Waldbrand in Belkenscheid: Einsatzkräfte proben Ernstfall

Es war zwar nur eine Übung, die aber trotzdem jederzeit real werden kann: Waldbrand auf gerodeten Flächen.

Kierspe. Die Technischen Hilfswerke und die Feuerwehr arbeiten regelmäßig Hand in Hand. Bei Großeinsätzen unterstützt das THW beispielsweise mit umfangreicher Ausleuchtung von Einsatzstellen, wo die Kapazitäten der Feuerwehr nicht mehr ausreichen. Die statische Absicherung von Gebäuden ist eine Aufgabe, die komplett in das Resort des THW fällt. Immer häufiger kommt es zu Einsatzlagen, wo beide Hilfsorganisationen gefordert sind: Schwere Waldbrände, bei denen die Versorgung mit Löschwasser eine komplexe Aufgabe darstellt. Ein solcher Einsatz wurde am Samstag in Kierspe geprobt. Beteiligt war der THW Ortsverband Halver, die Kiersper Feuerwehr mit dem Löschzug 4, aber auch Kräften des LZ 1.

Dazu kam „überörtliche“ Hilfe der Meinerzhagener Wehr und obendrein von drei Landwirten. Die Aufgabenstellung: möglichst viel Wasser in ein Waldgebiet zu bekommen. In diesem Fall „spielte“ der Waldbrand in Belkenscheid.

Die eigentliche Brandbekämpfung war eher nebensächlich. Die Übung zielte auf die Logistik ab. Und hier konnten die 16 Kräfte vom Halveraner THW punkten. Ihre Trümpfe: Eine leistungsfähige Pumpe und ein Faltbecken. Im Grunde nichts, was die Feuerwehr nicht selbst hätte. Doch der Wasserbehälter des Technischen Hilfswerkes fasst mindestens 15 000 Liter und die Pumpe füllt das Becken in kürzester Zeit. 5000 Liter fördert das Hochleistungsgerät pro Minute. In diesem Fall aus der Volme, denn das THW durfte sich auf dem Gelände der Firma Pollmann an der Hagener Straße niederlassen. Um derartige Mengen zu fördern, muss der Wasserstand schon ausreichend sein. Am Samstag klappte das einigermaßen.

„Wir bekommen die Pumpe ausgelastet, aber weiter flussabwärts wird der Pegel schon spürbar niedriger sein“, schätzt einer der Pumpen-Maschinisten. Für die Übung reichte es aber. Und so wurde das Faltbecken immer wieder bis zum Rand vollgemacht.

Hier würden vorrangig Feuerwehrfahrzeuge mit eigenem Tank selbigen auffüllen und im Pendelverkehr in den Wald fahren. Diesmal wurden aber Trecker befüllt, die mit Gülle-Fässern erhebliche Kapazitäten boten: „Wir haben zweimal je 7000 Liter und einmal 10 000“, bezifferte einer der beteiligten Landwirte das Leistungsvermögen und räumte mit einer Sorge auf: „Wir haben die Fässer zweimal ausgespült, das Wasser kommt da sauber wieder heraus.“ Löschwasser mit Gülle-Geruch war also kein Thema.

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Im Zielgebiet wurde klar, dass diese Wassermengen auch schnell verbraucht sind. Zunächst wurden die Tanks in ein kleineres Faltbecken umgefüllt, mit denen die Meinerzhagener Wehr an der Übung beteiligt war. Für das kühle Nass stand nun die Weiterreise im Schlauch an und der war lang: Rund 600 Meter, eine Distanz, die hinsichtlich Fassungsvermögen und Druckverluste einen erheblichen Kalkulationsfaktor darstellt.

Schlussendlich kam das dritte Faltbecken zum Einsatz, diesmal von der Kiersper Feuer und mit einem Fassungsvermögen von 5000 Litern.

Eine Gruppe von Wehrleuten hatte nun die Aufgabe, zur Simulation den Hang zu wässern – bei übungsfreundlichem Wetter und einer weitreichenden Aussicht. Keinesfalls sinkt dadurch die Brandgefahr, denn das, was nun auf dem Waldboden liegt, ist vergleichsweise leichtentzündlich.

Die Übung hat ihren Zweck voll und ganz erfüllt: Die Einsatzkräfte haben unter Beweis gestellt, dass sie hervorragend zusammenarbeiten können – auch mit eher unkonventionellen Geräten wie den Gülle-Fässern. Der eine oder andere Handgriff geht dank Training nun noch routinierter. Dass das Gelernte nun schnell in die Praxis umgesetzt wird, hofft niemand. Aber Illusionen macht sich diesbezüglich wohl niemand: Der nächste Waldbrand wird vermutlich kommen.