Lüdenscheid. Gerade in den letzten Wochen werden Eltern häufig von ihren Kindern gefragt, ob der Krieg auch zu uns komme. Wie antwortet man über dieses Angst machende Thema, dass auch für Erwachsene schwer verdaulich ist. Die Beratungsstelle für Familie und Schulpsychologie Lüdenscheid gibt Tipps:
Alter der Kinder beachten
Für Kleinkinder gehört der Krieg meist nicht zu ihrer Lebenswelt und so ist es nicht notwendig, aktiv das Gespräch zu suchen. Ab dem Kindergartenalter können die Kinder im Alltag mit dem Thema in Berührung kommen. Eltern sollten den Krieg jedoch nur thematisieren, wenn das Kind zum Beispiel im Kindergarten davon gehört hat. Fragen Sie Ihr Kind, was es schon weiß und spüren Sie vorsichtig nach, ob es sich deswegen Sorgen macht. Wenn sich kein Gespräch entwickelt, belassen Sie es dabei, um das Sicherheitsgefühl der Kinder nicht ins Wanken zu bringen.
Spätestens ab dem Grundschulalter wird Ihr Kind mit diesem Thema konfrontiert werden. Suchen Sie aktiv das Gespräch, unterstützen Ihr Kind dabei, die Informationen einzuordnen und vermitteln Sie ihm dadurch Sicherheit. Als Gesprächsaufhänger können Sie gemeinsam Kindernachrichten schauen. Gleiches gilt für Kinder der 5. und 6. Klasse.
Frühestens ab einem Alter von 13 bis 14 Jahren sollten Erwachsenen-Nachrichten geschaut werden. Bleiben Sie jedoch dabei, um mögliche Sorgen und Ängste direkt auszuräumen.
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Konkrete Fragen ehrlich beantworten
Stellt Ihr Kind konkrete Fragen zum Krieg, beantworten Sie diese ehrlich. „Sterben beim Krieg Menschen?“, ist eine typische Kinderfrage. Eine mögliche Antwort darauf wäre: „Ja, es sterben dabei Menschen. Deswegen kommen viele Ukrainer nach Deutschland und in andere Länder. Hier sind sie in Sicherheit.“ Die Frage, ob der Krieg zu uns kommt, können Sie so beantworten: „Die meisten Experten sagen, dass das nicht passiert. Außerdem beschützen sich viele Länder gegenseitig.“
Achten Sie auf eine kindgerechte Sprache, dramatisieren Sie nichts und schildern Sie keine Katastrophen-Szenarien. Vergewissern Sie sich, ob Ihr Kind Sie auch richtig verstanden hat. Wenn ihr Kind Angst hat, richten Sie den Fokus auf Deutschland, wo kein Krieg herrscht und Flüchtlinge Sicherheit suchen.
Nicht alle Kinder und Jugendlichen möchten sich intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Hier reicht es, wenn Sie signalisieren: ich bin da, wenn du darüber sprechen möchtest.
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Nachrichten und Medien umsichtig nutzen
Achten Sie darauf, Gespräche über den Krieg möglichst nicht in Anwesenheit der Kinder zu führen. Auch Erwachsenen-Nachrichten können jüngeren Kindern Angst machen, Bilder aus Kriegsgebieten können traumatisieren! Darum schalten Sie zur Nachrichtenzeit das Radio oder den Fernseher aus, wenn Kinder dabei sind.
Generell gilt: Begleiten Sie die Mediennutzung. Gerade in sozialen Netzwerken wie Instagram und Tik Tok ist die Gefahr groß, dass brutale Videos und Fake News im Umlauf sind. Sensibilisieren Sie Ihre Kinder dafür und lassen Sie sie mit den Inhalten nicht allein.
Aktiv werden
Geben Sie Ihrem Kind Hoffnung, indem Sie auf Friedensdemonstrationen und die Solidarität in der Bevölkerung verweisen. Oft fühlt man sich weniger hilflos, wenn man selbst aktiv wird, indem Spenden gesammelt oder Hilfsprojekte unterstützt. Dies gilt auch für Kinder.
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Abstand vom Thema
Der klassische Alltag und tägliche Routinen geben Halt und Sicherheit. Lenken Sie den Fokus auf positive Dinge wie gemeinsame Unternehmungen, Verabredungen, Hobbies, das Lieblingsessen, Feste wie Ostern oder den Geburtstag. Kinder und Jugendliche brauchen so viel Normalität wie nur möglich!
Auch für Erwachsene gilt: Gewinnen Sie hin und wieder Abstand von dem Thema, lesen Sie nicht alle Berichte und finden gemeinsam auch andere Gesprächsthemen. Schließlich orientieren Kinder sich auch an dem Verarbeitungsmodell ihrer Eltern und Erwachsenen. Gehen Sie mit gutem Vorbild voran und tragen eigene Sorgen und Ängste nicht ungefiltert an die Kinder heran.
Beratungsangebote nutzen
Wer Unterstützung dabei braucht, mit dem Kind über dieses sensible Thema zu sprechen oder wer deutliche Veränderungen am Kind beobachtet, kann sich an die Beratungsstelle für Familie und Schulpsychologie, Staberger Str. 3, 58511 Lüdenscheid, wenden: telefonisch unter 02351-171582 oder auch über die Online-Beratung https://beralue.beranet.info/.
Für Fachkräfte in Kita und Schule wird zudem eine Online-Fortbildung mit dem Thema „Krieg und Flucht bindungsorientiert im Kita-/Schulalltag begleiten“ angeboten. Anmeldungen und Infos hierzu ebenfalls unter 02351- 171582 oder beratungsstelle@luedenscheid.de.
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