Mahnwache: „Maria 2.0“ wünscht sich Akzeptanz von Gemeinde

Das Bistum Essen veröffentlichte am Dienstag (14. Februar) die Studie, in der das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs innerhalb des Ruhrbistums offengelegt wurde. Das nahm die Gruppe "Maria 2.0" noch am selben Tag zum Anlass für eine Mahnwache vor der Kirche am Glockenweg.

Mit Transparenten und Fürbitten, brennenden Kerzen und in Gesprächen rückte die Gruppe das Thema Missbrauch in den Fokus und machte deutlich, dass nun Schluss damit sei, die Vergangenheit unter den Teppich zu kehren.

[[ad-placeholder]]

„Die Taten müssen aufgeklärt werden, auch damit die Täter vor ein weltliches Gericht gestellt werden können“, erklärte Kerstin Busch-Engelbrecht ihre Forderung vor insgesamt zwölf weiteren Engagierten. Offenbar mit dem Segen des Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, mit dessen Haltung und Vorgehensweise hinsichtlich der Missbrauchsaufklärung sich die Gruppe identifizieren kann.

Missbrauchsfälle auch in der Kiersper Gemeinde St. Josef

Seitens der eigenen Gemeinde St. Josef wünschen sich die Frauen mehr Unterstützung. Zwar konnte die Mahnwache vor der Kirche mit Genehmigung durch Pastor Gregor Myrda am späten Dienstagnachmittag stattfinden, aber mit den offiziellen Ansprechpartnern der Gemeinde sei kein Dialog entstanden. Es sei niemand auf die Gruppe zugekommen, bedauert Kerstin Busch-Engelbrecht – vor allem aus dem Blickwinkel, dass es ausgerechnet in ihrer Gemeinde tatsächlich auch Missbrauchsfälle gegeben habe.

[[ad-placeholder]]

In der eigenen Gemeinde, in der alle Beteiligten früher sehr engagiert waren, fühlen sich die Mitstreiterinnen von „Maria 2.0“ nicht mehr wirklich willkommen – eher werden sie nach eigenen Angaben als „Nestbeschmutzer“ wahrgenommen. In der Katholischen Kirche als solche sehen sich die Frauen dennoch richtig. Eine Modernisierung sei nötig, dennoch gebe es mehr als genug positive Aspekte in der kirchlichen Tradition. Die Devise: „Kirchenstreik ja – stiller Austritt nein.“

Nun bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie gezogen wird. Vor allem: Wie in der nächsten Zeit innerhalb der Gemeinde mit dem Forschungsergebnis umgegangen wird. Es ginge den Aktionsgruppen keineswegs nur um die Vergangenheit, sondern um eine Erneuerung der Strukturen, die diese Missbräuche überhaupt erst in diesen Dimensionen begünstigt hätten.

Foto: Markus Klümper / LokalDirekt

„Maria 2.0“-Gruppierungen fordern konsequente Aufarbeitung der Missbrauchsfälle

„Maria 2.0“ steht für Gruppierungen von katholischen Gläubigen, die sich eine liberalere Kirche wünschen. Wesentliche Ziele sind unter anderem die gleichrangige Akzeptanz von Frauen in kirchlichen Ämtern und eine andere Haltung der katholischen Kirche zu Homosexuellen. Ein besonderes Anliegen ist die konsequente Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs von Kindern, Jugendlichen oder auch Ordensfrauen in der Kirche. Mit der Vorstellung der Aufarbeitungsstudie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Essen am Dienstag, 14. Februar, ist das Thema aktueller denn je.

[[ad-placeholder]]