Schalksmühler Ur-Gestein Florian Diehl im Interview

LokalDirekt-Sportreporterin Jenny Seidel traf Florian Diehl zum Interview.

Halver. Als dienstältester Spieler der SGSH Dragons ist Florian Diehl bekannt. Seit seiner Jugend, mit einer kurzen Unterbrechung von drei Jahren beim TuS Ferndorf, läuft der gebürtige Schalksmühler im Trikot der Sauerländer auf. Vor kurzem erst hat Diehl seinen Vertrag um zwei weitere Jahre verlängert und das trotz seiner anhaltenden Verletzung. „Mir fällt es nicht schwer, meinen Vertrag hier zu verlängern, auch wenn die Situation für mich persönlich momentan nicht so einfach ist“, so Diehl. Im Gespräch mit Lokaldirekt blickt der Rückraumspieler auf die nun beendete Hinrunde der Saison, den Teamgeist seiner Mannschaft und auf die Zusammenarbeit mit Trainer Mark Schmetz.

Florian, im vergangenen Jahr wurde der Spielbetrieb aufgrund der Coronapandemie abgebrochen. Ein Jahr später stehen wir jetzt am Ende der Hinrunde. Wie erleichtert ist man, dass es bisher keine Spielausfälle gegeben hat?

Florian Diehl: „Es ist super schön, dass alles bis jetzt so geklappt hat. In unserer Liga gab es vielleicht mal den ein oder anderen Ausfall, aber es ist alles sehr gering und klein gehalten worden. Es wurde alles reibungslos durchgezogen. Ich hoffe sehr, dass es mit den aktuell steigenden Inzidenzzahlen weiter gehen kann, inwieweit Fans und Zuschauer dabei sein können und dürfen, das müssen wir abwarten. Im letzten Jahr wurden wir als Profisportler angesehen und durften somit früher als der Amateursport zurück in den Trainingsalltag.“

Kommen wir auf die SGSH Dragons zu sprechen. Als Dienstältester Spieler in Reihen der SGSH hast nicht nur Du Dich weiterentwickelt, sondern auch der Verein hat in den letzten Jahren seine Weichen für die Zukunft gestellt. Welche Veränderungen im Verein hast Du in den letzten Jahren wahrgenommen?

Florian Diehl: „Die Veränderung oder besser gesagt, Weiterentwicklung in den letzten Jahren ist auf jeden Fall positiv. Am Anfang ist man natürlich erstmal etwas skeptisch, aber wir sind ja auch kein Dorfverein, sondern ein gestandenes Drittligateam. Schalksmühle hat rund elf- und Halver sechzehntausend Einwohner, da ist es manchmal etwas schwierig, etwas Neues (Anm. d. Red.: die Umbenennung in SGSH Dragons) zu etablieren. Wir haben viele ältere Fans, die seit Jahrzehnten in die Halle kommen und zur SG Schalksmühle-Halver gegangen sind. Ich war skeptisch mit der Umbenennung, wusste nicht so recht, ob das ankommen und von den Fans angenommen wird. Aber vom Zeitpunkt der Veröffentlichung an, am Wochenende des DHB-Pokals, war einem eigentlich klar, dass das funktionieren kann. Das Logo, unsere Trikots und die dazugehörige Story mit dem Eichenblattaufdruck zwischen den Schulterblättern. Wir wurden nicht einfach nur zu den Drachen, weil es ein starkes Fabelwesen ist, sondern weil es mit Kämpferherz, dem Feuer dabei, welches im alten Logo zu erkennen war, zu tun hat. Man hat den Ursprung der SGSH nicht vergessen, sondern in gewisser Weise modernisiert.

Durch die Pandemie ist leider ein kleiner Riss entstanden. Als wir die ersten Spiele als Dragons absolviert haben, waren die Zuschauerzahlen richtig gut, aber jetzt gerade ist es schwer einzuschätzen. Aber es ist auch jeden Fall super, immer mehr Leute zu sehen, die die Fanartikel tragen. Jacken, Kappen, T-Shirts. Aber nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen trifft man immer wieder mit Dragons Klamotten, auch außerhalb der Sporthalle.“

Deinen Vertrag hast Du um zwei weitere Spielzeiten verlängert. Ist die SGSH für Dich eine Herzensangelegenheit?

