Kulturverein ohne Veranstaltungsraum

Der Verein KulturSchock steckt in der Krise. Von aufgeben möchte aber gewiss noch niemand sprechen. Eher von neu entwickeln und umdenken. Dennoch stehen die Vereinsmitglieder derzeit vor mehreren großen Herausforderungen.

„Einen Kulturverein ohne Veranstaltungsräume braucht halt irgendwie kein Mensch“, sagt Ronny Sachse vom Verein KulturSchock und macht mit dieser harten Aussage auf die aktuelle Problematik aufmerksam. Nach dem Abriss der Rastatt begannen die Probleme. Einen vergleichbaren Veranstaltungsraum mit Bühne, Künstler-Gaderobe und Bewirtungsmöglichkeit gebe es in Nachrodt-Wiblingwerde einfach nicht. Und mit der Lennehalle könne man derzeit auch nicht planen.

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„Die Lennehalle hat mehrere Probleme. Sie ist sehr groß. Es gibt keine Künstler-Gaderobe und die Akustik ist sehr schwierig. Mit den aktuellen Auflagen kann man damit auch gar nicht mehr planen“, erklärt Ronny Sachse. Die Lennehalle hat massive bauliche Mängel. Bei Schnee, Sturm und Starkregen muss sie gesperrt werden. Der Abriss ist unumgänglich und soll im kommenden Jahr in Angriff genommen werden.

Die KulturSchock-Partys in der Rastatt waren beliebt. Jetzt wurde in der Sekundarschule gefeiert, eine perfekte Lösung ist das jedoch nicht. – Foto: Schmitz-Machelett

Derzeit nutzt der Verein vor allem die Aula der Sekundarschule. So zum Beispiel jüngst bei der DJ Party. „Das ist natürlich besser als nichts, aber man muss viel improvisieren. Die Deckenhöhe lässt beispielsweise einen Bühnenaufbau gar nicht zu. Somit könnten wir selbst Kleinkünstler nicht unterbringen“, erklärt Ronny Sachse. Inzwischen haben auch Gespräche mit der Evangelisch-Reformierten Kirchengemeinde in Wiblingwerde stattgefunden.

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„Da war man sehr offen für uns. Allerdings nur für gewisse Veranstaltungen. Eine DJ Party wäre im Gemeindehaus beispielsweise nicht möglich. Aber zumindest kleinere Veranstaltungen wie mit einem Kabarettisten wären denkbar“, freut sich Sachse. Ein Thema sind in Wiblingwerde allerdings die Parkplätze. Die könnten bei einer größeren Veranstaltung zu einem Problem werden.

Bernd Stelter würde gerne noch einmal in Nachrodt auftreten. Es fehlt allerdings ein geeigneter Ort. 2016 begeisterte der Comedian 650 Gäste in der Lennehalle. – Foto: Schmitz-Machelett

Kein Platz für Bernd Stelter

Ein Beispiel, das zeigt, wie kompliziert die Situation ist, ist eine Anfrage von Bernd Stelter. Der Comedian gastierte bereits 2016 in Gemeinde und begeisterte 650 Zuschauer in der Lennehalle. Nun würde er gerne wieder kommen, aber wohin? „Das wäre schon toll. Aber die Veranstaltung ist mit extremen Kosten verbunden. Die müssen auch sicher wieder rein kommen und das geht nur mit vielen verkauften Tickets“, erklärt Sachse. Einen Raum, wo so viele Menschen hineinpassen gebe es schlicht nicht. Und unter freiem Himmel sei eine Veranstaltung dieser Größenordnung zu unsicher. „Was ist, wenn es regnet und keiner kommt?“, fragt Ronny Sachse.

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Auf der anderen Seite braucht der Kulturverein dringend Einnahmen. Die Corona-Jahre haben die Ersparnisse schrumpfen lassen. „Wir haben unsere laufenden Kosten durch die Bewirtung der Lenneterrassen gestemmt. Aber auch die fällt ja eventuell weg“, sagt Ronny Sachse. Man suche derzeit allerdings nach Lösungen und wolle in den nächsten Wochen viele Gespräche führen. Nach dem Abriss der Rastatt fehlt an den Terrassen die Infrastruktur, zum Beispiel Toiletten. Der Wechsel auf den gegenüberliegenden Platz der katholischen Gemeinde war gut. Allerdings will die Kirche den Standort aufgeben, sodass unklar ist, ob und wie die Bewirtung weiter geht. „Dabei würden wir den Menschen so gerne die Möglichkeit geben, einmal in der Woche zusammenzukommen. Es gibt ja sonst keine Möglichkeit im Tal“, berichtet Sachse.

Ein Bild aus längst vergangenen Zeiten, als die Bewirtung noch im Schatten der Rastatt stattfinden konnte. – Foto: Schmitz-Machelett

Helfer sind schwer zu finden

Ein weiteres Problem, das die Arbeit derzeit nicht gerade leichter mache, seien die fehlenden Helfer. Einige Mitglieder seien schon älter und den körperlichen Anforderungen nicht mehr gewachsen. Andere anderweitig zeitlich sehr eingespannt. „Es wäre schön, wenn wir neue Mitglieder finden könnten, die bereit wären, uns bei Veranstaltungen zu unterstützen – wir haben nicht einmal einen Mitgliedsbeitrag“, betont Sachse. Drei bis vier Veranstaltungen im Jahr sollen gestemmt werden und – wenn möglich – im Sommer eine wöchentliche Bewirtung. „Natürlich muss nicht jeder überall helfen. Punktuell würde uns auch schon nach vorne bringen“, sagt Sachse.

Gemeinde begrüßt neue Ideen

Bürgermeisterin Birgit Tupat sichert dem Verein derweil Rückendeckung zu. „Wir würden beispielsweise eine Veranstaltung an der Lenneterrasse sehr begrüßen. Von Verwaltungsseite stünden wir dem gewiss nicht im Weg“, betonte die Bürgermeisterin. So sei unter anderem ein Versorgungsschrank mit Starkstromanschluss dort errichtet worden, um eben solche Veranstaltungen möglich zu machen. Auch Ordnungsamtsleiter Sebastian Putz findet die Idee gut: „Das kann man da schon toll machen. Zum Beispiel eine Band am Fluss und man blickt auf Klaras Höhe. Das hat schon Charme.“
Für Ronny Sachse ist derzeit zwar noch vieles ungewiss, was die Zukunft des KulturSchocks betrifft. Betont aber: „Den Kopf in den Sand stecken, hilft auch nicht. Wir werden Wege finden.“

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