Skepsis und Sorgen gegenüber Freiflächenphotovoltaik

Ein regelrechter Streit ist um die Idee zum Bau einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage in den Schalksmühler Ortslagen Albringwerde, Rölvede und Winkeln entbrannt.

Große Flächen entlang der A45 erscheinen der BürgerEnergieGenossenschaft eG (BEG) und dem Energieversorger Mark-E geeignet, um auf bis zu 46 Hektar Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen zu bauen. Obgleich es sich dabei um die Erzeugung regenerativer Energie handelt, die dringender denn je benötigt wird, sind vor allem die dort lebenden Bürger überhaupt nicht begeistert von den Plänen. Angesichts der Stimmung, mit der am Dienstagabend, 27. September, eine Informationsveranstaltung der SPD begann, ist das wohl noch zurückhaltend formuliert.

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Der SPD Ortsverein hatte ins Café Breddermann geladen. Dort bekamen Peter Modrei von der BEG sowie Sebastian Kratz als Vertreter der Mark-E den geballten Unmut von Anwohnern der betroffenen Gebiete verbal zu spüren. Für die Anwohner sprachen vorrangig Jonas Kusanke und Holger Krägeloh-Spelsberg, und formulierten zunächst zwei wesentliche Sorgen: Die Angst, bei dem ihrer Einschätzung nach bereits fortgeschrittenen Planungsverfahren als Anwohner und Betroffene völlig übergangen zu werden und auch die Sorge um die Existenz der Landwirte. Auch die Befürchtungen um den Erhalt der Natur und die Lebensqualität der dort wohnenden Menschen, brachten sie deutlich auf den Punkt.

Die Bürger beteiligten sich rege an der Diskussion. – Foto: Markus Klümper

Nach eigenen Angaben hätten sie aus der Presse erfahren, dass bereits für einen Großteil der Flächen erfolgreiche Sondierungsgespräche mit den jeweiligen Grundstückseigentümern geführt worden seien. Es kursierten Zahlen, die Kusanke und Krägeloh-Spelsberg nicht nachvollziehen könnten, da ihrer Ansicht nach ein entgegengesetztes Bild realistischer sei.

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Von den interessierten Bürgern, die an diesem Abend den Weg ins Café Breddermann fanden, war in der Tat viel Ablehnung zu spüren. In Fragen und Kommentaren machten sie sich große Gedanken um die Auswirken von derartig großen Photovoltaik-Anlagen: Die Blendwirkung durch PV-Anlagen, eine Zerstückelung der Landschaft und die Vernichtung von Ackerflächen waren hier wesentliche Argumente. Einige hatten Angst, sie würden „irgendwann durchs Fenster schauen und feststellen, dass sie von Photovoltaikmodulen umzingelt seien“.

Jonas Kusanke sprach für die Bürger. – Foto: Markus Klümper

Sebastian Kratz, Peter Modrej und „Gastgeber“ Hajo Kapfer sahen sich mit einigen Missverständnissen konfrontiert. Vor allem hinsichtlich des Planungsfortschrittes. Die Anwohner befürchteten, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, vor allem angesichts der angeblichen Zustimmung zahlreicher Grundstücksbesitzer. Denn dabei handelt es sich keineswegs immer um die derzeitigen Nutzer der Flächen. Viele der Ackerflächen sind an die Landwirte verpachtet. Diese haben nun Angst, die Besitzer würde in der Freiflächen-Nutzung ein besseres Geschäft wittern und somit den Bauern ihre Existenzgrundlage entziehen.

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Kommunikations-Panne im Vorfeld

Sorgen machten sich auch Anwohner, die keine Möglichkeit sähen, auf den Planungsprozess Einfluss zu nehmen. Unumwunden gaben die Vertreter der Mark-E sowie der BEG zu, dass es im Vorfeld eine Kommunikationspanne gab. Sauer aufgestoßen war den Gegnern der Anlage, dass bereits ein Flächennutzungsplan im Gemeinderat zur Debatte stand. Und dass man sich gleich mit der riesigen Fläche von bis zu 46 Hektar konfrontiert sähe. In beiden Punkten konnten die Befürworter aber Entwarnung geben.

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Aufklärung zum formellen Status kam von Lutz Schäfer (SPD): „Der Rat würde beschließen, ein Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans durchzuführen.“ Das bedeutet, dass sich Rat und Verwaltung dazu entschließen, das Projekt auf Machbarkeit hin zu prüfen. Ein sehr frühes Stadium, bei dem die Beteiligten noch gar nicht von einem Projekt sprechen wollen. Letztlich sei es bei der im Rat diskutierten Beschlussvorlage darum gegangen, Budget für etwaige Planungskosten im Haushalt zu berücksichtigen.

Diese Klarstellung half, die Wogen etwas zu glätten, obgleich in Sachfragen bislang wenig Annäherung zu erkennen war. So wurde argumentiert, dass man mit einem weiteren Windrad bereits ähnlich viel Energie erzeugen könne, wie mit einer erheblichen Fläche von Photovoltaik-Modulen. Aus Sicht der potentiellen Betreiber kein konstruktiver Einwand, denn das Genehmigungsverfahren für ein Windrad ist erfahrungsgemäß nicht einfacher – weder hinsichtlich der Bürokratie, noch des Widerstandes der Windkraftgegner. Einwände wie „der Strom muss ja nun irgendwo herkommen“, wurden ebenso polemisch beantwortet: „Das sagen die, die im Supermarkt einkaufen, anstatt regionale Produkte zu kaufen“, lautete postwendend der Kommentar eines betroffenen Landwirtes.

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SPD steht Idee positiv gegenüber

Zuversichtlich war nach dem Verlauf der Informationsveranstaltung der Gastgeber: Hajo Kapfer, 1. Vorsitzender des SPD-Ortsverbandes, ist grundsätzlich von der Idee, entlang der A45 Strom per Freiflächen-Photovoltaik zu erzeugen, angetan. Zu Detailfragen der konkreten Planung haben sich die SPD-Vertreter zurückgehalten, stehen der Idee aber grundsätzlich positiv gegenüber. Obgleich nicht die größte Fraktion im Gemeinderat, wollte man daher mithilfe des Informationsabends etwas dazu beitragen. So wurden auch Vertreter anderer Parteien eingeladen, wobei der UWG-Fraktionsvorsitzende Klaus-Detlef Nelius ohnehin in seiner Funktion als Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses teilgenommen habe, so Kapfer.

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„Die SPD würde jeden Konsens unterstützen, mit dem die Beteiligten leben können“, erklärt der Vorsitzende der Schalksmühler Sozialdemokraten. Die Probleme im Vorfeld der Planung sind ihm nach eigenem Bekunden bewusst, eben auch die Interessen und Ängste der Anwohner sowie der Landwirte. Für unlösbar hält man sie laut Kapfer offenbar nicht: „Herr Kratz und Herr Modrei haben mir erklärt, dass solche Verhandlungen in der frühen Phase solcher Projekte völlig normal seien.“ Ohnehin würden erfahrungsgemäß Jahre ins Land gehen, bis wirklich konkrete Baumaßnahmen anfangen.

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