„Tschüss Gaby“ – nach 31 Jahren ist Schluss

Nach 31 Jahren ist endgültig Schluss. In der Nachrodter Gemeindebücherei endet eine Ära. Gaby Beil geht in den Ruhestand. Ob sie es ohne Bücher aushält? Wohl nicht.

„Ich wollte mich noch persönlich von Ihnen verabschieden“, sagt Annegret Klatt. Sie ist extra noch einmal gekommen, bevor die Leiterin der Bücherei die Räume endgültig verlässt. So wie sie kommen heute noch viele Stammkunden. Alle kann Gaby Beil mit Namen begrüßen und kennt ihre literarischen Vorlieben. „Frau Klatt ist allerdings nicht ganz so einfach“, gibt sie schmunzelnd zu. „Das stimmt, ich lese immer etwas anderes“, sagt Klatt.

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Der Kontakt zu den Lesern sei es auch, der sie Tag für Tag angetrieben habe. „Ich mag den Austausch. Ich berate gerne“, sagt die Büchereileiterin. Oft sei es nicht nur um die neuesten Werke gegangen, sondern auch mal um Privates. „Die Bücherei war schon immer auch ein sozialer Treffpunkt. Ein Raum für nette Gespräche“, sagt Beil.

Und es ist ganz klar: Die Gemeindebücherei trägt an vielen Stellen ihre Handschrift. Keiner kennt sich hier so gut aus, wie sie. „Ich denke, ich weiß, wo jedes Buch steht und kenne die Vorlieben der Nachrodt-Wiblingwerder inzwischen ganz gut“, sagt Gaby Beil. Sachbücher seien nicht so angesagt. „Ich glaube, das Problem ist, dass die schnell veraltet sind und man doch lieber eben schnell Google befragt“, erzählt Beil. Die Nachrodter lieben hingegen die Schwestern-Geschichten von Lucinda Riley und auch skandinavische Krimis sind immer hoch im Kurs. Gerade letztere mag auch die Büchereileiterin.

Im Büro der Bürgermeisterin wurde am Donnerstag der Abschied gemeinsam gefeiert. – Foto: Gemeindeverwaltung Nachrodt-Wiblingwerde

Wenn Gaby Beil an die vergangenen 31 Jahre denkt, fällt ihr ein Moment sofort ein: „Als gesagt wurde, dass die Bücherei geschlossen werden muss. Das traf mich wie ein Schlag“, erzählt sie. Im Rahmen des Haushaltssicherungskonzeptes stand die Bücherei zur Diskussion. „Ich bin froh, dass erkannt wurde, wie wichtig eine Bücherei ist und die Schließung zum Glück abgewendet wurde“, sagt Beil.

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Besonders gerne erinnert sich die scheidende Leiterin an die Lesecafés. Wie gerne hat sie mit den Besucherinnen über neue Bücher diskutiert. „Da sind definitiv auch Freundschaften entstanden“, sagt Beil.

Ein Meilenstein in den vergangenen drei Jahrzehnten sei zudem der Verbund mit der Stadtbücherei Altena gewesen. Von da an sei moderne Technik in die alten Räume eingezogen. Seither geht alles digital. Karteikästchen gehörten damit der Vergangenheit an.

Bücherei moderner aufstellen

An ihre Nachfolgerin richtet Gaby Beil vor allem einen Wunsch: „Es wäre toll, wenn wieder mehr junge Leser für die Bücherei begeistert werden könnten.“ Dafür seien vermutlich auch Auftritte in den sozialen Medien und neue Konzepte erforderlich. Gaby Beil ist jedoch zuversichtlich, dass das ihrer Nachfolgerin Stefanie Ingenpaß mit Sicherheit gelingen wird.

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Das nun Schluss ist, ist noch ein bisschen unwirklich für Gaby Beil. Zurück kommen möchte sie jedoch nicht. „Das würde mich einfach zu traurig machen“, sagt sie. Ganz in den Ruhestand verabschiedet sie sich aber noch nicht: „Ich arbeite noch ein paar Stunden bei Karterlöh.“ So ganz ohne Bücher hält sie es also noch nicht aus.

Am Donnerstag wurde der Abschied im Bürgermeisterinnen-Büro gefeiert. „Du hattest immer ein offenes Ohr für deine Leser, dadurch war die Bücherei nicht nur ein öffentlicher Ort, sondern auch ein bisschen Heimat“, sagte Bürgermeisterin Birgit Tupat in ihrer Ansprache. Sie erwähnte auch das soziale Engagement der Büchereileiterin. So habe sie Sammelaktionen organisiert, wie zum Beispiel „Deckel gegen Polio“.

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