Halver. Als MINT-freundliche Schule geht das AFG mit dem neu geschaffenen Schülerlabor (digital science lab) einen großen Schritt in Richtung Zukunft. Der Begriff ist die Abkürzung für „Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik“. Schulleiter Paul Meurer präsentierte das Labor jetzt dem Halveraner CDU-Fraktionsvorsitzendem Marvin Schüle sowie dem CDU-Bundestagskandidaten Florian Müller.
Paul Meurer machte deutlich, wie wie wichtig es ist, das Interesse bei den Schülern zu wecken. „Wir haben ein riesiges Problem in den MINT-Fächern“, sagt er im Gespräch mit LokalDirekt. In Bochum gebe es aktuell beispielsweise nur noch 20 Masterstudierende im Physikbereich. Und so machte das AFG Platz: Der alte Physikraum wurde zum modernen Labor umgebaut. Der Förderverein des Anne-Frank Gymnasium sowie Spender stellten dafür Mittel in Höhe von 25000 Euro bereit. Das Feedback von Schülern sowie Eltern sei schon jetzt super.
AFG als MINT-freundliche Schule ausgezeichnet
Das MINT Konzept ist fester Bestandteil des Schulprogramms. Hierfür wurde das Anne-Frank-Gymnasium mit dem Signet „MINT-freundliche Schule“ ausgezeichnet. „An unserer Schule sollen die Schülerinnen schon früh in ihren MINT-Kompetenzen gefördert und in ihrem Tun bestärkt werden, sodass sie sich zukünftig mit größerem Selbstvertrauen technischen Herausforderungen stellen und ebenso vor naivem Umgang mit Wissenschaft und Technik, wie vor der unreflektierten Ablehnung dieser bewahrt werden“, so Meurer. Hierzu sei der frühe Kontakt zu entdeckendem und forschendem Lernen unerlässlich. Durch schulische und außerunterrichtliche Aktivitäten, die weit über die übliche Stundentafel hinausreichen und so ein möglichst breites Interessenfeld abdecken, motiviere man die Schüler für die MINT-Fächer.
Hierzu kooperieren das AFG mit Bildungsinstitutionen und der Wirtschaft bei Projekten, Praktika und Wettbewerben, um die Schüler bei entsprechender Interessenlage und Neugier zielorientiert zu fördern. Das Konzept der Schule wird von verschiedensten Säulen getragen, die in ihrer Gesamtheit sowohl das Interesse frühzeitig wecken als auch langfristig aufrechterhalten sollen.
Zecken in Halver erforschen
In dem neu geschaffenen Schülerlabor (digital science lab) soll die Häufigkeit und Verbreitung von Zecken in der Region Halver abgeschätzt werden. Die molekularbiologische Untersuchung der gesammelten Zecken soll zudem den Nachweis und die Bestimmung von Borreliose-Erregern in diesen Zecken und somit eine Risikoabschätzung für die Infektionsgefahr mit Borrelien ermöglichen.
Die Kartierung der Zecken erfolgt App-basiert, dabei werden Daten mobil per Fotografie und GPS-Daten (Barcode) erfasst. Im Labor geschieht zunächst die morphologische Bestimmung der Zeckenspezies am Mikroskop und die Einteilung der Zecken nach Entwicklungsstadium und Geschlecht. Bei ausgewählten Individuen kann die Artbestimmung mittels Gensequenzierung bestätigt werden. Die anschließende molekularbiologische Analyse untersucht alle Tiere auf eine vorliegende Infektion mit Borreliose-Erregern. Dazu wird im ersten Schritt die Gesamt-DNA der Zecke isoliert und daraufhin mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) auf Borrelien-DNA untersucht. Im Falle eines positiven Ergebnisses wird die exakte Erregerart mittels Gensequenzierung identifiziert. Mit zellfreien Proteinsynthese-Systemen stellen Schülerinnen und Schüler Proteine her, um später diese unter anderem gelelektrophoretisch oder chromatographisch (FPLC) zu analysieren.
Hochleistungsrechner schaffen Zugang und Datenbanken
Die Hochleistungs-Rechner dienen der virtuellen 3D-Darstellung von DNA- und Proteinstrukturen. Die Hochleistungs-Rechner schaffen einen Zugang zu Datenbanken (DNA und Proteine), um die Bausteine des Lebens, per Simulationen und Animationen erlebnisreich zu erforschen (Mutationsanalyse, Proteinbiochemie). Erheblich aufgewertet wird dieses Labor mit einer Sicherheitswerkbank, um die sterile Arbeitsweise (Hygiene) sowie die Kultivierung von nicht-pathogene Bakterien zu erlernen (Mikrobiologie). Die Schülerinnen und Schüler (und auch interessierte Lehrkräfte) erlangen durch dieses Labor weitreichende Kompetenzen in zukunftsträchtige biotechnologische Methoden, die gleichzeitig zahlreiche Zusammenarbeiten mit zum Beispiel dem Umweltamt und (über-)regionalen Unternehmen (z.B. Gensequenzierung, Hersteller von Laborgeräten und -materialien) ermöglichen.
Weitere mögliche Anwendungskontexte sind Forensik („genetischer Fingerabdruck“), Diagnostik von Infektionskrankheiten, Diagnostik von Erbkrankheiten, Aspekte der Evolutionsbiologie und Aspekte der Ökologie.