Florian Diehl: „Ja! Auch wenn ich in der Jugend drei Jahre in Ferndorf gespielt habe, war mein Herz immer in Halver und Schalksmühle. Als ich damals gewechselt bin, war mir klar, dass ich irgendwann wieder zurück kommen werde und die Ambition habe, in der ersten Mannschaft zu spielen. Früher habe ich selbst die T-Shirts mit Unterschriften der damaligen Spieler voller Stolz getragen und es war immer mein Traum einmal selber für die erste Mannschaft aufzulaufen. Mir fällt es nicht schwer, meinen Vertrag hier zu verlängern, auch wenn die Situation für mich persönlich momentan nicht so einfach ist. Als Mark Schmetz vor eineinhalb Jahren zu mir kam und meinte, er würde mich gerne als Kapitän der Mannschaft haben wollen, da brannte mein Herzchen noch mehr.“

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Viele verschiedene Trainertypen hast Du in den vergangenen Jahren an der Seitenlinie der SGSH kennengelernt. Nun ist Mark Schmetz Euer Übungsleiter seit einem Jahr. Was macht Mark aus?

Florian Diehl: „Mark ist sehr ruhig und diszipliniert auf der Bank und bringt seine Inhalte sehr gut rüber. Er ist in jeder Auszeit hochkonzentriert, nicht emotional, aber sehr intelligent. Er brüllt nicht rum, sondern erklärt mit Ruhe, was er von uns will, was er erwartet. Es hat alles Hand und Fuß. Aber auch im Training merkt man seine besonnene Art. Ich kenne keinen in der Mannschaft, der ein Problem mit ihm hat. Er ist vor und nach der offiziellen Trainingszeit für Gespräche da, nimmt Dich in jeder Aktion zur Seite, spricht kurz mit Dir ab, was man ändern oder verbessern könnte. Seine Aufmerksamkeit hat nicht nur mir persönlich weitergeholfen, auch andere Jungs haben sich super weiterentwickelt. Vom Teamgefühl passt es einfach perfekt. Er ist ein klasse Trainer und wir hoffen alle, dass er seinen Vertrag hier verlängern wird.“

Zusammen mit Maciej Dmytruzinski und Matthias Reckzeh bildet Mark ein Trainertrio. Welche Vorteile siehst Du darin?

Florian Diehl: „Alle drei Trainer, die uns hier zur Seite stehen, haben alle mal Bundesliga gespielt und bringen viel Erfahrung mit. Maciej hat sich in seinen letzten aktiven Jahren viel auf die Abwehr konzentriert und legt seinen Fokus jetzt im Training auch dort hin. Wenn ihm etwas auffällt, gibt es kleine Absprachen, gibt dem Innenblock nochmal Tipps. Mattes hat ein super Verhältnis zu den Torhütern, bespricht mit ihnen Dinge auf Augenhöhe. Alle Trainer sind bei uns Spielern sehr hoch angesehen und es funktioniert einfach richtig gut.“

Du bist ein Schalksmühler Junge, hast die Jugend der SGSH durchlebt und wärst als Kapitän derjenige, der die Dragons aufs Spielfeld führt. Welches Ziel hast Du auf lange Sicht gesehen mit den Dragons?

Florian Diehl: „Die zweite Bundesliga ist ein deutlich größeres Geschäft, bei dem es viel aufs Geld ankommt. Wenn man hier in Schalksmühle und Halver realistisch ist, dann fahren wir mit der dritten Liga richtig gut. Wir wollen immer oben angreifen und hatten auch schon einmal fast die Chance, in Richtung Aufstieg mitzugehen. Ich als Junge vom Dorf habe nur immer Angst, dass man mit dem Aufstieg viel kaputt machen kann. Man hat in der Vergangenheit gesehen, dass Aufstiege für kleine Vereine viel schwieriger sind. Sportlich ist es ein riesen Anreiz für jeden Spieler und wenn man nicht nach Höherem strebt, dann macht man irgendwas falsch. Aber wenn man es bodenständig beäugt, kann man das Abenteuer wagen.“

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Doch auf einen regelmäßigen Einsatz wartest Du, die Mannschaft, aber auch die Fans. Wie ist Dein aktueller Gesundheitsstand?

