Mutmaßliche Stör-Software macht Online-Umfrage zunichte

"Da stimmt was nicht", waren sich Michael Brosch, Simon Thienel und die IT-Abteilung der Stadtverwaltung einig, als sie das Abstimmungsergebnis der Online-Umfrage zum Schieferhaus sahen.

Halver. Was sich für Kämmerer Simon Thienel nach einer guten Idee anfühlte, entpuppte sich zum Schluss als Reinfall. Die Online-Umfrage zur Schieferhaus-Nachfolge ist gescheitert. „Für uns ist die Umfrage nicht repräsentativ, die Zahlen sind nicht plausibel“, erläuterte Bürgermeister Michael Brosch am Mittwochmittag (2. März) im Pressegespräch.

Nach drei Wochen Online-Umfrage steht am Ende nun also kein Ergebnis. Die Bürgerinteressen sind – zumindest anhand der Umfrage – laut Stadtverwaltung nicht ersichtlich. Was war passiert? Rund 19.000 Stimmen waren auf der städtischen Homepage abgegeben worden, als es um die Frage ging, wer auf das Tortenatelier im Schieferhaus an der Frankfurter Straße folgen solle. Zwei Konzepte standen zur Auswahl – eines von Mahesh und Sohn Aki Hewakandamby und eines von Sabrina Nadine Wolff – LokalDirekt berichtete.

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Bürger hatten die Wahl für eines der beiden Konzepte abzustimmen oder aber ihr Interesse für beide oder ausdrücklich keines der Konzepte zu hinterlassen. Nicht nur die 19.000 abgegebenen Stimmen machten die Stadtverwaltung nach Beendigung der Umfrage stutzig; auch der Hinweis aus der IT-Abteilung des Rathauses ließ Zweifel an der Aussagekraft des Ergebnisses aufkommen. Simon Thienel: „Daten haben ganz klar gezeigt, dass es ein unnormales Abstimmungsverhalten gegeben hat. Das System hat in einer Nacht zwischen 2 und 3 Uhr plötzlich 4.000 Nennungen registriert.“ Diesen sprunghaften Anstieg habe es nicht nur einmal gegeben. Zudem sei die vermeintliche Mail eines „Halveraner Promis“ bei der Stadtverwaltung eingegangen, in der sich eben dieser zur Umfrage äußerte. Später habe sich herausgestellt, dass besagter Halveraner diese Mail nie geschrieben habe.

Thienel und Brosch gehen aufgrund dieser Vorkommnisse davon aus, dass eine Stör-Software genutzt wurde, um die Umfrage absichtlich zu manipulieren. „Wir waren und sind total geschockt. Eine Manipulation hätten wir nun wirklich nicht erwartet.“

Das ist das offizielle Ergebnis der Umfrage. Welche Antwortmöglichkeit hinter welchem Balken steckt, wollten der Bürgermeister und der Kämmerer der Stadt Halver aus Rücksicht auf die beiden Bewerber nicht verraten. -Grafiken: Stadt Halver
Die Auswertung der IT zeige auffälliges Abstimmungsverhalten, sind sich Michael Brosch und Simon Thienel sicher.

Dass bei der Abstimmungen mit einem Apple-Gerät Mehrfachnennungen möglich waren, sei in diesem Fall nicht das Problem gewesen, so Brosch. Hier, so ist sich der Erste Bürger sicher, sei absichtlich und „im großen Stil“ manipuliert worden.

Das sähen im Übrigen auch die beiden Bewerber um die Schieferhaus-Nachfolge so. Mit beiden hatten sich Thienel und Brosch am Mittwochvormittag getroffen, um das „Ergebnis“ zu besprechen. Sowohl Sabrina Nadine Wolff als auch Mahesh Hewakandamby unterstützten demnach die Auffassung der Verwaltung, die Online-Umfrage als nicht aussagekräftig in Ablage „P“ abzuschieben.

Entscheidung fällt im interfraktionellen Arbeitskreis

Die Frage nach der Schieferhaus-Nachfolge steht nun also wieder am Anfang. „Nicht ganz“, meinen Simon Thienel und Michael Brosch. „Wir haben zwar kein Stimmungsbild der Bürger anhand einer Umfrage, wohl aber die Diskussion um die Schieferhaus-Nachfrage, die in den sozialen Medien entfacht wurde.“ Ganz konkret sprechen Brosch und Thienel von den Facebook-Kommentaren einiger Nutzer unter Postings, die das Schieferhaus betreffen. Diese wolle man nun in die Entscheidungsfindung anstatt einer Umfrage mit einbeziehen.

A propos Entscheidung: Diese soll nun am kommenden Montag fallen, wenn der interfraktionelle Arbeitskreis tagt. „Wir werden mit der Politik alle Erkenntnisse durchsprechen und die beste Lösung für Halver und das Schieferhaus finden“, versprach Brosch. Ob und mit welcher Vorentscheidung die Stadtverwaltung in die entscheidende Arbeitskreis-Sitzung startet, wollte Michael Brosch noch nicht verraten.

Wohl aber, dass die Möglichkeit, beide Konzepte in Halver zu etablieren, sehr wahrscheinlich sei. „Wir finden beide Vorschläge sehr gut. Und beide Konzepte haben ihren Platz in Halver verdient.“ Brosch: „Es wird keinen Verlierer geben.“

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