Volker Kutscher im Interview

Aus Anlass der Theateradaption von Volker Kutschers Rath-Roman "Marlow", die am Donnerstag, 7. April, im Kulturhaus Lüdenscheid aufgeführt wurde, war der Autor zu einem Interview mit LokalDirekt bereit.

Volker Kutscher, Jahrgang 1962, wuchs in der bergischen Nachbarstadt Wipperfürth auf. Nach dem Studium arbeitete er zunächst als Tageszeitungsredakteur in Köln und in Wipperfürth, bevor er sich hauptberuflich dem Romanschreiben widmete. Heute lebt Volker Kutscher in Köln und Berlin. Erste Schriftstellertätigen fanden bereits in seiner Redakteurszeit statt: Zusammen mit dem Drehbuchautor und Schriftsteller Christian Schnalke schrieb er 1996 seinen ersten Bergischen Krimi „Bullenmord“.
Die Krimi-Reihe um Gereon Rath, der in den späten 20er und frühen 30er Jahre in Berlin ermittelt, nahm mit „Der nasse Fisch“ 2007 seinen Anfang. Und spätestens seit der filmischen Umsetzung durch die TV-Serie „Babylon Berlin“ kennt man den Namen „Volker Kutscher“ in der Welt.

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LokalDirekt: Da wir schon seit Jugendzeiten gute Freunde sind, gehe ich nicht ins förmlich „Sie“ über, sondern bleibe beim „Du“.

Volker Kutscher: Ja, klar.

LD: Volker, hast Du dir die Theateradaption von „Marlow“ angeschaut?

VK: Bislang noch nicht. Ich hatte auch keinen Kontakt zu Jeannette Mohr, die den Roman umgearbeitet hat. Ich weiß nur, dass das Stück im Herbst 2020 Premiere in Castrop-Rauxel hatte und das Bühnenbild aus gestapelten Aktenkisten besteht. Und dass es, jedenfalls in Lüdenscheid, wie du mir sagst, wohl gut angekommen ist. Zur Theater-Premiere von „Olympia“ im Januar diesen Jahres in Hamburg am Altonaer Theater war ich eingeladen, hatte aber keine Zeit. Ich habe also leider noch keine einzige Theater-Adaption meines Stoffes gesehen.

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LD: Interessierst Du dich denn überhaupt dafür, was aus deinen Vorlagen gemacht wird oder bist Du so wie einige andere Autoren, die mit Adaptionen jedweder Form komplett nichts zu tun haben wollen?

VK: Nein, ich freue mich über jede gelungene Adaption. Es ist doch total spannend, wenn der eigene Stoff andere kreative Köpfe inspiriert, daraus etwas Eigenes zu machen. Ich bin schon neugierig, was aus meinen Ideen und Vorlagen entsteht. Ich wäre auch mit dir ins Kulturhaus Lüdenscheid gegangen, wenn es terminlich gepasst hätte. Aber im Moment bin ich in Berlin und konzentriere mich aktuell auf die Fertigstellung meines neunten Rath-Romans.

LD: Gab es denn Adaptionen, die dir gefallen haben?

VK: Ja, natürlich. Alle reden immer nur von der TV-Serie, aber ich bin zum Beispiel auch ein großer Fan der Hörspiele, die ebenfalls vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk produziert wurden. Und dann gibt es da noch die Comic-Adaption zu „Der nasse Fisch“, die ist grandios. Ich bin sehr froh, dass Arne Jysch, der den Comic geschrieben und gezeichnet hat, aktuell auch an einer Umsetzung meines zweiten Rath-Romans „Der stumme Tod“ als Comic arbeitet. Die ersten Panels sind vielversprechend.

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LD: Hatte der große Erfolg der TV-Serie „Babylon Berlin“, die auf deinen Romanen basiert, Einfluss auf deine weiteren Rath-Geschichten?

VK: Nein, überhaupt nicht. Ich hatte, zugegeben, vor der Ausstrahlung der ersten Staffel tatsächlich ein bisschen Angst, dass die Fernsehbilder womöglich die Bilder in meinem Kopf überlagern könnten. Das ist aber nicht geschehen, und das liegt zum einen daran, dass der Rath-Kosmos in meiner Fantasie doch schon ziemlich gefestigt ist — immerhin schreibe ich seit nunmehr 17 Jahren an den Romanen. Und zum anderen nimmt sich die Fernsehserie ja auch große Freiheiten, erzählt die Rath-Welt ganz anders. Mein Projekt aber ist die Romanreihe, und die ist noch nicht fertig; es sollen insgesamt zehn werden, jetzt schreibe ich gerade an Nummer neun. Deshalb wirke ich auch nicht am Drehbuch mit und habe den drei Autoren und Regisseuren von „Babylon Berlin“ bewusst große Freiheiten eingeräumt. Die machen ihr Projekt, ich mache meines. Ich war schon involviert, war am Set und habe die Dreharbeiten verfolgt, aber meinen Fokus habe ich immer auf meine Romanwelt gerichtet.

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LD: Wie heißt denn dein neuer Rath-Roman und wann soll er erscheinen?

VK: Das Buch heißt „Transatlantik“ und spielt im Jahr 1937. Das Cover lässt vielleicht schon erahnen, warum es unter anderem gehen wird. Der Erscheinungstermin ist für Oktober avisiert, aber im Moment schreibe ich noch. Mit der Umsetzung habe ich auch erst relativ spät anfangen können, da  die Recherche infolge des Corona-Lockdowns sehr schwierig war, weil Bibliotheken und Archive eine lange Zeit komplett geschlossen oder nur begrenzt zugänglich waren. In der Zeit habe ich mich dann anderen Projekten zugewandt.

LD: Wie etwa „Mitte“, dem zweiten Band in Zusammenarbeit mit der Berliner Illustratorin Kat Menschik, der im November 2021 erschienen ist?

VK: Ja, genau. Auch eine Zusammenarbeit, die mir großen Spaß macht. Aber es wird im Herbst auch ein Krimi-Game mit dem Titel „Der nasse Fisch“ von Jens Schumacher geben, das Arne Jysch, der Comic-Autor, grafisch gestaltet  hat. Da wird eine richtige Geschichte erzählt, eine Nebengeschichte meines Romans „Der nasse Fisch“, und die Zusammenarbeit mit Jens und Arne war großartig. Auch ein Spiel kann ja eine Geschichte erzählen, und das tun wir hier. Die Spieler entscheiden allerdings, je nach Kombinationsgeschick, wie diese Geschichte ausgeht.

LD: Volker, dank dir für das Gespräch.

VK: Gerne.

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