Streik bei Kranken- und Behindertenfahrdiensten: Mediziner in großer Sorge

Auf eine Streikankündigung des Verbandes der Kranken- und Behindertenfahrdienste NRW in Lüdenscheid reagieren nun besorgte Mediziner.

„Nach achtmonatigen, erfolglosen Verhandlungen mit den Krankenkassen sehen sich die Mitglieder des Verbandes der Kranken- und Behindertenfahrdienste NRW mit Sitz in Lüdenscheid gezwungen, in den Streik zu treten. Die Situation ist unerträglich geworden und eine sofortige Lösung ist unerlässlich“, teilte Verbandsvorsitzender Stefan van Asch am 12. Juni mit. Ab kommendem Montag, 17. Juni, treten die Verbandsmitglieder deshalb in den Streik. Das bedeutet konkret: Keine Kranken- und Behindertenfahrdienste mehr – die Versorgung vieler Patienten ist gefährdet. „Wir haben keine andere Wahl mehr,“ betont van Asch. „Wir müssen ein Zeichen setzen und für unsere Rechte kämpfen.

Der Frust sitzt tief bei den Krankenfahrdiensten in NRW. Seit Monaten kämpfen sie für eine gerechte und einheitliche Vergütung ihrer Dienste. Trotz steigender Betriebskosten, bedingt durch die Inflation, höhere Spritpreise und den Mindestlohn, verweigerten die Krankenkassen eine angemessene Bezahlung, so der Vorwurf des Verbandes. In keinem Punkt der Forderungen seien die Krankenkassen den Krankenfahrdiensten entgegengekommen. Dies führe nicht nur zu finanziellen Engpässen bei den Fahrdiensten, sondern auch zu erheblichen Problemen in der Patientenversorgung.

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„Unsere 45 Mitgliedsbetriebe erhalten keine einheitliche Bezahlung, was zu Ungerechtigkeiten und zusätzlichen Belastungen führt. Insbesondere der Mehraufwand bei Rollstuhl-, Tragestuhl- und Liegendfahrten wird nicht angemessen vergütet“, so van Asch weiter. Neben der fehlenden einheitlichen Vergütung führe die schlechte Bezahlung dazu, dass immer mehr Fahrdienste den Betrieb einstellen müssten. Dies wiederum erhöhe den Druck auf den Rettungsdienst, was zu drastischen Kostensteigerungen führe. 

„Lebensbedrohlicher Notstand für Dialysepatienten“

Die Patientenversorgung sehen Mediziner der Märkischen Gesundheitsholding nun durch den Streik massiv bedroht. In einem Statement äußern sich am Donnerstag, 13. Juni, Prof. Dr. Jan Galle vom Klinikum Lüdenscheid sowie Dr. Christoph Mohler, Dr. Olaf Loke, Dr. Dirk Meinke und Dr. Walter Lehne vom Nierenzentrum Lüdenscheid & Plettenberg. Zu erwarten sei mit dem Streik ab Montag ein „lebensbedrohlicher Notstand für Dialysepatienten“.

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Dialysepatienten seien darauf angewiesen, regelmäßig und mehrmals in der Woche (3 bis 4 Mal) zur Nierenersatztherapie in ein spezialisiertes Zentrum transportiert zu werden. In Lüdenscheid ist dies das Nierenzentrum an der Buckesfelder Straße sowie die ambulante und teilstationäre Dialyse auf dem Gelände des Klinikum Lüdenscheid sowie die ambulanten Dialysen in Plettenberg und Letmathe.

„Wenn diese Transporte nicht mehr wie bisher stattfinden können, und die Dialyseanbieter keinen Ersatz hierfür finden können, sind diese Patienten tatsächlich in ihrem Leben bedroht“, heißt es in dem Statement der Mediziner. Der Tarifkonflikt werde „auf dem Rücken unserer Patienten ausgeführt“.

Und weiter: „Hiergegen müssen wir in aller Deutlichkeit im Interesse unserer Patienten protestieren.“ Bei allem Verständnis für berechtigte Forderungen seitens der Leistungserbringer dürfe dies nicht auf dem Rücken von Menschen durchgeführt werden, deren Leben durch eine solche Streikmaßnahme in kurzer Zeit akut gefährdet wird.

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