„Eigentlich haben wir schon immer davon geträumt, irgendwann auszuwandern“, erzählt Andrea Mühler. Schon lange hatte die Familie ein Haus in den Niederlanden. Mehrere Wochen im Jahr verbrachten sie dort. „Ganz dort zu wohnen, fühlte sich aber irgendwie nicht richtig an. Es war schön, aber nicht dieses Gefühl von Zuhause ankommen“, sagt Mühler. Aber so ganz vom Tisch war der Traum vom Auswandern nicht.
Genau vor einem Jahr reiste die Familie zum Urlaub nach Schweden. Drei Wochen tourte die Familie durch das Land. „Es fühlte sich direkt irgendwie richtig an. Es war ein Gefühl von Heimat. Schnell war klar, dass wir genau hier leben möchten“, erinnert sich Andrea Mühler. Es habe nicht lange gedauert und der Entschluss stand fest: Schweden wird die neue Heimat. „Am liebsten wären wir gar nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt. Aber das ging natürlich nicht“, erzählt die Mutter.
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Zurück in Deutschland wurde alles für das große Projekt „Schweden“ vorbereitet. Einen richtigen Zeitplan gab es nicht. Und nie hätte jemand aus der Familie damit gerechnet, dass es am Ende so schnell gehen würde. Während sich in Rennerde alles um das Projekt Hausverkauf drehte, schauten Freunde in Schweden Häuser für die Familie an. In Värmland, einer schwedischen Provinz zwischen Oslo und Stockholm, wurden sie fündig. Aber bevor es los ging, gab es einiges zu tun. „Wir haben unser Haus in Rennerde vor 28 Jahren selbst gebaut. Uns war schon wichtig, ordentliche Käufer zu finden. Außerdem musste ich meine Tierheilpraxis aufgeben. Mein Mann seine Arbeit kündigen und Roxanne ihre Wohnung auflösen.“
Eine Reise ins Ungewisse
Drei Monate später ist es vollbracht. Die Spedition hat die letzten Kisten auf die Reise geschickt und für die Familie geht es auf nach Schweden – eine Reise ins Ungewisse. Ihren neuen Hof kennt die Familie bisher nur von Bildern und einem virtuellen Rundgang. „Aber es fühlte sich von Anfang an richtig an“, erzählt Andrea Mühler. Schnell habe jeder seinen Bereich gefunden. Detlef Mühler hat jetzt seine eigene Werkstatt mit riesen Werkbank – davon hatte er immer geträumt. Roxanne kümmert sich um den Garten und ist der kreativ-gestalterische Kopf und Andrea kümmert sich um alles in Sachen Organisation. Denn die Familie hat Großes vor. Aus dem „Hof Runa“ soll ein nordisch-schamanischer Seminarhof werden.
„Die Idee ist schon länger da. Wir haben uns immer gefragt, was wir machen würden, wenn wir einmal neu anfangen könnten. Und wir sind sehr dankbar für diese Chance“, sagt Andrea Mühler. Bisher habe jeder in der Familie sein Ding gemacht. Detlef habe in der Elektronikbranche gearbeitet, Andrea hatte ihre Tierheilpraxis und Roxanne war Tätowiererin. Nun arbeiten sie alle auf dem Hof. „Jeder hat aber auch hier seine ganz eigenen Bereiche“, erklärt Andrea Mühler. Ihr Mann sei beispielsweise ein handwerkliches Allroundtalent. Das helfe natürlich sehr bei der Entstehung des Hofes. Später wird er für den pädagogisch-handwerklichen Teil zuständig sein und beispielsweise Holzarbeiten mit Familien anbieten. Roxanne, genannt Rosi, ist für alles rund ums Thema Kreativität zuständig. Als ausgebildete Kräuterhexe sorgt sie für die richtige Gartengestaltung. Zudem wird sie zukünftig als ausgebildete Natur-, Wald- und Erlebnispädagogin sowie Schamanin Frauenkreise, Familien-Retreats, Jahreskreisfeste und sonstige rituelle Zeremonien leiten. Mutter Andrea wird den administrativen Teil übernehmen.
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Neustart als Schamanin in Schweden
„Jeder hat ein Bild einer Schamanin im Kopf – und sicherlich ist davon vieles wahr. Wir sitzen auch mit einer Trommel am Feuer“, sagt Roxanne. Der Mond, die besonderen Klänge und das Feuer spielten dabei eine große Rolle. Einer ihrer Schwerpunkte wird auf Frauenarbeit liegen. Dabei soll es auch um Traumabewältigung gehen. Aber auch um den weiblichen Zyklus und Kindheitserlebnisse. „Eine der Fragen ist: Was hat Dich in Deiner Kindheit so geprägt, dass Du bist wie Du bist“, erklärt Rosi Mühler. So gebe es Frauen, die sich nicht weiblich fühlen, weil sie beispielsweise nicht geschminkt sind, nicht gerne Kleider tragen. „Aber das ist ja gar nicht das, was Weiblichkeit ausmacht. Das ist ein Bild, dass sehr von außen geprägt ist“, erklärt die Schamanin. Ein weiteres Standbein werden sogenannte Familien-Retreats. Familien sollen wieder den Weg zurück in die Natur finden. Rosi Mühler: „Wir haben den Garten so angelegt, dass wir viele Möglichkeiten haben. Beispielsweise gibt es Bereiche mit männlichen und Bereiche mit weiblichen Pflanzen. Aber das im Detail zu erklären, würde den Rahmen sprengen.“
Im kommenden Frühjahr soll es richtig los gehen, dann können die Programme gebucht werden. Zielgruppe seien zunächst deutschsprachige Menschen und Niederländer. „Da die Arbeit hier sehr in die Tiefe geht, sollte keine Sprachbarriere bestehen“, erklärt Andrea Mühler. Neben dieser Arbeit soll der Hof Runa aber auch ein Ort der Begegnung werden. So wurden beispielsweise für den Sommer schon Konzerte organisiert. „Dort sind dann natürlich alle willkommen“, betont Andrea Mühler.
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Nach und nach werden auch die Schwedischkenntnisse der Familie besser. Dem zehnjährigen Samu fällt das Lernen am Leichtesten. „Er konnte sogar schon mit unserem schwedischen Autohändler reden. Dazu waren wir noch nicht in der Lage“, sagt Andrea Mühler. Aber nach und nach klappt es immer besser – auch weil die deutsche Familie so gut in die schwedische Gemeinschaft aufgenommen wurde. Weihnachten lud die Familie zum Dank alle Nachbarn und Bekannten auf den Hof zu einem Umtrunk ein – und es kamen tatsächlich alle.
„Uns als Familie hat dieses Projekt nur noch mehr zusammengeschweißt. Wenn das hier läuft, können wir mit Stolz sagen, dass wir das hier als Familie geschaffen haben“, erzählt Andrea Mühler.
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