Pilzsaison lockt Fans in den Wald

Pilzesammeln ist wieder im Trend: Die Zahl der Sammler in nordrhein-westfälischen Wäldern hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.

Die milden Herbsttemperaturen und ab und zu etwas Regen sind für das Pilzwachstum optimal. So wundert es nicht, dass man in diesem Herbst vermehrt auf Pilzsammler mit gefüllten Körben oder Beuteln trifft. Doch viele so genannte Pilzfreunde gehen oft nicht sorgsam mit den Naturschätzen des Waldes um.

[[ad-placeholder]]

Mittlerweile ist das Sammeln von Pilzen stark reglementiert. Es gilt: Nicht überall, wo Pilze (so nennt man allgemein die über der Erde wachsenden Fruchtkörper) stehen, dürfen diese auch gesammelt werden. Etwa in Naturschutzgebieten und einigen Nationalparks ist das Sammeln von Pilzen prinzipiell verboten. Auch für junge Forstkulturen und Dickungen besteht nach dem Landesforstgesetz ein Waldbetretungsverbot. Zudem sind in den übrigen Waldgebieten bestimmte Pilze aus Artenschutzgründen tabu. Dies gilt etwa für Semmel-Porling, Kaiserling und Trüffel. Für ebenfalls geschützte Arten wie etwa den beliebten Speisepilzen Steinpilz, Pfifferling oder Rotkappe gibt es aber nach der Bundesartenschutzverordnung eine Ausnahmeregelung.

Kurios und selten: Erdstern. – Foto: Mertens

„Wer Pilze entdeckt und sammelt, muss geltende Regeln beachten. Leckere Speisepilze wie Pfifferlinge oder Steinpilze dürfen bitte nur in Maßen und ausschließlich für den Eigenbedarf gesammelt werden. Wer Pilze in gewerblichem Maße sammelt, begeht eine Straftat. Übermäßiges Sammeln von Pilzen, erst recht in Naturschutzgebieten, schadet zugleich in deutlichem Maße dem Öko-System Wald“, erklärt NRWs Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU).

[[ad-placeholder]]

So dürfen Pilzsammler nur maximal zwei Kilogramm sammeln. Ein Fehler, den viele begehen: alle sich anbietenden Pilze sammeln, um diese dann zu Hause in Ruhe zu bestimmen. In Europa gibt es rund 1000 Pilzarten, von denen allerdings nur ein geringer Prozentsatz essbar ist. Soll heißen: Wer alle gefundenen Pilze sammelt, muss schnell feststellen, dass kaum essbare dabei sind. So ist es wahrscheinlicher, auch geschützte Arten „gepflückt“ zu haben. Dies kann zu Schäden im sensiblen Ökosystem Wald führen.

Bekannt und giftig: Fliegenpilz. – Foto: Mertens

[[ad-placeholder]]

Außerdem ist es lebenswichtig, genau zu wissen, welche Pilze im Körbchen landen. Immer wieder hört man von starken bis tödlichen Pilzvergiftungen. Denn es gibt hochgiftige Doppelgänger, deren Gifte zeitverzögert und im schlimmsten Fall fatal wirken. So sind etwa der Pantherpilz und der Perlpilz nur von Pilzexperten zu unterscheiden. Der Perlpilz ist essbar und wird wegen seines Geschmacks geschätzt, der Pantherpilz ist hochgiftig bis tödlich. Der Grüne- und auch der Gelbe Knollenblätterpilz sind besonders häufig Verursacher schwerster Vergiftungen, weil sie immer wieder mit dem Champignon verwechselt werden.

Giftig: Gelber Knollenblätterpilz. – Foto: Mertens

Auf ein Foto in einem Bestimmungsbuch oder auf die zurzeit beliebten Bestimmungs-Apps im Smartphone sollte man sich nicht verlassen. Am besten lassen sich Neulinge zunächst von erfahrenen Pilzfans begleiten oder besuchen einen der zahlreich angebotenen Bestimmungskurse.

Auch ein Fehler, den viele Pilzsammler begehen: den Stiel des Fruchtkörpers einfach abschneiden oder die Pilze unsanft aus dem Boden zu reißen. Um das Pilzgeflecht (Myzel) weniger schädlich zu verletzen, ist es besser, den Pilz aus dem Geflecht mit einer Drehung zu lösen.

[[ad-placeholder]]

Hintergrund:

Pilze sind weder Pflanzen noch Tiere, weisen allerdings Merkmale von beiden Gruppen auf. Tiertypisch können sie zum Beispiel keine Photosynthese betreiben und ihre Zellwände bestehen aus Chitin. Aus diesem Stoff ist auch das Außenskelett von Käfern. Wie Pflanzen sind Pilze allerdings unbeweglich und an ihren Standort gebunden.

Nährstoffe erhalten einige Pilzarten durch das Zersetzen von organischem Material. Ohne sie würden enorme Mengen von altem Holz, Laub und Nadeln den Boden in unseren Wäldern bedecken. Eine weitere Möglichkeit der Pilze, an Nährstoffe zu gelangen, ist das Zusammenleben mit den Bäumen. Viele heimische Baumarten leben in einer solchen Symbiose mit Pilzen im Wurzelbereich. Dabei umschließt das Myzel die Feinwurzeln der Bäume und hilft diesen so leichter Wasser und Nährsalze aufzunehmen. Im Gegenzug erhält der Pilz Zucker vom Baum. Diese Form des Tauschhandels (Mykorrhiza) findet häufig spezialisiert zwischen Bäumen und bestimmten Pilzarten statt. Dies führte etwa auch zu entsprechenden Namensgebungen: Birkenpilz, Erlen-Grübling oder Lärchenröhrling sind dafür ein Beispiel.

Nutznießer der Kahlschläge: Hallimasch. – Foto: Mertens

Übrigens: Das größte bekannte Lebewesen der Welt ist ein Hallimasch in einem Naturschutzgebiet in Oregon. Sein Myzel hat eine Ausdehnung von fast 1000 Hektar. Sein Gewicht wird auf 600 Tonnen geschätzt, sein Alter auf fast 2000 Jahre.

[[ad-placeholder]]