Märkischer Kreis wappnet sich für Klimafolgen

Mit dem Teilkonzept „Wasser“ bekommt der Märkische Kreis sein erstes Klimafolgenanpassungskonzept (KFAK).

Märkischer Kreis. Kreisdirektorin Barbara Dienstel-Kümper begrüßte dazu die Hydrotec Ingenieurgesellschaft aus Aachen sowie das Büro Infrastruktur und Umwelt (I & U) von Professor Böhm aus Darmstadt. Dieses Tandem ist durch den Kreis mit der Aufstellung des Konzepts beauftragt worden. Das Büro Hydrotec hat seine wassertechnische Expertise bereits in einem vergleichbaren Konzept für den Rheinisch-Bergischen Kreis eingebracht. Das Büro I & U hat Konzepte und Workshops unter anderem für Krefeld, Mannheim und den Landkreis Darmstadt-Dieburg begleitet.

Konzept soll im Herbst 2023 vorliegen

In der ersten Besprechung legten der Kreis und die Auftragnehmer den zeitlichen Ablauf und weitere Eckdaten für den Prozess fest. Bis zum fertigen Konzept, das im Herbst 2023 vorliegen soll, werden Fachgespräche mit den Städten und Gemeinden sowie begleitende Workshops zu Teilbereichen für die Einbindung aller im Kreis betroffenen Akteure sorgen.

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Den Auftrag für ein solches Konzept hatte die Kreispolitik am 2. Juni erteilt. Bereits unmittelbar danach hatte die Umweltverwaltung des Märkischen Kreises die entsprechende Ausschreibung auf den Weg gebracht. Unter dem Titel „Teilkonzept Wasser“ soll die Anpassung an zwei Klimafolgen besonders im Fokus stehen: häufiger auftretender Wassermangel und heftiger werdende Regenereignisse. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte: bereits wenige Wochen später ereignete sich die Flutkatastrophe durch das Sturmtief „Bernd“. „Dies hat uns leider auf dramatische Weise vor Augen geführt, wie relevant die Erarbeitung des Teilkonzepts für den Kreis ist“, so die Kreisdirektorin. „Gefragt sind nun Ideen, wie sich die Menschen im Kreis besser auf solche Gefahren und Schäden vorbereiten können.“

Gefahrenstellen auf Starkregen-Gefahrenkarte abbilden

Dafür müssen zunächst alle Beteiligten wissen, wo sich bei Starkregen welche Gefahrenstellen befinden. Zentraler Baustein hierfür ist die sogenannte Starkregen-Gefahrenkarte mit einer detaillierten Modellierung der Wassermassen. „Wir simulieren am Computer, wie bei verschiedenen Starkregenszenarien das Wasser abfließen kann, wo Fließwege blockiert sind bis hin zu der Frage, wie sich Schlamm und Geröll auswirken“, sagt Alpaslan Yörük von der Firma Hydrotec. Diese Gefährdungsanalyse soll nach Fertigstellung auch für Privathaushalte zugänglich gemacht werden. Vor allem wird sie aber die Städte und Gemeinden in die Lage versetzen, kommunenübergreifend geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen.

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Das Teilkonzept Wasser dient somit dazu, bestehende Lücken zum Hochwasserschutz im Märkischen Kreis zu schließen. Dazu Fachdienstleiter Johannes Osing: „Starkregen und Hochwasser können unabhängig voneinander auftreten. Wenn etwa nach der Schneeschmelze mehr Wasser als sonst in den Flüssen ist, können sie angrenzende Flächen überschwemmen. Für so etwas gibt es das Hochwasserrisikomanagement. Enorme Wassermassen durch Starkregen können aber auch jedes andere Gebiet treffen, egal ob ein Gewässer in der Nähe ist oder nicht. Deshalb ist es so wichtig, dass wir den Kreis flächendeckend unter die Lupe nehmen.“ Und Kreisbrandmeister Michael Kling ergänzt: „Die Daten sind für die Feuerwehren und den Katastrophenschutz unglaublich wichtig und hilfreich.“

„Den Kreis flächendeckend unter die Lupe nehmen“

Als umfassendes Konzept zur Klimaanpassung im Bereich Wasser ist weitere Schwerpunkt der Untersuchung mindestens genauso wichtig: wie kann sich der Märkische Kreis auf die zunehmende Wasserknappheit in den Sommermonaten vorbereiten? „Ein Sommer wie in diesem Jahr wird in den kommenden Jahrzehnten immer seltener werden“, berichtet Petra Schaller, Klimaschutzbeauftragte beim Kreis. „Es gibt keinen vernünftigen Zweifel daran, dass die menschengemachte Klimaerwärmung stattfindet und die Sommer heißer und trockener werden. Damit kommen immer längere Dürreperioden auf uns zu.“ Dies wird zu einem Absinken der Grundwasserspiegel führen, aber auch Talsperren werden wahrscheinlich nicht mehr so gut gefüllt sein. Nicht nur die Trinkwasserversorgung kann dadurch in Gefahr geraten. Auch Industrie und Landwirtschaft sind auf Wasser angewiesen. Die Folgen fehlenden Wassers für die Natur zeigen sich mit dem Borkenkäferproblem schon heute.

Die nächsten Schritte noch in diesem Jahr werden die Sammlung von zur Verfügung stehenden Daten und eine Online-Befragung der verschiedenen Verwaltungseinheiten bei den Kommunen sein. Eine große Auftaktveranstaltung, in der bereits Grundlagen vorgestellt werden, ist für März 2022 geplant.


Teilnehmerinnen und Teilnehmer:

Märkischer Kreis

Barbara Dienstel-Kümper (Kreisdirektorin)
Johannes Osing (FDL 44 / Natur- und Umweltschutz)
Christian Faust (FDL 45 / Gewässer)
Michael Kling (Kreisbrandmeister)
Sebastian Schrage (SGL 382 / Brand- und Bevölkerungsschutz)
Jan Herwig (SG 382 / Brand- und Bevölkerungsschutz)
Nils Hannemann (SG / Geobasisdaten)
Kristin Kirsebauer (FD 44/45 / Natur- und Umweltschutz / Gewässer)
Petra Schaller (Klimaschutzbeauftragte) – Projektleitung

Hydrotec 

Alpaslan Yörük (Geschäftsführer)
Johannes Rohde – Projektleitung

Infrastruktur & Umwelt 

Peter Heiland (Geschäftsführer)
Stefanie Weiner – Projektleitung

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