Schluss nach 28 Jahren: „Weltladen“ macht zu

Nach 28 Jahren ist Schluss. "Es war eine schöne Zeit", sagt Gründungsmitglied Ursula Reyher des Vereins "Eine Welt Initiative" in Kierspe. Am Donnerstag, 9. Februar, wurde die Auflösung des Vereins, der noch rund 21 Mitglieder zählt, beschlossen.

Alles begann mit einem Ladenlokal am Montigny-Platz. Heute ist der „Weltladen“ im Sozialen Bürgerzentrum an der Fritz-Linde-Straße 43 untergebracht. Das Ziel damals wie heute: Der Verkauf von fair gehandelter Ware aus Ländern mit „unterentwickelten Verhältnissen“ im wirtschaftlichen und sozialen Bereich, wie es in der Satzung des Vereins heißt. Angetrieben von einem christlichen Verständnis von der Bewahrung der Schöpfung, dem Schutz der Umwelt für die weltweite Entwicklungshilfe und zur Völkerverständigung.

Der „Weltladen“ im Sozialen Bürgerzentrum neben der Gesamtschule. – Foto: Ruthmann

Der Verein bezieht seine Ware, wie Lebensmittel, Schmuck, Accessoires oder Geschenkartikel von diversen Fairhandelshäusern in Deutschland; etwa von der „GEPA“ in Wuppertal.

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In seinem kleinen Ladenlokal im Bürgerzentrum verkauft der Verein ein Mal wöchentlich seine Produkte. Zudem erstreckte sich die Arbeit der Initiative auch in die Evangelische Kirchengemeinde, die Freie Evangelische Gemeinde sowie die Katholische Kirchengemeinde, etwa durch Aktionen einer Firmandengruppe.

Hat nur noch mittwochs geöffnet: Der „Weltladen“. – Foto: Ruthmann

Daneben fand Bildungsarbeit in den Schulen statt. „Wir wollten Kinder und Jugendliche dafür sensibilisieren, dass die billig verkaufte Ware bei uns keinen gerechten Lohn für die Arbeiter in sogenannten ‚Dritte-Welt-Ländern‘ einbringt“, so Reyher. „Es ist schön, dass die Supermärkte zunehmend fair gehandelte Ware in ihr Sortiment aufnehmen, zu erkennen an der ‚Faitrade-Marke‘. Das kann jeder kaufen, wenn der Wille da ist.“

Unkosten, kein Personal: „Jetzt ist die Zeit gekommen“

Doch lasse die Kaufkraft spürbar nach, was mit Schließungen des gesamten Bürgerzentrums während der Corona-Lockdowns sowie der spürbaren Inflation in den Geldbeuteln zu tun habe, vermutet Reyher.

„Leider können wir die Unkosten nicht mehr tragen“, so Reyher und rechnet vor, dass bei Einnahmen von 3000 Euro in acht Monaten eine jährliche Miete und Energiekosten von fast 1000 Euro nicht mehr drin seien. Man sei bereits als Sparmaßnahme aus dem Dachverband der Initiative ausgetreten.

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Zudem schrumpfe die Kapazität an Mitarbeitern: „Niemand im Verkaufsteam ist unter 70“, berichtet Reyher. „Einige sind gestorben, andere erkrankt, viele auch weggezogen. Mit dem Umzug unserer letzten Verkäuferin stehe ich alleine da“, bilanziert Reyher. Niemand wolle zudem den Laden fortführen.

Immerhin beobachte sie, dass sich in den Großstädten immer größere „Weltläden“ in den Innenstädten ansiedeln. So sei auch der „Weltladen“ in der Nachbarstadt Meinerzhagen deutlich größer als das Lokal in Kierspe.

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Zum 30. Juni kündigt der Verein die Miete seines Ladenlokals bei der Stadt. Vorerst könne mittwochs noch eingekauft werden. „Aber sicher nicht mehr bis Juni“, glaubt Reyher. Die Meinerzhagener Kollegen wollten sich die verbliebene Ware ansehen und eventuell aufkaufen. „Alles wird bei uns nun günstiger verkauft“, so Reyher.

„Jetzt ist die Zeit gekommen. Wir hatten viel Spaß, eine gute Gemeinschaft, immer Leute, aber nun macht es keinen Sinn. Wir hören im Guten auf. In 28 Jahren verändert sich so manches.“

Die Satzung sieht vor, dass bei Auflösung des Vereins sein Vermögen zu gleichen Teilen an das Hilfswerk „Misereor“ der Katholischen Kirche in Deutschland und an die Aktion „Brot für die Welt“ der Evangelischen Kirche in Deutschland gehen soll.

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