Samstagabend im PZ der Gesamtschule bestritt. Es hätte auch „Atemlos“ heißen können. Knapp zwei Stunden, die Pause nicht mitgerechnet, rechnete der Münchner Kabarettist mit Leben und Tod ab, wies auf Widersprüchlichkeiten und Zumutungen hin, die wir aushalten müssen.

Schwarze Kleidung, schwarzer Bühnenvorhang. Keine Deko, kein Accessoire, das ablenkt. Ein Setting, das an eine Trauerrede denken lässt, zumal es eingangs um die eigene Sterblichkeit geht. Bei Uthoff gilt die Konzentration dem Text. Der 57-Jährige rechnet vor, dass ihm gut 7500 Tage bleiben. Denn: mit 78 stirbt der deutsche Mann – statistisch betrachtet.

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Dann lieber pünktlich Schluss als am Ende ohne Geld dazustehen. Besser vorher noch die Musik selbst aussuchen und auch die Trauerrede selbst schreiben, sonst machen es die, die einen nicht kennen: die Verwandten oder der Pfarrer. Und wofür die noch verbleibende Zeit nutzen? Für einen Podcast von Markus Lanz und Richard David Precht? Sie damit verschwenden, ein Programm von Dieter Nuhr in Gänze anzuhören oder ein Interview mit Christian Lindner? – Besser nicht.

Aktienrente nutzt nur Lindners Hochzeitsgästen

Damit wird es nach 35 Minuten politisch. Uthoff, gemeinsam mit Claus von Wagner, Gastgeber der ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“, zeigt die Widersprüche und Zumutungen auf. Würden Frauen für die Sorgearbeit in der Familie bezahlt, gäbe es keine Altersarmut. Das würde sich erst ändern, wenn Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär, selbst das Rüschenkleid einer Siebenjährigen bügeln müsste. Oder: ein gutes Lieferkettengesetz. Es hätte vielleicht den Anzug von FDP-Minister Marco Buschmann etwas teurer gemacht, „aber das kann niemand wollen“.

Foto: Rüdiger Kahlke / LokalDirekt

Von der FDP-forcierten Aktienrente profitieren nur die Hochzeitsgäste von Christian Lindner. – Politik für den Finanzadel. Für Uthoff ist die FDP ein Zeitkiller. Ihren Wählern bietet er an, zu gehen. Das Eintrittsgeld will er erstatten.

Wir reden von Wohnungsmangel, aber die Nutzfläche pro Person ist von 15 Quadratmetern in den 1950-er Jahren auf 47 gestiegen. „Wozu braucht jeder ein eigenes Zimmer, wenn jeder eh nur auf sein Display guckt?“. Und wie soll man Demokratie lernen, wenn man bis zum 18.Lebensjahr nur den Klassensprecher wählen darf, der eh nichts zu melden hat?

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Wie absurd es ist, Grünen ständige Bevormundung und Regulierungswut anzudichten, machte er am Tagesablauf klar. Man beugt sich dem Klingeln des Weckers, der Bedienungsanleitung des Kaffeeautomaten, muss um neun Uhr im Büro sein, weil der Chef es so will. – Vorgaben ohne Ende. Da wird der Rat, weniger Fleisch zu essen oder mal aufs Auto zu verzichten zum dezenten Tipp fürs Überleben.

Sensenmann kommt schneller als der Facharzttermin

Widersprüche und Absurditäten auch in der Energie- und Bildungspolitik, im Gesundheitswesen. Während ein Privatpatient mit braunem Fleck auf der Schulter in wenigen Tagen einen Termin beim Hautarzt bekommt, muss der Kassenpatient fünf Monate warten. – Dann hat vielleicht der Sensenmann schon seine Versichertenkarte eingezogen.

200 Besucher genossen den Kabarett-Abend des KUK-Vereins im PZ. – Foto: Rüdiger Kahlke / LokalDirekt

Es war ein anspruchsvolles Programm, politisch, faktenbasiert. Ein Dauerfeuer an Widersprüchen, Absurditäten, Frustrationserfahrungen. Die etwa 200 Besucher waren, wen wundert es, begeistert. Die, die es eigentlich angeht, kommen nicht zu solchen Veranstaltungen. Uthoffs Schluss-Botschaft mit Blick auf die anstehenden Wahlen am Schluss gilt auch für sie. – Es gibt Millionen Gründe frustriert zu sein, aber keiner rechtfertigt die Wahl von Faschisten.

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