Warnstreiks in Iserlohn: Deutliches Signal an Arbeitgeber

Der Öffentliche Dienst geht in dieser Woche zu Warnstreiks auf die Straße. In Iserlohn beteiligten sich am Mittwochvormittag rund 450 Beschäftigte, darunter auch Arbeitnehmer der MVG.

„Ich bin sehr zufrieden. Das war ein guter Auftakt in Iserlohn. Die Leute sind motiviert und sichtlich sauer auf ihre Arbeitgeber.“ Dieses Fazit zog Bettina Schwerdt, stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin von Verdi-Südwestfalen. Mehr als 450 Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst hatten sich auf dem Alten Rathausplatz in Iserlohn versammelt, um in der laufenden Tarifrunde lautstark ihren Forderungen nach 10,5 Prozent Gehaltserhöhung, mindestens aber 500 Euro, Nachdruck zu verleihen.

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Beteiligt waren die Streikenden der Stadtverwaltung Iserlohn. Sie hatten sich auf dem Rathaus-Vorplatz am Schillerplatz getroffen und waren lautstark per Demonstrationszug durch die Einkaufsstraße zum Versammlungsort gelaufen. Dort trafen sie auf die Kollegen von den Stadtbetrieben Iserlohn/Hemer, der OGS Iserlohn, aus einigen Kitas und von der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG). Die MVG war in Iserlohn mit etwa 130 Personen vor Ort. Die waren unter anderem mit eingesetzten Bussen von der Zentrale aus Lüdenscheid sowie dem Standort Plettenberg angereist.

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Bettina Schwerdt erinnerte in ihrer Rede an das Motto der laufenden Tarifrunde: „Zusammen geht mehr.“ Das hatte auch der Jugendelternrat der Stadt Iserlohn aufgegriffen und am Vorabend per Pressemitteilung eine Solidaritätsbotschaft an die Streikenden gesendet. Die Tarifauseinandersetzungen der vergangenen Jahre seien stets von Krisen begleitet gewesen, so die Verdi-Funktionärin. Sie nannte die Corona-Pandemie, die Flutkatastrophe, den Krieg in der Ukraine und jetzt das Erdbeben in der Türkei. „Spendet für die Türkei“, rief sie den Teilnehmenden auf dem Alten Rathausplatz zu. Verdi beteilige sich an der Aktion „Gewerkschaften helfen.“

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Elke Dieckmann, Vertreterin der OGS Iserlohn, beklagte in ihrem Beitrag den Personalmangel im Offenen Ganztag. „16 Stellen sind zurzeit nicht besetzt. Das führt zu einer großen Arbeitsbelastung und zwangsläufig zu einem hohen Krankenstand. Großgruppen mit bis zu 50 Kindern sind keine Seltenheit.“ Leidenschaftlich wurde es dann beim Beitrag von Ulrich Goltz, Personalrat bei der Stadt Iserlohn. „Uns hat man als billige Arbeitskräfte verkauft und verarscht. Die öffentlichen Haushalte stehen in der Krise. Wir etwa nicht?“, rief er in die Menge. Problem sei die unzureichende Finanzausstattung der öffentlichen Haushalte.

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Von den Arbeitgebern würden nur „Judas Silberlinge“ angeboten. „Dabei waren wir es, die die BRD in der Krise zusammengehalten haben. Klatschen war gestern, jetzt muss die angemessene Bezahlung folgen“, forderte der Personalrat. „Machen wir uns nichts vor: Dieser Tarifkonflikt wird auf der Straße ausgetragen“, stimmte Glotz seine streikenden Kollegen auf einen „harten Arbeitskampf“ ein.

Das sieht auch Matthias Fischer nicht anders. Der Betriebsratsvorsitzende der Märkischen Verkehrsgesellschaft (MVG) sprach sich für einen Mindestbeitrag von 500 Euro pro Monat aus. Das Einstiegsgehalt für einen Busfahrer liege bei der MVG bei 2694 Euro brutto, erklärte Fischer auf Nachfrage. Da müsse man schon genau rechnen im Monat. „60 bis 70 Fahrer hören bei uns in den nächsten Jahren altersbedingt auf. Da wird es schwer, Ersatz zu bekommen. Eine gerechte Bezahlung sei deshalb unverzichtbar als Hilfe.“

Bettina Schwedt: „Vor der zweiten Verhandlungsrunde am 22./23. Februar werden wir den Druck auf die Arbeitgeber vielerorts erhöhen müssen, damit sie ein verhandlungsfähiges Angebot auf den Tisch legen.“ Von Iserlohn sei jedenfalls ein deutliches Signal an die öffentlichen Arbeitgeber ausgegangen.

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