Wiblingwerder Frauenhilfe soll jünger werden

Die Frauenhilfe Wiblingwerde ist noch da und hat eine wichtige Funktion in der Gemeinde – auch in der neu gebildeten Gemeinde Trinitatis Mark. Das war die Botschaft, die Helga Baumann, Vorsitzende der Wiblingwerder Frauenhilfsschwestern, am Sonntag in die Gemeinde trug. Anlässlich des 110-jährigen Bestehens der Gemeinschaft gab es einen kleinen Festgottesdienst.

„Wir machen kein großes Fest. Aber nach Corona und der Unsicherheit, was aus unserer Gemeinde wird, ist dieser Tag schon ein wichtiges Zeichen“, erklärte Baumann. Es sei auch „nur ein halber Geburtstag“. Gegründet wurde die Bewegung nämlich bereits 1899. Die Wiblingwerder wurden 1911 erstmals erwähnt. 1912, also vor 110 Jahren, erhielten sie dann ihre Urkunde von Kaiserin Auguste Viktoria. Diese hängt bis heute im Gemeindehaus.

„Nach der Verleihung der Urkunde konnte die Frauenhilfe Wiblingwerde ihre Tätigkeit nur wenige Jahre lang ausüben. Es gab eine mehrjährige Unterbrechung während und nach dem Ersten Weltkrieg“, erklärte Baumann in ihrer Ansprache im Gottesdienst. Damals wie heute sei das Ziel, Frauen zu fördern sowie die Sichtbarmachung und die Stärkung der Frauenarbeit. „In den Frauenhilfsstunden gab es immer wieder Vorträge mit Themen aus verschiedenen Sachgebieten, wie beispielsweise Gesundheit, Musik, Kriminalprävention, Pflege und Hospizarbeit“, erklärte die Vorsitzende.

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Früher gab es auch Kurzreisen und Freizeiten. „Die Tagesausflüge mussten inzwischen auf Halbtagestouren gekürzt werden, bedingt durch das höhere Alter der Teilnehmerinnen und die schwindende körperliche Belastbarkeit“, berichtete Baumann. Die Corona-Zeit habe zudem viele Einschränkungen mit sich gebracht. Hinzu komme die Neuausrichtung der Gemeinde im Hinblick auf die Fusion mit Altena und Nachrodt zur neuen Kirchengemeinde Trinitatis Mark sowie der Weggang der Pfarrer. „Dennoch ist es uns gelungen, in dieser Zeit ein kleines Konzept von Frauenhilfsarbeit zu erhalten“, freute sich Baumann. So gab es kleine Andachten in der Kirche und im Anschluss Kaffee und Kuchen in der Schönen Aussicht. „Im Gemeindehaus ist das Testzentrum. Da wollten wir die Frauen nicht durch schicken“, sagte die Vorsitzende.

Neue Konzepte entwickeln

Für Baumann ist klar, dass es mit der Frauenhilfsarbeit in Wiblingwerde weiter geht. „Zuerst müssen wir den Mythos besiegen, dass Frauenhilfe nur etwas für ältere Damen ist, die Kaffee trinken und miteinander quatschen“, appellierte Baumann an die Gottesdienstbesucher. Klar gehöre es dazu, alte Freundschaften zu pflegen und Geselligkeit zu genießen. Baumann: „Vieles, was vor ein paar Jahren noch selbstverständlich war, ist inzwischen nicht mehr durchführbar. Wir wissen, dass wir komplett neue Wege gehen müssen, um auch jüngere Frauen zu motivieren, sich in der Frauenhilfe einzubringen.“

Die Gruppenarbeit müsse darauf ausgelegt werden, dass die Berufstätigkeit moderner Frauen und Familienangelegenheiten berücksichtigt würden. Zeitgemäße Themen und Projekte gebe es genug, denn die ursprüngliche Zielrichtung, sich gesellschaftlich, sozial und christlich zu engagieren sei auch nach 110 Jahren noch aktuell. „Nein, Frauenhilfe ist nicht überholt oder überflüssig“, betonte Baumann. Wenn junge und junggebliebene Frauen sich aufmachen würden, ihre eigenen Wünsche und Ideen mitzubringen, dann könnte auch der Überalterung etwas entgegensetzt werden und die Frauenhilfe als starke Gemeinschaft getrost in die Zukunft blicken.

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