Fulminantes Orchester vertreibt Corona-Blues

Den Corona-Blues vertreiben. Das erhoffte sich KUK-Vorsitzender Karl-Heinz Kraus vom Neujahrskonzert der Philharmonie Südwestfalen. Eine Hoffnung, die das Orchester am Mittwoch (12. Januar) spielfreudig erfüllte.

Meinerzhagen. Nach einem Jahr pandemiebedingter Pause konnte der Verein für Kommunikation und Kultur (KUK) an seine Tradition anknüpfen. Auch wenn das große Orchester diesmal vor eher kleinem Publikum spielen musste. Die rund 150 Gäste erlebten einen fulminanten Auftritt der Philharmonie unter Dirigent Oliver Tardy. Er führte sichtlich gut gelaunt im Wechsel mit Sopranistin Sophie-Magdalena Reuter auch durch das Programm.

Manches war anders an diesem Mittwochabend. Die Besucher mussten während der zwei Stunden Maske tragen. Das Programm bot Werke von Komponisten wie M. H`Glinka, E. Elgar oder dem Dänen C. Nielsen, die nicht jeder auf dem Schirm hat. Nielsen, siebtes von zwölf Kindern, musste schon im Alter von 14 Jahren als Orchestermitglied (Trompete) mit zum Familienunterhalt beitragen. Mit seinen Stücken aus „Aladdin“ führten Tardy und das Orchester in die Welt Chinas, Indiens und des Orients. „Sie werden Wüste sehen und Schlangen“, versprach Tardy. Und wenn man die Augen schloss, erschufen Klänge die Bilder. Furios der „Orientalische Festmarsch“.

Die Sopranistin Sophie-Magdalena Reuter begeisterte mit klarer Stimme und charmant vorgetragenen Arien und Erklärungen. Foto: Rüdiger Kahlke

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Danach gab es Smetana, unter anderem mit dem „Tanz der Komödianten“. Oliver Tardy schien die Takte zu tanzen, ein Dirigent mit Ganzkörpereinsatz – nicht nur bei diesem Stück. 

Mitreißend auch „die Oper komprimiert in sieben Minuten“, wie Tardy  die Ouvertüre aus „Norma“ ankündigte. Zwischendurch immer wieder Sophie-Magdalena Reuter mit klarer Stimme und charmant vorgetragenen Arien und Erklärungen.

Die rund 150 Gäste erlebten einen fulminanten Auftritt der Philharmonie unter Dirigent Oliver Tardy. Foto: Rüdiger Kahlke

Zwei Zugaben erklatschten sich die Zuhörer vom spielfreudigen Orchester. Mit einer spanischen Serenade verabschiedete sich der Dirigent. Musik wie ein lauer Sommerwind in trüben Wintertagen. Dann verschwand er hinter den Kulissen. Kein Radetzky-Marsch? – Ein Bruch mit der Tradition? Nein, soviel Änderung wäre doch zu viel gewesen. Das Orchester intonierte den Klassiker selbst. Das Publikum dankte es. Und freute sich, Musik mal wieder live zu erleben. „Toll“, fand es eine musikkundige Besucherin, „auch, dass es mal einen falschen Ton oder Einsatz gab. Live eben. „Sonst kann ich mir auch eine CD holen, die 20-mal eingespielt wird, bis es passt“, bedankte sie sich, dass KUK am Konzertabend festgehalten hatte.

Karl-Heinz Kraus Dank galt den Sponsoren. Ohne sie sei so etwas nicht möglich, schon gar nicht unter Corona-Bedingungen. Das Virus war nach dem Schlussapplaus nicht weg, der Blues schon. Vorerst.

Foto: Rüdiger Kahlke

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