Rollenspiel für Jugendliche im Rathaus

Digital und persönlich möchte der Ausschuss für Sport und Jugend die Jugendlichen in Kierspe dafür begeistern, politische Verantwortung zu übernehmen. Ein digitales Projekt lief bereits erfolgreich. Nächstes Ziel: ein Rollenspiel im Ratssaal.

Wie beflügelt vom Gewinn der Gesamtschule Kierspe des Preises „DemokratieErleben“ der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik – wir berichteten – entwickelte der Ausschuss Ideen, wie man die Kiersper Jugend stärker an Politik beteiligen könne. Auf zwei Säulen soll die Jugendbeteiligung stehen.

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Politik online

Im Juli führte Christian Schwanke einen vierwöchigen Probelauf des Programms „LamaPoll“ mit 58 Jugendlichen des Jugendzentrums Kierspe durch, wie die Beschlussvorlage skizziert. „LamaPoll“ ist ein Online-Umfrage-Tool zum Erstellen, Versenden und Auswerten datenschutzkonformer Umfragen und Fragebögen. Der Vorteil daran sei, die Jugendlichen zu Hause und unterwegs zu erreichen. „Die Erfahrung zeigt, dass Jugendliche keine langfristige beziehungsweise ehrenamtliche Verpflichtung übernehmen möchten. Die Motivation und Euphorie nimmt hier zumeist rapide ab“, heißt es in der Beschlussvorlage. „Daher bietet sich diese moderne Art und Weise der Beteiligung an und es kann jeder freiwillig abstimmen und mitreden.“ Die Probanden hätten das Programm für „gut“ befunden.

Damit es nicht nur bei einem Testlauf des Programms bleibt, sollen Kinder und Jugendliche an den Entscheidungen in der Stadt beteiligt werden. Dafür werden neben der projekt- und anlassbezogenen Form der Online-Beteiligung zusätzlich regelmäßige Umfragen initiiert, etwa durch die Jugendzentren, wie es im Beschlussvorschlag heißt. Zunächst solle das aktuelle Thema „Treffpunkt für Jugendliche“ aufgegriffen und konkretisiert werden. Weiterhin sei es geplant, durch die Verwaltung potenzielle Themen aus den Reihen der Politik und Verwaltung in das Programm einzupflegen.

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Wichtig sei es, bei Online-Vorschlägen von Jugendlichen auf Anonymität zu verzichten, um nicht mit „politischen“ Forderungen „unter der Gürtellinie“ im Rahmen eines digitalen Demokratieprojektes konfrontiert zu werden, gab Nico Howorka, FWG, zu bedenken.

Politik als Rollenspiel

Auch „offline“ sollen die Jugendlichen an die Politik herangeführt und für sie begeistert werden. Dass es Hoffnung dafür gebe, zeige der Gewinn des Demokratiepreises der Gesamtschule. „Der macht mich schon stolz“, so Oliver Busch, SPD. „Wenn eine von zwei ausgezeichneten Schulen aus Kierspe kommt bei einer bundesweiten Veranstaltung, dann können wir in Sachen Demokratie nicht alles falsch machen.“ Er dankte allen Unterstützern der Gesamtschule, darunter Fraktionen und Verbänden.

Ratsmitglied Steffen Wieland skizzierte, wie Jugendliche konkret in politische Prozesse eingebunden werden könnten: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) stelle für Projekte zur Demokratieförderung unter bestimmten Bedingungen ein Budget von 5000 Euro für beteiligte Jugendliche zur Verfügung, mit dem sie etwas in ihrer Stadt verändern könnten. „Wenn wir das in Kierspe machen würden, hätte das Modellcharakter in Nordrhein-Westfalen“, so Wieland.

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Oliver Busch berichtete daraufhin von einem Lüdenscheider Projekt, das Besucherführungen durch das Rathaus veranstalte. In Projektwochen könnten Jugendliche zudem im Rahmen eines Rollenspiels Kommunalpolitik nachstellen. Der Ratsaal würde für Debatten zur Verfügung gestellt. „So verlieren sie die Hemmungen vor der Institution Rathaus und sehen, dass Politik kein Hexenwerk ist“, so Busch. Am Ende gebe es eine Urkunde.

Die Verwaltung nahm die Vorschläge mit Interesse auf und wird sie als Prüfauftrag weiter verarbeiten. Die Stadt wolle den LWL-Vorschlag auch hinsichtlich der Voraussetzungen und eines Verwendungsnachweises prüfen, so Dorette Vormann-Berg.

Schließlich wurde Punkt Drei der Beschlussvorlage „Richtlinien zur Bildung des Jugendparlamentes Kierspe werden aufgehoben“ einstimmig gestrichen. Man wolle in der nächsten Sitzung Anfang des kommenden Jahres die Fakten zum LWL-Förderprogramm zusammentragen und dann noch einmal über das Jugendparlament beraten.

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