Es sollte eine Aktion werden, die jedem sofort ins Auge fällt, der gegen 17.30 Uhr die Frankfurter Straße beziehungsweise den Kreisel an der Kreuzung zum Ost- und Westring passiert. So sei die Idee zur „Regenschirm-Aktion“ entstanden, erklärt Amelie Clever.
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Zum einen sollte damit auf die nunmehr seit knapp einem Jahr in Breckerfeld aktive Ideenwerkstatt aufmerksam gemacht werden: „Zum anderen wollten wir speziell mit diesem ‚bunten Auflauf‘ die Mitbewohner in unserer Stadt für die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen sensibilisieren.“ Unterstützt wurden sie dabei von Sandra Kisker: Die Kinder- und Jugendbeauftragte ist beim Jugendamt in Ennepetal auch für die Stadt Breckerfeld zuständig und war eigens für die Aktion aus der Nachbarstadt hergekommen – selbstverständlich mit Schirm.
„Kinder motivieren, sich für ihre Ziele einzusetzen“
Bereits vor den Sommerferien hatte die Ideenwerkstatt mithilfe einer Online-Umfrage die Wünsche von Kindern und Jugendlichen ermittelt (wir berichteten), nach den Herbstferien soll es dann in einem Workshop darum gehen, gemeinsam mit dieser Zielgruppe zu überlegen, wie sich „ihre drängendsten Themen“ in Breckerfeld realisieren lassen könnten. „Es ist uns wichtig, die entsprechenden Altersgruppen mit ins Boot zu holen, ihnen Gehör zu verschaffen, so dass sie sich und ihre Wünsche von Eltern und anderen Erwachsene ernst genommen fühlen“, sagt Amelie Clever. Und Annika Kretschmann ergänzt: „Wir möchten Kindern und Jugendlichen vermitteln, dass auch sie gemeinsam etwas in unserer Stadt bewegen können und sie motivieren, daran mitzuwirken sich für ihre Ziele einzusetzen.“
Amelie Clever und Annika Kretschmann sind mit Irina Roß, Kathrin Kurzbach-Neumann und Janina Clever diejenigen, die seit Oktober vergangenen Jahres Projektideen ihrer „Mitbewohner“ in Breckerfeld sammeln und im Rahmen der Ideenwerkstatt koordinieren: „Wir bündeln die Interessen vermeintlich Einzelner, vernetzen sie miteinander und ermutigen sie, in den themenspezifischen Workshops dann auf ihr gemeinsames Ziel hinarbeiten“, erklärt Janina Clever.
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„Aktuell geht es uns darum, etwas für die Jüngsten und Jüngeren in unserer Stadt zu bewirken“, sagt Irina Roß. Denn nach Auffassung dieser Altersgruppe gebe es einiges an Nachholbedarf und Missstände in Sachen Freizeitangebote in der Hansestadt – das ergab eine Online-Umfrage, an der – wie berichtet – rund 130 Breckerfelder Kinder und Jugendliche teilgenommen haben: „Ein Großteil der Befragten gab an, dass ihnen hier im Ort altersgerechte Treffpunkte oder Veranstaltungen fehlen.“
Weil aber jedes Projekt Zeit brauche, um von der ersten Idee bis hin zur realen Umsetzung zu reifen, sei es umso wichtiger, „dran zu bleiben“. Daher wollten die Initiatorinnen des Regenschirm-Flashmobs am Dienstagnachmittag nicht nur auf die Ideenwerkstatt im allgemeinen aufmerksam machen: Unter dem Motto „Lasst die Kinder und Jugendlichen nicht im Regen stehen“ sollte er vor allem auch den teilnehmenden Kindern die Möglichkeit bieten, quasi live die Reaktionen ihrer erwachsenen Mitbewohner auf ihr eigenes Engagement zu erleben.
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Winkende Autofahrer geben Hupkonzert
„Geplant war es eigentlich, zehn Minuten lang einfach auf dem Bürgersteig zu stehen und zum Abschluss einmal die Straße zu überqueren, damit wir den Feierabendverkehr nicht allzu sehr behindern“, betonte Amelie Clever und lacht: „Aber die Kinder wollten unbedingt noch eine zweite Runde um den Kreisel drehen.“ Die Reaktion darauf: Viele Autofahrer winkten den bunt-beschirmten Teilnehmern freundlich zu, Lkw-Fahrer gaben für die Kinder ein Hupkonzert und warteten geduldig, bis der fröhliche Tross die vier Zebrastreifen um den Kreisel herum überquert hatten. Und damit hatte die Regenschirm-Aktion den Kindern genau das gezeigt, was die Initiatorinnen ihnen vermitteln wollten: „Gemeinsam als Gruppe haben sie die (erwachsenen) Autofahrer dazu gebracht, ihnen Aufmerksamkeit zu schenken und sogar kurz anzuhalten. Einer allein hätte das nicht so gut hinbekommen“, so Irina Roß.
„Keiner hat gemeckert!“
Insgesamt dauerte die Schirm-Aktion nur etwa 15 Minuten, und doch hat sie bei den teilnehmenden Kindern Eindruck hinterlassen. Ein etwa zehnjähriger Junge zeigte beispielsweise auf die kleine Autoschlange, die sich kurzzeitig Richtung Innenstadt gebildet hatte, und grinste stolz: „Die Autofahrer müssen jetzt alle warten, weil wir so viele sind.“ Und eine Erstklässlerin freute sich nach dem Treffen: „Ich fand es toll, dass uns viele gewunken haben und keiner gemeckert hat.“
Einladung zum Workshop nach den Herbstferien
Nun hoffen die fünf Koordinatorinnen der Ideenwerkstatt, dass nach den Herbstferien zahlreiche Kinder und Jugendliche zum Workshop kommen. Ein genauer Termin stehe zwar noch nicht fest, aber: „Je mehr sich zusammenfinden, desto mehr lässt sich bewegen, das hat unser kleines ‚Kunstprojekt‘ heute gezeigt“, machten sie ihren jüngeren Mitbewohnern nach dem Flashmob Mut, die Planung und Ausarbeitung der in Breckerfeld für ihre Altersklasse realisierbaren Projekte selbst in die Hand zu nehmen.
Zumindest die mittlerweile zahlreich im Rahmen der Ideenwerkstatt untereinander vernetzten Erwachsenen versprechen schon heute, die Kinder und Jugendlichen dann auch bei der Umsetzung ihrer gemeinsam erarbeiteten Ziele nicht „im Regen stehen zu lassen“.
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