Vom kleinen Eilerde in die große Welt

Was klein begann, ist inzwischen ziemlich groß - zumindest inhaltlich. Seit 25 Jahren werden in Eilerde Spezialwerkzeuge für die Industrie hergestellt. Die Firma "Cut It" von Jörg Benscheidt fertigt nach Kundenwunsch modernste Maschinenteile für den Werkzeug- und Formanbau an.

Es ist idyllisch. Es geht vorbei an Kühen, Pferden und Schafen. Entlang von Wiesen und einem kleinen Löschteich. Doch die Straße wird immer schmaler. Der Familien-Van passt gerade so durch die Sträßchen Eilerdes. „Wer denkt, er ist völlig falsch, ist vermutlich auf dem richtigen Weg“, sagt Firmeninhaber Jörg Benscheidt lachend. Alte Häuser sorgen derweil für dörflichen Charme – und das trotz des Regens. Der Termin ist in einem Hightech-Unternehmen. Alles, was man hier erwartet, ist vielleicht noch ein Bauernhof. „Sie haben Ihr Ziel erreicht“, sagt das Navigationsgerät. Ziel, wo? Man muss schon ganz genau hinschauen. Klein und unscheinbar liegt sie da, die Firma „Cut It“. Am äußersten Ende des Dorfes.

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„Das hier war tatsächlich mal ein kleiner Bauernhof“, erzählt Jörg Benscheidt bei der Begrüßung. Jetzt habe es mit Landwirtschaft gar nichts mehr zu tun. „Vom Bauernhof zur Hightech-Bude trifft es wohl ganz gut“, sagt der Chef. Insgesamt arbeiten dort fünf Personen. Jörg Benscheidt, seine Frau Christina, sein Sohn Marcel und zwei weitere Mitarbeiter. „Quasi als verlängerte Werkbank fertigen wir auf modernsten Maschinen Teile für den Werkzeug- und Formenbau sowie Prototypen und Kleinserien für den Maschinenbau“, erklärt der Chef. Das versteht auch noch der Laie. Doch dann geht es los. Es geht um CNC-Fräsen, Pressmaschinen mit 42.000 Umdrehungen, vier- und fünffach Achsenbearbeitungen und vieles mehr. Ok, das ist definitiv speziell. Aber wofür das Ganze? „Also eigentlich kann man sagen, immer wenn wir irgendwo sind, finden wir irgendetwas, dass mit Werkzeugen aus unserem Bau gefertigt wurde“, sagt Benscheidt.

Mit modernsten Maschinen werden die Werkzeuge hergestellt. – Foto: Machelett

Zum Beispiel stammen die Werkzeuge für viele Haltegriffe im Inneren von bekannten deutschen Autos aus Eilerde. „Man denkt, das wäre so einfach. Aber selbst so ein ganz schlichter Griff besteht aus vielen kleinen Teilen. Da werden schnell 20 und mehr Werkzeuge für gebraucht“, sagt Benscheidt. Aber auch für die Gesundheitsbranche sind die Eilerder tätig. Viele Schienen für Knöchel, Hände oder Rücken werden mit Werkzeugen aus der Doppelgemeinde hergestellt. Als weitere Beispiele nennt Benscheidt die Spielzeugindustrie und die Hightech Elektrobranche. „Dadurch das wir ein kleines und sehr spezialisiertes Unternehmen sind, können wir ganz individuell auf Kundenwünsche eingehen“, erklärt der Inhaber. Und das hat sich herumgesprochen. Denn inzwischen liefern die Eilerder ihre Werkzeuge nicht nur in die umliegenden Städte, sondern deutschlandweit und ins benachbarte Ausland.

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Nicht selten dauere die Herstellung eines Werkzeugs 60 bis 70 Arbeitsstunden. Alles beginne mit der Lieferung der Daten. „Das Unternehmen schickt uns Pläne, was sie gerne hätten. Dann beginne ich am Computer mit der Konstruktion“, erzählt Benscheidt. Ist die Planung fertig, geht das Projekt weiter an seine Mitarbeiter. Die Programmieren dann die Maschinen und starten sie.

Fertigen können die Eilerder die Produkte aus Aluminiumlegierungen, Stahl, Kupfer, Wolframkupfer, Graphit, VA-Legierungen und Kunststoffen. „Das Besondere an unseren Maschinen ist, dass sie aus allen Winkeln arbeiten können – und bis 0,2 Millimeter Durchmesser. Das ist so dick wie etwa vier Menschenhaare übereinander. Eine Lupe oder ein Mikroskop sind da schon erforderlich“, berichtet der Chef. Bis zu 200 verschiedene Werkzeuge werden pro Jahr in Eilerde gefertigt.

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