Offener Brief von Gordan Dudas an BUND

Nachdem Dirk Jansen, Geschäftsleiter des BUND-NRW, einen Ersatzneubau der Rahmedetalbrücke der A45 ohne vorherige Umweltverträglichkeitsprüfung ablehnte, spitzt sich nun die politische Diskussion offenbar zu.

Märkischer Kreis. Anlässlich der aktuellen Berichterstattung zu einem möglichen Klageverfahren des BUND verfasste der Landtagsabgeordneten Gordan Dudas (SPD) einen Offenen Brief an den BUND.

Hier der Wortlaut des Briefes:

Sehr geehrter Herr Jansen,

seit dem 2. Dezember am späteren Nachmittag, pünktlich zum Berufsverkehr, hat sich das Leben und Arbeiten der Menschen in und um Lüdenscheid massiv verändert. Die Veränderung ist, wie Sie wissen, in diesem Fall alles andere als positiv, denn durch die Vollsperrung der A45 aufgrund der Schäden an der Rahmedetalbrücke hat sich der Verkehr von der Autobahn in die Stadt und damit sprichwörtlich in die Vorgärten der Menschen bei uns verlagert. Weit über 60.000 Fahrzeuge, davon ca. 13.000 Lastkraftwagen, passieren normalerweise Lüdenscheid auf der A45, und suchen sich seit mittlerweile sieben Wochen alternative Wege. Lärm, Schmutz, Emissionen, Schäden und auch ganz konkrete Gefährdung von Menschen, die als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs sind, sind die Folge.

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Die weitläufig eingerichteten Umleitungen haben zwar Teile des Fernverkehrs auf andere Routen umgelenkt, in der Praxis aber sind immer noch viele zehntausende zusätzliche Fahrzeuge zusätzlich zum bislang üblichen Straßenverkehr unterwegs und verstopfen die Stadt. Dies hat massive Auswirkungen auf alle Lebensbereiche bei uns in der Region. Daher sind die Menschen, die hier leben und arbeiten, auf Lösungen und Hilfen angewiesen, die möglichst bald konkrete Entlastung bringen. Letztlich steht aber auch fest, dass ohne einen schnellstmöglichen Neubau der Rahmedetalbrücke keine Rückkehr zu unserer bislang gekannten Normalität möglich ist.

Was der zusätzliche Verkehr bei uns bedeutet, davon können am besten die betroffenen Menschen berichten. Es sind die Anwohnerinnen und Anwohner der Ausweichstrecken, an denen nun permanent 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, Schwerlastverkehr vorbeidonnert und die keine ruhige Minute mehr haben. Selbst in den örtlichen Wohngebieten, die für solche Verkehre ebenfalls nicht ausgelegt sind, tauchen plötzlich LKWs auf – und walzen teilweise ganze Zäune und Vorgärten platt. Fußgängerwege und besonders auch Schulwege sind aufgrund der Zunahme des Verkehrs nicht mehr sicher, auch die Radfahrerinnen und Radfahrer müssen zunehmend um ihr Leben bangen, wenn Sie am Straßenverkehr teilnehmen. Aber auch viele Gewerbetreibenden und Unternehmen leiden massiv unter der Situation, so etwa Industriebetriebe, die auf Lieferverkehre angewiesen sind und auch viele örtliche Händler und Gastronomieunternehmen wie beispielsweise der Pizzalieferservice oder der Dönerimbiss, die massive Umsatzeinbußen hinnehmen. Hinzu kommen die Auswirkungen auf die Beschäftigten, die als Berufspendlerinnen und -pendler, die leider – auch aufgrund von Schäden an Bahnstrecken – auf den PKW angewiesen sind und im Stau stehen. Die Liste von Problemen ließe sich noch beliebig verlängern.

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Umso größer ist daher die Hoffnung, dass Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Politik allesamt an einem Strang ziehen, um den Neubau der Brücke maximal zu beschleunigen. Hier geht es schlicht und ergreifend um den Schutz unseres Zuhauses. Daher sorgt die aktuelle Berichterstattung, dass der BUND ein Klageverfahren prüfen will, sollte auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichtet werden, natürlich für massive Irritation und Verärgerung. Ich selbst habe absolut kein Verständnis für eine solche Vorgehensweise des BUND. Denn wenn die Brücke zum Zankapfel wird, hat dies negative Folgen für den Neubau, die Verfahren verzögern sich, und die extrem belastende Situation wird noch verlängert. Das kann und darf nicht geschehen, Lüdenscheid und die Menschen, die hier leben, dürfen nicht zum Exempel für einen ideologischen Streit werden. Denn dies hätte zur Folge, dass schädliche Belastungen noch länger ertragen werden müssen, zum Schaden für Mensch, Tier und Umwelt in Lüdenscheid und der Region. Eine große Sorge dabei ist auch, dass dadurch die dauerhafte Feinstaubbelastung zunimmt. Ich bin sicher, dass dies niemand den Menschen bei uns zumuten will, zumal es nur ein Ersatzneubau der Brücke werden soll.

Ich lade Sie herzlich ein, sich vor Ort ein Bild von der unerträglichen Situation zu machen. Lassen Sie sich von den Menschen, den Anliegern, den Gewerbetreibenden und auch den im Stau stehenden Menschen berichten, was sie seit vielen Wochen und noch für längere Zeit erleiden müssen. Kein Bericht oder Fernsehbeitrag kann, egal wie gut gemacht, die Belastungen so transportieren, wie sie vor Ort erlebt wird.

Ich hoffe sehr, dass Sie meiner Einladung folgen und nach Lüdenscheid kommen. Ich hoffe auf eine baldige Antwort und verbleibe

mit freundlichen Grüßen,

Gordan Dudas MdL

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