Es ist fast dunkel in den Museumsräumen auf Burg Altena. Nur das bunte Licht der Beleuchtungsaktion „Glanzlicht“ fällt durch die Fenster. Die Exponate sind in der Dunkelheit beinahe verschwunden. Seit 18 Uhr haben auch die letzten Besucherinnen und Besucher die Ausstellungsräume verlassen. Alles ist still. Zumindest bis 20 Uhr. Jetzt lösen Schritte und flackernde Taschenlampenstrahlen die Dunkelheit und Ruhe ab. Zum ersten Mal startet die Taschenlampenführung durch das Museum Burg Altena. Wie Detektive geht es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Museumsführer Gerd Klimpel durch die Räumlichkeiten. Im Schein der Taschenlampe eröffnen sich neue Blickwinkel auf die Exponate.
Im alten Kommandantenhaus zeigen alle Lichter auf den Höhlenbären. „Beeindruckend, wie sich die Wirkung des Skeletts verändert. Durch die Schatten und Spiegelung scheint es viel größer. Ein ganz neues Eintauchen in die letzte Eiszeit, als dieses Tier gelebt hat“, sagt Gerd Klimpel. Er führt die Gruppe durch die Räumlichkeiten. Auch für ihn ist es eine Premiere. „Wir müssen die Exponate mit viel Fantasie betrachten. Dann nimmt uns die Taschenlampenführung mit auf eine besondere Reise.“
Das zeigt sich zum Beispiel beim Hochaltar in der alten Kapelle. Durch die Dunkelheit strahlen die gold-verzierten Figuren. Die Farben und Oberflächen der Exponate wirken in dem Licht ganz besonders. „Jetzt leuchten Sie mal auf das alte Taufbecken aus dem 12 Jahrhundert“, sagt Gerd Klimpel zu den Besucherinnen und Besuchern. Plötzlich wirft das historische Exponat große Schatten an die weiße Kapellenwand. Auch die feinen Risse im Taufbecken sind besser zu erkennen. Grund: „Als das Becken nach Altena kam, war es zerbrochen. Erst hier wurde es wieder zusammengefügt“, erklärt der Museumsführer.
Im nächsten Raum öffnet sich die Tür zum Mittelalter in ungewohntem Glanz. Die silberglänzenden Ritterrüstungen schimmern den Teilnehmerinnen und Teilnehmern schon aus der Ferne entgegen. Sie spiegeln die Lichter an die Wände im Pulverturm. Aus der Nähe betrachtet lässt sich jedes kleinste Rüstungsdetail im Schein der Taschenlampe erkennen. „An der Handabdeckung sind Verzierungen in Herzform zu sehen. Das deutet auf eine Ritterrüstung hin, die zur Hochzeit getragen wurde“, erklärt Gerd Klimpel. Im nächsten Moment strahlt er die Schnabelschuhe an. „Früher ein Zeichen des Wohlstandes“, berichtet der Museumsführer.
Auch ein weiteres, mittelalterliches Ausstellungsstück wird anders in Szene gesetzt: das Kettenhemd. Beim Anleuchten wirft jeder der etwa 32.000 Ringe kleine Schatten an die Wand. Sie glänzen und funkeln wie ein Kunstwerk. Mit Fantasie wirkt es fast wie ein Gitter. Klimpel: „In diesem besonderen Licht kommt die handwerkliche Arbeit nochmals besonders zur Geltung. Die geschmiedeten Einzelringe stehen viel mehr im Mittelpunkt. Eine Arbeit, die rund ein halbes bis dreiviertel Jahr dauerte kommt so auf die Bühne.“
Bei der einzigartigen Führung zeigt sich immer wieder: Erkennbar ist nur das, was die Besucherinnen und Besucher mit der Taschenlampe ins Licht rücken – Überraschungen inklusive. Beim Leuchten nach oben in den Räumen lassen sich Exponate wie die Heilige Katharina von Alexandria, Schutzpatronin von Altena, oder ein Elchkopf gefühlt ganz nah heranholen. In die Tiefe kann beim Ausleuchten des Brunnens geblickt werden. Dinge, die sonst möglicherweise nicht sofort im Vordergrund stehen, kommen so auf die Bühne. So bietet die Taschenlampenführung einen Blick hinter die Kulissen des Museums bei Nacht.
Nach zwei Stunden gehen die Lichter der Taschenlampen aus. Die Führung ist beendet. Nur noch das bunte Ganzlicht erhellt erneut die Räumlichkeiten und es heißt wieder: nachts schläft das Museum.