Von Unterlegscheibe bis Rasenmäher – Fachgeschäft Clever schließt

"U zwei“, sagt Silvia Clever spontan auf die Frage nach dem kleinsten Artikel. Gemeint ist eine kleine Unterlegscheibe mit zwei Millimeter großer Bohrung. Großflächig hängen kleine Behälter an der Wand. Darin: Unterlegscheiben, Schrauben, Dübel, Haken. Das Sortiment der Clever KG in Kierspe umfasst 15.000 Artikel. Ein Fachgeschäft mit einem Alleinstellungsmerkmal, ein Unternehmen mit fast 100-jähriger Geschichte. Einer Geschichte, die nun enden soll.

 „Werkzeuge, Eisenwaren, Gartentechnik“. Dafür steht die Clever KG in Kierspe. Besser: stand. „Spätestens Ende Oktober wird endgültig Schluss sein“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Clever. „Der Plan war, noch drei, vier Jahre zu machen“, sagt er. Aus Altersgründen, aber auch weil der Sohn beruflich andere Pläne hatte, als die Nachfolge anzutreten. Als dann ein Angebot kam, das Gebäude zu übernehmen, fiel die Entscheidung den Laden zu schließen, den Fritz Clever 1926 gegründet hatte. Schon vorher war der Schmiedemeister in Sachen Eisen aktiv gewesen, erinnert sich Hans-Joachim Clever, der selbst seit 34 Jahren im Betrieb ist.

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1958 wurde ein kleiner Verkaufspavillon an der Kölner Straße eröffnet. 1964 übernahmen Willi und Helmut Clever Schmiede und Bauschlosserei. 1967 wurde das Gebäude aufgestockt, unten Schmiede, oben Eisenwaren. Porzellan und Geschenkartikel kamen an der Kölner Straße hinzu. Anfang der 2000er Jahre wurde die Porzellanabteilung geschlossen – „Es lohnte sich nicht mehr“, bilanziert der Geschäftsführer. 1992 wurde bereits die Schmiede geschlossen und in einen Laden umgewandelt.

Mit Service Baumärkten getrotzt

Geblieben sind Werkzeuge, Eisenwaren, Maschinen und Gartengeräte. Die Produktpalette reicht von der Zwei-Millimeter-Scheibe bis zum Rasenmäher. Clever wurde das Fachgeschäft für Hand- und Heimwerkerbedarf. „Motto: geht nicht, gibt’s nicht… Versuchen aber immer Kunden zu helfen“, bewerteten Kunden im Internet Geschäft und Service. Ein anderer bedauerte, dass der Haushaltsladen geschlossen wurde, aber lobte: „Im Eisenhandel bekommt man aber alles, von der Schraube über die Sicherheitsschuhe bis hin zum Kärcher.“ „Wir haben viele Kunden, die nach Bedarf kaufen“, sahen die Inhaber durchaus Chancen für ihr Konzept. Clevers setzten auf den stationären Handel. Die Geschäfte liefen gut. „Die Baumärkte haben uns nicht geschadet“, weiß Hans-Joachim Clever. Auch Handwerker wollten nicht ganze Gebinde kaufen, wie Baumärkte sie vorhalten. Zudem habe man „vom Service gelebt“, einer „Waffe gegen die Baumärkte“. Das sei honoriert worden, blickt Hans-Joachim Clever mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

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Zum Auf und Ab im Geschäftsleben gehören für ihn auch Wandel, Anpassung, schnelle Reaktion. So war der Kiersper Laden bundesweit der „erste Paketshop für UPS“, erinnert sich der Geschäftsführer. In Spitzenzeiten, etwa zu Weihnachten, wurden bis zu 400 Pakete am Tag verschickt. Und als vor 35 Jahren die Mauer fiel, waren die Kiersper einer der ersten Bosch-Händler für Profi-Geräte. „Die Leute haben uns die Tür eingerannt, Jeder wollte deutsche Qualitätswaren haben. Das waren schon tolle Zeiten“, blickt Hans-Joachim Clever zurück.

Silvia Clever kennt sich im Laden bestens aus. – Foto: Rüdiger Kahlke / LokalDirekt

Neben dem Angebot hätten die Kunden auch die Atmosphäre geschätzt. Er habe schon gehört, dass die Kunden das vermissen werden, dass ihnen der Austausch fehlen werde. Immerhin, den Service für Gartengeräte gibt es weiterhin. Den hat die Landtechnik Timo Meier übernommen.

Hans-Joachim Clever räumt ein, dass sich mit der Schließung des Lades für einige erstmal eine Lücke auftun werde. Für sich hat der gelernte Forstwirt eine Lösung. „Die Liebe zum Wald ist geblieben“, sagt er. Wenn die Arbeit im Laden wegfällt, will er sich intensiver um seinen Wald kümmern. „Es wird nicht langweilig“, ist er sich sicher.

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