Florian Diehl: „Vor dem Spiel gegen Volmetal Mitte September waren die Beschwerden deutlich besser geworden, sodass ich eingesetzt werden konnte. Auch nach dem Spiel blieb das gute Gefühl. Es war noch eine Therapiemaßnahme vereinbart, die leider nicht so gut angeschlagen hat, wie sie sollte. Vom Gefühl her ging es mir schlechter als besser, aber wir wollten versuchen, dass die Beschwerden komplett weg gehen. Vor dem Spiel gegen Krefeld Mitte Oktober war ich optimistisch, wollte auch unbedingt spielen, was allerdings zu früh war. Während des Spiels fühlte es sich gut an, aber mit dem Adrenalin im Blut merkt man die Beschwerden nicht. Momentan bin ich regelmäßig bei unseren Physiotherapeuten und merke, dass es besser wird. Wenn man so lange verletzt ist, ist es mental auch schwierig, durchzuhalten. Ich hoffe, dass ich in absehbarer Zeit wieder spielen kann.“

Aus der zweiten Mannschaft rücken nun vier Spieler des Nachwuchses aus der Jugend in den Kader der ersten Mannschaft auf. Als erfahrener Spieler, der selbst diesen Weg gegangen ist, was kannst Du den Youngstern mitgeben?

Florian Diehl: „Auf jeden Fall immer einhundert Prozent geben, wenn nicht sogar noch etwas mehr. Ich war immer viermal die Woche beim Training, plus Krafttraining, wollte mich schnell entwickeln. Sie dürfen sich nicht unterkriegen lassen, allerdings müssen sie auch ihre Rolle in der Mannschaft finden.“

Die Hinrunde ist gespielt und die SGSH Dragons haben sich auf dem zweiten Tabellenplatz etabliert. Wie analysierst Du Eure Hinrunde?

Florian Diehl: „Die ersten Spiele haben wir relativ knapp gewonnen, aber die Siege waren wichtig. Beispielsweise in Menden; Das Spiel war nicht schön anzugucken, aber die Punkte waren für uns wichtig, genauso wie der Sieg in Gensungen mit einem Tor. Zu dem Zeitpunkt mussten wir uns noch ein wenig finden. Das Spiel gegen Krefeld war das beste der Saison. Zwei Ausreißer nach unten hatten wir mit den Niederlagen gegen Longerich und Baunatal. Wir haben die Fehler analysiert und wissen, was wir besser machen können und somit bin ich positiv gestimmt, weil es in der Mannschaft sehr gut passt.“

Man hat Gegner nach einem Jahr Ligapause schon bespielt. Kann man in die Rückrunde noch besser vorbereitet gehen?

Florian Diehl: „Obwohl man die Mannschaften grundsätzlich kennt, wusste man vor der Saison dennoch nicht, was auf einen zukommen wird nach der langen Unterbrechung. Die Zusammenstellungen der Mannschaften haben sich geändert, jedes Team stand vor einer Art Neustart. Jetzt haben wir alle Mannschaften einmal bespielt und die Einschätzung des Gegners läuft einfacher. Ich hoffe, dass manche Spiele in der Rückrunde nicht so spannend und eng werden, wie jetzt in der Hinrunde.“

Die Liga wurde vor Saisonbeginn umstrukturiert: 7 Staffeln à 12 Mannschaften, die um den Einzug in die Aufstiegsrunde und gegen die Teilnahme an der Klassenerhaltsrunde kämpfen werden. Wie stehst Du dieser Änderung gegenüber?

Florian Diehl: „Ich fand es sehr gut, dass die spielleitende Stelle in diesem Jahr reagiert hat und die Einteilung so gebracht hat. Die Gruppen werden kleiner gehalten, die Auswärtsfahrten sind kürzer. Dadurch, dass mehr Mannschaften absteigen müssen, wird es bestimmt in den nächsten Jahren wieder größere Staffeln geben.“

Die SGSH stand in der Hinrunde lange Zeit auf Tabellenplatz 1, wäre somit berechtigt die Aufstiegsqualifikationsrunde zu spielen. Der sportliche Leiter Axel Vormann sagte im Gespräch mit LokalDirekt, dass die Aufstiegsrunde gespielt wird, sollte die Möglichkeit bestehen. Wie stehst Du dem Thema Aufstieg entgegen?

Florian Diehl: „Ich sehe es als zweischneidiges Schwert: Wenn wir da oben stehen, dann ist es uns auch gegönnt, diese Runde zu spielen. Ob man es am Ende schafft, steht in den Sternen. Am Ende würde jeder von uns dafür brennen, damit wir das schaffen.“

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