„Sauerland als Lebensform“ – Neuer Blick auf alte Kulturlandschaft

Historiker U. Raulff zu Gast beim KUK-Forum.

Meinerzhagen. Sauerland. – Eine Region, die als idyllisch gilt. Etwas provinziell. Ihre Menschen: verschlossen, aber auch findig. „Sauerland als Lebensform“ ist Titel eines Essays über das „Land der tausend Berge“, zugleich auch Titel des nächsten KUK-Forums. Gast des Abends in der Stadthalle ist einer von hier: der Historiker Prof. Dr. Ulrich Raulff.

Geboren 1950 in der Nähe von Meinerzhagen, bringt er den Besuchern am 19. Mai das „Sauerland als Lebensform“ näher. In der Reihe „Essay und Archiv“, die sich auf das Archiv der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung stützt, skizziert Raulff die Kultur-und Wirtschaftsgeschichte des Sauerlands und seiner Menschen, findiger Menschen, eben, wie er meint.

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Die Sauerländer fanden Bodenschätze (Erz) „und folgerichtig das Know-how zu ihrer Gewinnung und Nutzung; sie wurden zu Erfindern. Das geht so bis heute.“ Und deshalb sei das Sauerland mit seiner smarten Landschaft „eine heimliche Industrieregion mit gut verdienendem Mittelstand und beträchtlicher Millionärsdichte“. Und wie es in der Industrie der Region viele „hidden champions“ (versteckte Weltmarktführer) gibt, gehören auch viele Kommunen „zu den hidden champions des Steueraufkommens.“

Ulrich Raulff spannt einen weiten Bogen, blickt auf Kultur- und Industriegeschichte, zeigt, wie sich beides verbindet, etwa in den großartigen Bauten des sauerländischen Jugendstils. Die habe nicht „ein Künstler-Architekt mit cooler Selbstinszenierung geschaffen, sondern ein bienenfleißiger Ingenieur“. Raulff spielt dabei auf Otto Inze an, der ausgangs des 19. Jahrhunderts nach einem von „ihm ersonnenen Prinzip und hohem ästhetischen Gespür“ die erste deutsche Talsperre bei Remscheid erbaute, der etliche weitere im Sauerland folgten. – Wer weiß schon, dass die alten Talsperren so einen historischen Hintergrund haben?

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Auf 47 Seiten hat der Autor Eigenarten der Menschen an Volme, Lenne und Ruhr nachgespürt, Bekanntes, wie die Talsperren-Mauern, erscheint in neuem Licht. Für den Verein für Kommunikation und Kultur (KUK) war das Anlass, den Hochschullehrer zu einem Forum einzuladen.

Raulff gelingt es mit Sprachwitz das Porträt einer Region und ihrer Menschen zu zeichnen, das weitaus fesselnder ist als Hochglanzprospekte der Werbeagenturen. Unterhaltsam eröffnet er neue Horizonte. Wer sich neu verorten, als Sauerländer vergewissern will und sich einen amüsanten Abend gönnen will, ist beim KUK-Forum richtig.

Termin: Donnerstag, 19. Mai 2022, 20 Uhr Stadthalle Meinerzhagen.

Tickets: Vorverkauf bei Buchhandlung Schmitz, Meinerzhagen; Foto Albrecht, Meinerzhagen und           Buchhandlung Timpe, Kierspe oder im KuK-Ticketshop: www.kuk-verein.de, VVK 10,- €

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