Kierspe/Meinerzhagen. Dieser eine Euro ist aber nicht das Kernproblem, auch wenn er rechnerisch eine Preiserhöhung von knapp 25 Prozent ausmacht.
Ins Kontor geschlagen hat vielmehr die Einzelabrechnung von „Geschäftsvorfällen“, wie Überweisungen, Lastschriftabbuchungen oder die Kartenzahlung beim Einkaufen auch genannt werden. Diese waren bisher gratis, und sind auch in der aktuellen Preisliste auf der Sparkasse-Website für denn betroffenen Tarif nicht einzeln aufgeführt.
Manchen Kunden wurden sie aber mit 0,50 Euro je Vorgang berechnet. Das läppert sich: So wurden für eine Kiersper Kundin aus 3,95 Euro pauschal plötzlich 33,95 Euro. Ein exorbitanter Betrag, vor allem in Hinblick auf die zahlreichen kostenlosen Angebote, die Privatkunden heutzutage gemacht werden.
In den sozialen Medien erhärtet sich der Eindruck, dass es sich keineswegs um einen Einzelfall handelt. Wie Sina Berges, Pressesprecherin der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, auf Nachfrage erklärte, hat es wohl eine Reihe von Kunden getroffen. Wie viele es in etwa seien, kann derzeit nicht beziffert werden. Sina Berges versichert aber: Es handele sich um eine bedauernswerte Panne, das würde selbstverständlich korrigiert.
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Tatsächlich sind Preisanpassungen für das mit dem heutigen Tag angebrochene Quartal vorgesehen, aber keineswegs in diesem Maße.
„Darüber sind die Kunden aber schon vor geraumer Zeit informiert worden“, stellt die Pressesprecherin klar. Es wird ein etwa hundertseitiges Dokument diskutiert, was als neue Allgemeine Geschäftsbedingungen den Weg zur neuen Preisstruktur ebnen soll. Dieser Weg ist für viele Banken steinig, denn die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen ist diesbezüglich kein Einzelfall, und gegen manche Bank wurde juristisch schon erfolgreich vorgegangen. Nicht für alle Geldinstituten erwies sich die Taktik der erhofften Akzeptanz der AGB durch den Kunden als rechtssicher.
Inwieweit die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen davon auch betroffen ist, bleibt derzeit noch offen. Eine Stellungnahme soll zeitnah bekanntgegeben werden, außerdem ist der aktuelle Vorfall auch ein Thema im zur Stunde stattfindenden Jahrespressegespräch. Zwar war dieser Punkt wohl nicht vorhersehbar, hat aber aufgrund des Wirbels noch einen Platz auf der Agenda gefunden.
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Update:
Inzwischen hat die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen nach eigenen Angaben die Tragweite des Malheurs erkannt: „Es sind von dieser Panne etwa 4000 Girokonten betroffen“, räumt Yvonne Heuel ein. Die Leiterin der (auch für die Pressearbeit zuständigen) Marketingabteilung erklärte, dass die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen rund 18.000 Girokonten in falsch abgerechneten Tarifen führen würde. Somit ist klar: Es ist ein erheblicher Anteil an Kunden betroffen. Zahlreiche Kunden haben sich an die Sparkasse gewandt, die nun auch eine Mitteilung auf ihrer Internetseite veröffentlichte.
Das Problem soll aber kurzfristig und ohne Nachteile für die Kunden behoben werden, kündigte Yvonne Heuel an. So wolle man die fälschlicherweise erhobenen Kontoführungsgebühren komplett zurückbuchen und neue Abrechnungen erstellen. Dies sei der für alle Beteiligten unkomplizierteste Weg. Das Geldinstitut arbeitet nach eigenem Bekunden mit Hochdruck daran und will den Vorgang entweder noch im Laufe des Tages, allerspätestens aber am kommenden Montag erledigt haben.
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Eine Preiserhöhung steht den Kunden dennoch ins Haus: Der für viele Bedürfnisse ausreichende Einstiegstarif „Giro Online“ steigt im Grundtarif auf 4,95 Euro pro Monat. Eine erhebliche Verteuerung ist allerdings in der Preisübersicht nicht enthalten. So werden Lastschriftabbuchungen, Überweisungen oder Kartenzahlungen ab sofort tatsächlich auch für Bestandskunden einzeln berechnet. Bisher galt dies nur für Neukunden, die bereits ab vergangenem November ein solches Konto eröffneten. Zwar werden keine 50 Cent pro Buchung fällig, so wie es heute versehentlich berechnet wurde. Doch auch 5 Cent summieren sich. Je nach Nutzungsverhalten können sich die monatlichen Kosten durchaus verdoppeln. In der Preisübersicht werden diese Kosten nicht erwähnt. Um zu dieser Information zu gelangen, müssen sich die Interessenten die sechsseitige Entgeltinformation aufrufen. Dieses PDF-Dokument ist in sehr viel kleinerer Schrift am Ende der Übersicht verlinkt.