SIHK: Konjunkturhimmel klart nur langsam auf

Der Blick in die Zukunft bleibt laut Südwestfälischer Industrie- und Handelskammer (SIHK) aber weiterhin skeptisch. Das geht aus einer im vergangenen Jahr durchgeführten Konjunkturumfrage hervor.

„Die Wirtschaft im Märkischen Südwestfalen startet mit gemischten Gefühlen ins neue Jahr. Die befürchteten drastischen Energieengpässe sind nicht eingetreten, die Corona-Winterwelle ist ausgeblieben und die starke Inflation hat nachgelassen. Der Blick in die Zukunft bleibt allerdings unterm Strich weiterhin skeptisch. Wesentliche Gründe dafür sind die unsichere Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise mit Blick auf den nächsten Winter und darüber hinaus der Fachkräftemangel, die marode Infrastruktur, überbordende Bürokratiebelastungen und die eklatanten Mängel im Bildungswesen“, so fasst SIHK-Präsident Ralf Stoffels die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) zusammen. An der Umfrage haben sich vom 27. Dezember 2022 bis zum 15. Januar 2023 insgesamt 437 Unternehmen aus Hagen, dem EN-Kreis und dem Märkischen Kreis beteiligt.

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In der SIHK-Umfrage habe mehr als ein Viertel der Unternehmen aktuell eine gute Geschäftslage gemeldet, 13 Prozent hätten von schlechten Geschäften berichtet. „Auch wenn sich die Erwartungen für die Zukunft im Vergleich zum Herbst 2022 verbessert haben, befürchtet aber immer noch jedes dritte Unternehmen schlechtere Geschäfte in den kommenden Monaten als zuvor“, so die SIHK.

Nur zwölf Prozent der Betriebe glauben, dass 2023 besser als 2022 laufen wird. Der SIHK-Geschäftsklimaindex steigt von 65 Punkten im September auf 95 Punkte. „Der konjunkturelle Tiefpunkt vom vergangenen Jahr ist überwunden, aber wir sind noch nicht im grünen Bereich. Die Zahl der Pessimisten ist weiterhin größer als die Zahl der Optimisten in der Wirtschaft. Es gibt noch viele Hausaufgaben, die zu erledigen sind, damit der Wirtschaftsstandort wieder durchstarten kann“, ergänzt SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschkat.

Energie- und Rohstoffpreise sind größtes Risiko

Das größte Risiko stellten für die meisten Unternehmen (79 Prozent) nach wie vor die Energie- und Rohstoffpreise dar. „Die aktuellen Energiepreisbremsen müssen möglichst unbürokratisch und wirksam bei den Unternehmen ankommen. Viele Unternehmen gehen bei den Preisbremsen von einem ähnlich großen Aufwand für die Meldepflichten wie beispielsweise bei der Beantragung der Reduzierung der EEG-Umlage aus, das ist zu viel! Zudem sind die langfristigen Fragen einer bezahlbaren und sicheren Energieversorgung alles andere als geklärt und bereiten vielen Unternehmen gerade mit Blick auf ihre langfristigen Investitionspläne große Sorgen. Alle Energiequellen müssen bis zum Anschlag hochgefahren und genutzt werden, bis die Stabilität im System nachhaltig gestärkt ist“, warnt SIHK-Präsident Stoffels.

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An Sprengkraft gewinne auch weiterhin der Fachkräftemangel, der mittlerweile 62 Prozent der Unternehmen (September: 57 Prozent) voll erwischt. „Wir werden wohl perspektivisch nicht mehr vom Fachkräftemangel, sondern ganz allgemein von einem Arbeitskräftemangel sprechen müssen. Denn selbst für Arbeitsstellen mit geringsten Qualifikationsanforderungen fehlen Bewerberinnen und Bewerber auf breiter Fläche. Je mehr Babyboomer in den kommenden Jahren in Rente gehen, desto dringender muss an einem kompletten Perspektivwechsel gearbeitet werden. Das betrifft einen späteren Renteneintritt, eine qualifizierte Zuwanderung und erhebliche Aufwendungen im Bildungsbereich, um die Quote der Menschen ohne Schulabschluss zu senken und die Voraussetzungen für den Einstieg in eine Ausbildung zu verbessern“, so SIHK-Hauptgeschäftsführer Ralf Geruschkat.

A45 und Hochwasserschutz fordern Region

Speziell für den Wirtschaftsstandort Südwestfalen bleiben die A45 und der zukünftige Hochwasserschutz extreme Herausforderungen. „In mehr als einem Betrieb geht nach und nach das Vertrauen verloren, dass der Staat zukünftig tatsächlich schneller und wirksamer handeln kann. Während in Berlin vom ‚Deutschland-Tempo‘ geschwärmt wird, fehlt für die Rahmedetalbrücke nach mehr als einem Jahr Vollsperrung ein Termin für die Sprengung der alten Brücke und ein verlässliches Fertigstellungsdatum. Wer hätte gedacht, dass wir uns einmal mehr ‚Italien-Tempo‘ statt ‚Deutschland-Tempo‘ wünschen würden“, ergänzt Christoph Brünger, Geschäftsbereichsleiter ‚Interessen bündeln‘ mit Blick auf den Brückenneubau in Genua.

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Aber auch der zukünftige Hochwasserschutz bleibe eine maßgebliche regionale Hausaufgabe. Der Wirtschaft fehle Transparenz, wie der zukünftige Hochwasserschutz entlang der Flüsse von der Quelle bis zur Mündung über Stadt- und Kreisgrenzen hinweg koordiniert werde. Zudem sollte geprüft werden, ob es nicht sinnvoller sei, die Verantwortung des regional koordinierten Hochwasserschutzes zum Beispiel auf den Ruhrverband zu übertragen, statt ihn in der jeweiligen Verantwortlichkeit der einzelnen Städte zu verharren.

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