Mark, seit einem Jahr bist Du Trainer der SGSH Dragons. Ein Jahr, dass sich jeder anders vorgestellt hat, denn die Corona Pandemie hat das soziale Leben eines Jeden auf eine harte Probe gestellt und es so gut wie stillgelegt hat. Kurz zum Einstieg gefragt: Wie geht es Dir? Wie hast Du das vergangene Jahr mit all den Einschränkungen verbracht?
Mark Schmetz: „Es geht mir gut, danke. Als die Anfrage der SGSH Dragons kam, habe ich mich gefreut, wieder als Trainer in Deutschland arbeiten zu können. Natürlich war ich voller Vorfreude auf die vergangene Saison, doch leider kamen die ganzen Corona Maßnahmen dazwischen. Wir hatten nur drei Ligaspiele, danach wurde die Saison abgebrochen. Es folgte eine lange und unsichere Zeit, denn wir hatten mehrere Wochen und Monate, in denen es immer hieß „Wir pausieren den Spielbetrieb. Wir spielen Ende Oktober, wir spielen Ende November.. etc.“. Es wurde immer weiter verschoben und das ist dann auch irgendwann schwierig, das mit ins Mannschaftstraining zu nehmen. Man hat sich immer wieder auf einen eventuellen Restart vorbereitet, sich auf einen möglichen Gegner eingestellt. Es war eine schwierige Phase, aber wir haben es hinbekommen. Man musste sich mit der Situation abfinden, haben aber unser Training weiter gemacht und da muss ich ein großes Kompliment an die Mannschaft machen, dass sie in dieser Zeit sehr gut gearbeitet haben. Sie waren immer mit Freude dabei, wir konnten uns als Mannschaft weiterentwickeln. Jetzt hoffen wir dennoch alle, dass wir eine komplette Saison spielen können.“
Im Juli letzten Jahres hast Du das Traineramt der Dragons übernommen, konntest mit der Mannschaft aber nur drei Spiele bestreiten, bevor die Saison zuerst unterbrochen und letztendlich Anfang dieses Jahres abgebrochen und die Ergebnisse annulliert wurden. Trotz der sehr geringen Anzahl an Spielen, welchen Eindruck hast Du vom Verein und der Mannschaft gewinnen können?
Mark Schmetz: „Der Verein hat sehr gute Strukturen und eine sehr gute Jugendarbeit. Es gefällt mir sehr gut, dass man versucht, seine eigenen Jugendspieler zu fördern und auszubilden, um ihnen in der ersten Mannschaft eine Perspektive bieten zu können. Den gesamten Verein habe ich als sehr sympathisch und familiär kennen gelernt. Mir macht es Spaß in diesem Verein zu arbeiten, denn ich bin sehr gut aufgenommen worden. Auch die Mannschaft hat die Dinge direkt angenommen, die ich ihnen nahegebracht habe. Wir hatten von Anfang an eine gute Chemie miteinander. Auch wenn es eine schwierige Saison war, haben wir mit Spaß zusammengearbeitet.“
Mit Maciej Dmytruszynski als Co-Trainer und Matthias Reckzeh als Torwarttrainer bildet ihr ein Trainer-Trio. Wie läuft die Zusammenarbeit, habt ihr Schwerpunkte im Training aufgeteilt?
Mark Schmetz: „Matthes ist für unsere Torhüter zuständig. Drei Abendeinheiten die Woche betreuen Maciej und ich gemeinsam, eine weitere Einheit leitet Maciej allein. Ich bin sehr froh, dass ich so viel Kompetenz an meiner Seite habe, und ich finde es eine sehr gute Lösung, dass ich mit zwei anderen Trainern zusammenarbeiten kann. Wir verfolgen die gleiche Philosophie, aber trotzdem werden abwechslungsreiche Übungen gemacht. Es ist gut für die Jungs, ein wenig Abwechslung im Training zu haben, denn jeder Trainer geht sein Training anders an und dadurch wird es nicht irgendwann stupide. Die Zusammenarbeit läuft gut, wir stimmen uns gut untereinander ab und wir wissen, was wir aneinander haben. Kurz: Wir haben blindes Vertrauen zueinander.“
Wie ist die Stimmungslage in der Mannschaft nach dieser „ungewissen“ Saison? Wie war die Stimmungslage in der Mannschaft, als klar war, dass ihr den Trainingsbetrieb wieder aufnehmen dürft und erste Testspiele absolviert habt?
