Von der Bruchbude zur Seniorenresidenz

Von der Bruchbude, die am besten abgerissen wird, zur attraktiven Zukunftsinvestition im Wert von mehr als 2 Millionen Euro. Durch eine Verkaufsanzeige ist das heruntergekommene Kreckelhaus wieder in aller Munde.

Keine Frage: Das Kreckelhaus an der Kirchstraße ist einer der großen Schandflecken in Nachrodt-Wiblingwerde und es wäre eine gute Nachricht, wenn es einen Käufer gäbe, der das Gebäude renoviert und saniert. Seit mehr als 23 Jahren steht es leer und gammelt vor sich hin. Die Fenster sind teilweise zerbrochen, die Wände im Inneren zerschlagen. Rohre, Leitungen und Lampen wurden von Vandalen schon vor Jahren herausgerissen. Auf der Dachterrasse wuchsen zwischenzeitlich sogar Bäume. Auch Obdachlose hatten sich in den vergangenen Jahren dort schon einen Unterschlupf errichtet. Als die Gefahren zu groß wurden, wurde das Gebäude vom Märkischen Kreis mit Bauzäunen gesperrt.

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Nun taucht das Objekt wieder bei Ebay Kleinanzeigen auf. Eine Seniorenresidenz mit 32 Wohneinheiten á 89,93 Quadratmetern könnte dort entstehen. Hinzu kommen zwei Gewerbeeinheiten mit insgesamt 240,21 Quadratmetern. „Das Objekt ist renovierungsbedürftig“, heißt es in der Anzeige. Viel mehr muss es vermutlich kernsaniert werden. Wobei in der Vergangenheit immer betont wurde, dass die Bausubstanz an sich gut sei. Zwischenzeitlich war das Gebäude, beziehungsweise das Grundstück, sogar als neues Amtshaus im Gespräch. Die Idee wurde allerdings schnell verworfen, da ein Abriss und Neubau nicht wirtschaftlich gewesen wären.

Das Kreckelhaus wurde inzwischen komplett abgesperrt. – Foto: Machelett

In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Gespräche über mögliche Seniorenwohnungen in dem Gebäude. Einmal führte ein Investor sogar bereits Bewerbungsgespräche mit möglichen Mitarbeitern für die Senioreneinrichtungen. So plötzlich wie dieser aufgetaucht war, verschwand er jedoch auch wieder.

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Die Bewerber hörten nichts mehr. Nun sind erneut Seniorenwohnungen im Gespräch. „Es besteht die Möglichkeit, das Objekt zu Seniorenwohnungen umzubauen. Eine mündliche Bestätigung vom Bauamt liegt vor“, heißt es in der Anzeige weiter. Die Frage ist allerdings, von welchem Bauamt. „Also von unserem sicherlich nicht. Wenn es um so etwas geht, ist der Kreis dafür zuständig“, erklärte Bürgermeisterin Birgit Tupat. Aber auch der Kreis winkt ab. „Der Unteren Bauaufsichtsbehörde ist keine solche Bauvoranfrage zu einer Seniorenresidenz bekannt“, erklärt Ulla Erkens, Pressesprecherin des Märkischen Kreises. Entsprechend gäbe es auch keine rechtsverbindliche Zusage des Märkischen Kreises.

Die Nachrodt-Wiblingwerder würden es begrüßen, wenn das Kreckelhaus saniert würde. – Foto: Machelett

Grundsätzlich sei es möglich, dass ein Investor eine solche Bauvoranfrage stelle. „Jede natürliche Person kann für jede beliebige Liegenschaft in Deutschland bei der zuständigen Bauaufsichtsbehörde zum Beispiel einen Bauantrag stellen und bei unterstellter Zulässigkeit auch eine Genehmigung erhalten“, erklärt Erkens. In der Regel seien die Antragsunterlagen durch entsprechend ausgebildete Personen; sprich durch vorlageberechtigte Entwurfsverfasser – wie zum Beispiel Architekten – zu fertigen. „Grundlegend wäre für den Antragsteller dann immer die Frage zu beantworten, ob er die erteilte Baugenehmigung ausnutzen, also umsetzen, kann. Eine Baugenehmigung wird stets unbeschadet der Rechte Dritter erteilt“, betont die Pressesprecherin. Gehöre die Liegenschaft also einem Dritten, so könne eine Baugenehmigung ohne dessen Zustimmung nicht ausgenutzt werden. Üblich seien solche Bauantragstellungen nicht. „Theoretisch aber denkbar“, sagt Erkens.

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Weiter heißt es in der Verkaufsanzeige, dass für den Fall, dass dort Seniorenwohnungen entstehen, Interesse vom „Pflegeservice der Stadt, sich die Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss anzumieten“ bestünde. Da die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde keinen „Pflegeservice“ betreibt, ist unklar, um wen es sich dabei handeln könnte. Seitens des Nachrodter Hofs, des Perthes Hauses und des ambulanten Pflegedienstes Awia gebe es keine Absichten, dort einziehen zu wollen, wie alle drei Einrichtungsleitungen auf Anfrage berichten. Wer damit gemeint sein könnte, ist somit unklar.

Laut Anzeige könne in der Tiefgarage eine weitere große Baufläche entstehen. – Foto: Machelett

Des Weiteren könne laut Anzeige durch den Ausbau der Tiefgarage eine weitere, circa 1000 Quadratmeter große, Baufläche entstehen. Auf Nachfrage erklärt Erkens, dass dies jedoch nicht ohne Prüfung möglich ist. „Die notwendigen (also für die Nutzung/en erforderlichen Stellplätze) müssen im Antragsverfahren im erforderlichen Umfang nachgewiesen werden. Sofern sich das Grundstück dafür eignet und andere Vorschriften (zum Beispiel Bebauungsplan) nicht entgegenstehen, können die Stellplätze auch im Freien auf dem eigenen Flurstück/Grundstück nachgewiesen werden“, heißt es in der Stellungnahme des Märkischen Kreises. Ob die Tiefgarage zu Nutzflächen geändert werden kann, sei durch den planenden Architekten zu untersuchen und im Antragsverfahren nachzuweisen. Beispielsweise könnten öffentlich rechtliche Vorschriften dem Vorhaben entgegenstehen, dazu zählen unter anderem Regelungen in einem Bebauungsplan oder bauordnungsrechtliche Gründe im Hinblick auf Belüftung, Belichtung, lichte Raumhöhen oder den Brandschutz betreffend.

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Laut Ebay Kleinanzeigen ist das Kreckelhaus derzeit reserviert. Es scheint also einen Interessenten zu geben. So wie es jetzt ist, soll es 800.000 Euro kosten. Aber es könne auch ein wie oben beschriebener Ausbau erfolgen. Dann ginge das Haus für 2,175 Millionen Euro über den Tisch. Wer der aktuelle Verkäufer ist, ist nicht bekannt. Auf die Anfragen von LokalDirekt zu den oben beschriebenen Problemen reagierte der Anbieter nicht. Weder auf eine allgemeine Anfrage zum Stand der Dinge am 10. Januar noch zu den spezifischen Fragen, die im Lauf der Recherche aufkamen.

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