Wenig Enthusiasmus für Radwegenetz

Das Thema Radweg ist gerade kein beliebtes in der Gemeinde. Der geplante Bau des Radwegs zwischen ehemals Böhland und katholischer Kirche soll unbedingt verschoben werden, weil noch mehr Stau durch Ampeln und Sperrungen nicht mehr vertretbar seinen. Und genau in diesem Moment geht es im Planungs- und Bauausschuss um noch mehr Radverkehr.

Dominik Tönnes vom Kölner Planungsbüro Via hatte es nicht leicht. Zwar hörten sich die Politiker seinen sehr ausführlichen Bericht geduldig an, aber es fehlte letztlich am Enthusiasmus. Kurz gesagt: Toller Plan, aber an eine zeitnahe und gute Umsetzung glaubt niemand. Dafür seien viel zu viele Variablen im Spiel. Unter anderem fielen Schreckenswörter wie Grunderwerb und Planfeststellungsverfahren. Genau daran scheitert aktuell ein schneller Brückenneubau über die Lenne. Sebastian Brinker (CDU) brachte die Gedanken der Anwesenden auf den Punkt. „Toller Plan, aber letztlich sind es die gleichen, die die Wege bauen würden, die sie jetzt auch schon nicht bauen.“

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149 Millionen Euro sind im Übrigen dafür vom Kreistag bewilligt worden. Um den Plan realisieren zu können, wird unter anderem die Stelle eines Radfahrbeauftragten geschaffen. Durch die Entwicklung eines alltagsfähigen Radverkehrsnetzes zwischen den Kommunen innerhalb des Märkischen Kreises sowie den benachbarten Kreise sollen laut Masterplan insbesondere Pendelnde zu einem Umstieg vom Auto auf das Fahrrad motiviert werden. Nachrodt-Wiblingwerde ist mit zwei Strecken im Plan enthalten. Einmal mit der L692 zwischen Lüdenscheid und Nachrodt und dann noch einmal mit der B236 zwischen Altena und Letmathe. „Die mittlere Wegelänge von Fahrrad-Nutzenden in Deutschland liegt
nach einer Studie heute bei 3,7 Kilometern, von Pedelec-Nutzenden bei 6,1 Kilometern. Reichweiten von 10 bis 20 Kilometern, insbesondere unter dem Eindruck der zunehmenden Verbreitung von Pedelecs, sind aber bereits jetzt keine Seltenheit mehr“, erklärte Tönnes.

So könnte das Radwegenetz später einmal aussehen. – Karte: Planungsbüro Via

Eine wesentliche Aufgabe des Masterplans sei die Entwicklung eines interkommunalen, kreisweiten sowie baulastträgerübergreifenden Radverkehrsnetzes. Dieses solle hierarchisch aufgebaut sein und setze seinen Fokus auf den Alltagsradverkehr. Die Netzplanung sei folgenden Handlungszielen verpflichtet:
1. Zusammenhänge über Gemeindegrenzen hinweg herstellen und Verbindungen zu den Nachbarkreisen sicherstellen
2. Reiseweiten im Radverkehr erhöhen
3. Zielgruppenorientierte Angebote für den Alltagsradverkehr ermöglichen
4. Durchgängigkeit und Ausbaustandard der Infrastruktur sollen dazu beitragen, dass auch eine gefahrlose Pedelec-Nutzung möglich ist.

Am Minikreisverkehr an der Kirchstraße wird es noch einige Änderungen geben, um mehr Sicherheit für Radfahrer zu schaffen. – Foto: Planungsbüro Via

Wie das ganze Vorhaben umgesetzt werden könnte, steht ebenfalls im Plan. Natürlich können nicht überall Radwege gebaut werden. An der Wiblingwerder Straße beispielsweise werde ein Mischverkehr bevorzugt. Die Auswertung einer Verkehrsanalyse habe ergeben, dass die Radfahrer problemlos gemeinsam mit dem Autoverkehr die Fahrbahn nutzen könnten. Allerdings wäre hier eine Absenkung der Geschwindigkeit auf Tempo 30 zu prüfen. Und auch auf allen anderen Gemeindestraßen, die in den Plan fallen, wären keine Maßnahmen erforderlich.

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Handlungsbedarf gebe es aktuell lediglich am Mini-Kreisverkehr im Kreuzungsbereich Kirchstraße/Von-Bodelschwingh-Straße. Dort sei die Kreisfahrbahn überdimensioniert und sollte durch Vergrößerung der Kreisverkehrsinsel auf eine Breite von mindestens fünf Meter reduziert werden. Gleichzeitig könnten die Nebenanlagen für den Fußverkehr ausgebaut werden. Hierdurch erreiche der Außendurchmesser die zulässige Größe für einen sogenannten Minikreisverkehr. Die Gemeinde weist jedoch darauf hin, dass der Kreisverkehr Schwerlastverkehr aufnehmen muss. Zum einen war dies während der Erstellung des Plans erforderlich, weil dieser aufgrund der Sprengung der Felsnase und der damit verbundenen Sperrung für den Schwerlastverkehr als Wendemöglichkeit diente. Zum anderen müsse unter anderem das Pflegeheim regelmäßig mit Lkw beliefert werden. Der Kreisverkehr wird beziehungsweise wurde nun entsprechend verändert. Allerdings nicht auf Gemeindekosten. „Während der Sperrung haben die Lkw den Kreisverkehr zerstört. Daher sorgt der Landesbetrieb für die Instandsetzung und auch für die Umsetzung des Radwegekonzepts in diesem Bereich“, erklärt Sebastian Putz.

Eine deutlich größere Baustelle seien die L692 und die B236. Auch hier sei der Landesbetrieb in der Pflicht und nicht die Gemeinde. Und genau das ist es, was den Ausschussmitgliedern Sorge bereitet. Niemand sehe eine zeitnahe Umsetzung. Konkrete Aussagen zu zeitlichen Zielen konnte Tönnes nicht geben.

Der komplette Masterplan Radwegenetz ist im Ratsinformationssystem der Gemeinde öffentlich einsehbar.

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