Mark Schmetz: „Das haben die Jungs sehr gut gemacht, auch in dieser sehr unsicheren Zeit. Sie sind mit Spaß zum Training gekommen. Nachdem die Saison abgebrochen wurde, war uns allen dennoch klar, dass wir weiter trainieren müssen, um uns weiterzuentwickeln und keine Zeit verstreichen zu lassen. Sie haben hart trainiert, alles gut umgesetzt, wobei man zu spüren bekommt, wie groß ihre Lust auf das Handballspielen ist.“
Jetzt werden alle Zähler wieder auf null gestellt. Die Saisonvorbereitung befindet sich auf der Zielgeraden inkl. Trainingslager an diesem Wochenende. Welche Schwerpunkte wirst Du an diesem Wochenende noch verfeinern und festigen wollen?
Mark Schmetz: „Wir haben bewusst die Vorbereitung so geplant, da es uns wichtig war, viele Testspiele zu absolvieren, da uns eine komplette Saison Spielpraxis fehlt. In der Mitte der Vorbereitungsphase haben wir viele Turniere gespielt, um wieder in einen gewissen Fluss zu kommen. Nach einer kurzen Pause sind wir jetzt in die letzten drei Wochen der „heißen“ Vorbereitung gestartet und werden versuchen, unser Spiel weiter zu festigen, unsere zweite Abwehrvariante mit der 3-2-1-Abwehr mehr und mehr einzuspielen. Darin liegen vor allem die Schwerpunkte. Einen Vorteil sehe ich darin, dass wir nicht viele Neuzugänge in der Mannschaft haben: Linus nimmt alles sehr gut auf, Oli war zum Ende der letzten Saison schon im Kader, da sind wir schon gut gefestigt. Die Art, wie wir spielen wollen ist eigentlich schon in der Mannschaft drin.“
Wie in jedem Jahr gab es Spieler, die den Verein verlassen haben, sowie sieben Neuzugänge, die den Kader komplettieren. Wie ist Dein erster Eindruck der Neuzugänge, sowie auch von der Mannschaft als gesamtes?
Mark Schmetz: „Bisher habe ich einen sehr guten Eindruck von den Neuverpflichtungen gewonnen. Wie schon gesagt, Oli ist bereits zum Ende der letzten Saison zu uns gestoßen und hat sich mittlerweile sehr gut eingebunden in die Mannschaft. Linus ist erst ein paar Wochen Teil der Dragons, kommuniziert viel mit den anderen Spielern und mir, wie wir spielen, was wir spielen. Auf der Torhüterposition haben wir mit Tjark und Michal zwei neue Gesichter im Verein, die beide sehr lernwillig sind. Sie fragen viel, setzen die Anweisungen von Mattes sehr gut um und machen trotz ihres jungen Alters einen sehr guten Eindruck. Sie haben in der Vorbereitung viel Einsatzzeit bekommen und gewinnen dadurch viel Selbstvertrauen und können sich direkt beweisen. Dann haben wir noch die drei Jugendspieler mit Arvid Dragunski, Chrissi Börner und Nico Jannack, die bereits in der letzten Saison viele Trainingseinheiten mit uns absolviert haben. Auch sie haben in der Vorbereitung ihre Spielanteile bekommen, was für jeden einzelnen von ihnen sehr wichtig ist. Zum einen für ihre eigene Weiterentwicklung, aber auch dass man zeigt, dass Jugendspieler des Vereins ihre Chance bekommen, in der ersten Mannschaft Fuß zu fassen.“
Vor allem auf die eigene Jugend habt ihr bei der Zusammenstellung des Kaders geachtet. So haben Chrissi Börner, Nico Jannack, Arvid Dragunski und Pius Hablowetz einen Vertrag für die erste Mannschaft bekommen. Welche Chancen, Perspektiven siehst Du für die Youngster in der neuen Saison?
Mark Schmetz: „Es ist natürlich schwierig zu sagen, dass es jeder auf Anhieb schaffen kann, aber wir haben sie in die erste Mannschaft hochgeholt, weil sie definitiv das Potential dazu haben sich zu etablieren. Sie trainieren mit uns, erfahren dort eine gewisse Härte, die der Seniorenbereich mit sich bringt und entwickeln sich dadurch auch körperlich weiter. Die Jungs fragen viel, sind lernwillig und geben zu hundert Prozent Gas, zeigen ihre Einsatzbereitschaft.“
Wie wichtig ist Dir die Jugendarbeit im Verein generell?
