Die ukrainischen Frauen sind stark und verlieren schier nie ihren Lebensmut. Seit Monaten sind sie bereits fern der Heimat. Getrennt von Familie und Freunden. Die Männer kämpfen an der Front. Längst haben die Kinder realisiert, dass das kein Urlaubstrip ist. Sie stellen Fragen. Wo ist Papa? Gerade an Weihnachten. Die Mütter versuchen fröhlich zu sein. Für die Kinder. Aber es gibt Momente, da werden auch sie einfach von ihren Gefühlen übermannt. Tränen fließen.
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Weihnachten, das Fest der Familie, ist für einige Flüchtlingsfamilien nur schwer zu ertragen. So war die Feier ein Wechselbad der Gefühle. In der Ukraine wird eigentlich traditionell am 6. Januar gefeiert. Viele Familien entschieden sich jedoch dazu, mit den Deutschen am 24. Dezember zu feiern. Denn auch die Russen feiern ihr Fest am 6. Januar. Gemeinsam mit den Russen zu feiern, war für viele unvorstellbar. Und doch kamen sie am Samstag in der Aula der Grundschule Nachrodt zusammen. Auf Einladung des ökumenischen Arbeitskreises der Friedensgebete hatten sich 50 Gäste versammelt. „Wir hatten das Weihnachtsfest schon geplant, als nicht klar war, dass die Ukraine mit uns am 24. Dezember feiert“, erklärte Kathrin Richter, eine der Organisatorinnen.
Schon am Freitag hatten sich viele getroffen, um die Aula in einen kleinen Festsaal zu verwandeln. Es wurden Windlichter mit der Aufschrift Peace (Frieden) gebastelt, die Tische dekoriert und natürlich gebacken und gekocht. Das Essen spielt für die Ukrainer an Feiertagen eine sehr große Rolle. „Wir haben ein süßes und ein herzhaftes Buffet. Wir Deutschen haben beispielsweise traditionell Kartoffelsalat und Frikadellen beigesteuert“, berichtete Richter. Ein typisch ukrainisches Gericht zu Weihnachten ist Kutja, eine süße Getreidespeise.
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Einige Ukrainer trugen zudem ihre Tracht, die sie in ihrer Heimat an besonderen Tagen hervorholen. Manch eine hatte sich die Kleidung extra für das Weihnachtsfest schicken lassen, waren sie doch nicht davon ausgegangen, dass der Krieg so lange dauern würde. Andere hatten sie bereits im Gepäck. Die Tracht nennt sich Vyshyvanka. Ganz traditionell in Rot und Schwarz – aber auch in anderen Farben. Die floralen Muster und Sterne stehen für die Region, aus der die Familie stammt. Wie ein Wappen, dass zeigt, woher man kommt. Nicht fehlen dürfen Kreuze auf der Kleidung, denn die sollen vor den bösen Mächten schützen. Junge, unverheiratete Frauen und Kinder tragen zudem Blumenkränze.
Die ukrainischen Kinder sind inzwischen bereits bekannt für ihre Sangesfreude. Auch im Rahmen der Weihnachtsfeier bildeten sie einen kleinen Chor. Und sorgten für den wohl emotionalsten Moment des Tages. Als die Kinder sangen, füllten sich die Augen vieler Ukrainerinnen mit Tränen. Mit dem Handy wurden per Videoanruf Väter, Verwandte und Freunde hinzugeschaltet. Ein Moment, der ganz klar zeigte, dass es kein normales Weihnachten ist. Sondern eines in einer fremden Welt, allein. Da konnten auch die deutschen Freunde nicht helfen.
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