Luftbestattungen, bei denen die Asche von einem Flugzeug verstreut wird, sind in Deutschland verboten. Auch Urnen mit der Asche müssen beigesetzt und dürfen nicht zu Hause aufbewahrt oder bestattet werden. Eine Ausnahme ist hier die Seebestattung. Und: in Bremen ist es seit 2015 möglich, unter bestimmten Voraussetzungen die Asche der Angehörigen auf eigenem Grundstück zu verstreuen.
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Als neue Bestattungsform sorgte kürzlich die „Reerdigung“ für Schlagzeilen. Sie wird derzeit in einem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein getestet. Dabei soll sich der Leichnam auf möglichst natürliche Art zersetzen. Er wird dazu in einem Kokon auf eine pflanzliche Substanz gelegt. Ähnlich einem abgestorbenem Baum wird der Körper zu Erde. Der Umwandlungs-Prozess soll in etwa 40 Tagen abgeschlossen sein. Eine gesetzliche Regelung steht noch aus.
Neue Formen fristen Nischendasein
Dirk Pörschmann, Leiter des Museums für Sepulkralkultur in Kassel, der sich wissenschaftlich mit Bestattungskultur beschäftigt, sieht darin zwar eine Möglichkeit, den persönlichen CO2-Abdruck zu verringern, räumt dem Verfahren aber nur ein Nischendasein ein.
Der Grund: Jährlich müssten eine Millionen Leichen beseitigt werden. In einem Kokon können pro Jahr aber nur zehn Verstorbene „versorgt“ werden. Und das nur zu höheren Kosten.
Urnenbestattungen benötigen weniger Platz. Das spüren mittlerweile die Friedhofsträger. Der Kostendruck steigt. So sind in Plettenberg, aber auch andernorts, „die städtischen Friedhöfe nicht kostendeckend“, weiß Stadt-Sprecher Hanno Grundmann.
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Ein Teil der Flächen werde bei der Kalkulation nicht berücksichtigt. Er spricht von einem „grünpolitischen Wert“, den die Allgemeinheit trägt, da Friedhöfe auch Parkcharakter haben. „Wir versuchen, hintere Flächen nicht mehr zu belegen. Freiflächen müssen nicht so intensiv gepflegt werden“, schildert Heike Rath, stellvertretende Geschäftsführerin beim evangelischen Friedhofsverband Lüdenscheid-Plettenberg, die Sparzwänge.
Friedhöfe als „grüne Lunge“
Friedhöfe haben kein Platzproblem mehr. Die Betreiber treten in Konkurrenz zueinander und bieten auch andere Formen der Bestattung an, um ihr Areal auszulasten. So sind auf dem Kommunal-Friedhof in Ohle ebenso wie auf dem evangelischen Friedhof in Meinerzhagen Baumbestattungen möglich.
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Wissenschaftler Dirk Pörschmann sieht, dass die Friedhofsträger reagieren und wissen, dass „ihr Monopol gefallen ist“. Er weist aber auch darauf hin, dass Hinterbliebene mit den Gebühren Pflege und Gestaltung eines öffentlichen Raumes bezahlen. Friedhöfe haben auch eine Erholungsfunktion, sind in Großstädten „als vielleicht letzte grüne Lunge“, nützlich fürs Mikroklima und die Bio-Diversität.
Dass es auch anders geht, zeigt für den Kasseler Museumsleiter das schweizerische Zürich. Der Friedhof dort ist Teil der Daseinsfürsorge. – Tote ruhen hier gebührenfrei. Im Volmetal wird’s teurer. Für den Friedhof in Hunswinkel hat der Hauptausschuss der Stadt Meinerzhagen gerade einer Gebührenerhöhung zugestimmt: um bis zu 72 Prozent. Selbst die Verwaltung bezeichnet das als „drastisch“.
Lesen Sie dazu auch:
Teil 1: Urne ist der neue Sarg
Teil 2: Trauergäste fremdeln mit der Tradition
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