Mark Schmetz: „Die Jugendarbeit im Verein ist immer sehr wichtig. Eigene Spieler auszubilden und hochzubringen hat auch etwas mit der Identifikation mit dem Verein zu tun. Man sollte immer erst in den eigenen Reihen schauen, ob es Nachwuchstalente mit Potential gibt, bevor man Nachwuchstalente von außerhalb verpflichtet. Für das Vereinsgefühl und das Umfeld, für Sponsoren und auch Fans ist es wichtig, dass man Spieler aus der Region in der Mannschaft hat. Florian Diehl oder auch Fabian Hecker als Beispiel gesehen.“
Es gibt nicht nur Neuerungen in der Mannschaft, sondern auch in der Staffeleinteilung der 3.Liga. Sieben Staffeln (die Dragons spielen in Staffel D) spielen so gesehen eine Vorrunde. Die erst und zweitplatzierten spielen anschließend eine Aufstiegsrunde, ab Tabellenplatz 7 abwärts wird in fünfer Staffeln um den Klassenerhalt (Platzierung 1 und 2) gespielt. Wie stehst Du zu dieser Einteilung?
Mark Schmetz: „Es ist meiner Meinung nach eine gute Änderung. In der letzten Saison gab es vier sehr große Staffeln, was von vornerein zum Scheitern verurteilt war. Jetzt sind sehr viele Mannschaften da, keiner ist abgestiegen, dafür einige aufgestiegen. Die Einteilung der sieben Staffeln jetzt ist sehr spannend, vor allem regional gehalten, was für die Vereine und Zuschauer von Vorteil sein kann. Der Modus mit der Aufstiegs- und Abstiegsrunde ist die optimale Lösung.“
Wenn siehst Du auf den Tabellenplätzen zur Aufstiegsrunde hin und wer muss Deiner Meinung nach eher „Nachsitzen“ und an der Abstiegsrunde teilnehmen?
Mark Schmetz: „Es ist schwer, hier eine Einschätzung zu geben, da wir in der letzten Saison nur drei Spiele absolvieren konnten und man einige Teams gar nicht einschätzen kann. Man muss erst einmal abwarten, wie jeder Verein aus der Corona Krise zurückkommt, wie die Mannschaften sich zusammenstellen und in die Saison gehen. In unserer Staffel ist klar Krefeld der Favorit. Mit den Bergischen Panthern, Longerich, wir als SGSH, da hat man Mannschaften, die oben mitspielen wollen. Gensungen/Felsberg war letzte Saison körperlich sehr stark, ebenso der TuS Opladen hat keine schlechte Mannschaft für mich. Ich denke, es wird eine ausgeglichene Staffel werden.“
Was sind Deine persönlichen Ziele für die Saison 2021/2022?
Mark Schmetz: „Natürlich möchten wir in der oberen Gruppe der Tabelle mitspielen, aber wichtiger ist noch, dass wir alle unsere Spieler weiterentwickeln, individuell wie auch persönlich. Das ist mir wichtig, denn wenn die Spieler sich individuell weiterentwickeln, dann wird auch die Mannschaft weiterentwickelt und dann werden wir auch die Erfolge haben, die wir haben wollen. Wir haben eine gute Mannschaft und wollen oben mitspielen.“
Wie wichtig ist / wäre es, dass zum Saisonstart am 04.September gegen den Leichlinger TV, Fans und Zuschauer wieder in der Halle zugelassen wären?
Mark Schmetz: „Das ist unglaublich wichtig. Wenn wir wieder starten und wir haben wieder Fans in der Halle, dann ist es das, wofür die Spieler auch die Spiele machen. Die Stimmung in der Halle, die Fans im Rücken, das wird das alte Spielgefühl hochleben lassen.“
Wie sehr brennen die Jungs aktuelle schon auf den Saisonstart in 2 Wochen?
Mark Schmetz: „Die Jungs haben die Vorbereitung über schon auf den Saisonstart hin gefiebert. Umso näher er jetzt kommt, umso mehr kribbelt es in den Fingern. Nach eineinhalb Jahren Pause durch die Corona Pandemie, in denen es keinen Wettkampf gegeben hat, brennt es schon ganz gut.“
Einige Spieler berichten in Interviews schon mal von ihrem Ritual vor einem Spiel. Hast Du als Trainer ein Ritual?
Mark Schmetz: „Zu Hause mache ich ganz normal meine Vorbereitung. Wenn ich dann zum Spiel komme, ist alles vorbereitet: die Mannschaft weiß Bescheid, kennt ihren Ablauf und dann geht es darum, beim Warm machen zu schauen, wie die Spieler drauf sind, mit meinem Trainerteam nochmal Rücksprache zu halten. Ein direktes Ritual habe ich nicht. Für mich wäre es auch eher störend, wenn ich es einmal nicht ausführen könnte, dann würde mir was fehlen.“