„KiBa“ schließt nach zehn Jahren

Der Tag vor Heiligabend war der letzte Verkaufstag des "KiBa", der nach zehn Jahren nun seine Pforte schließt.

Mit gemischten Gefühlen betritt Daniel Trappmann am Nachmittag seinen eigenen Laden, der an diesem Tag vor Heiligabend letztmalig geöffnet sein wird. Danach ist Schluss mit „KiBa“, dem nach dem Stadtteil Kierspe-Bahnhof benannten Kiosk. Der zehn Jahre lang nicht nur ein „Büdchen“ für die Anwohner war, sondern Paket- und Backshop, Café und auch Begegnungsstätte.

Obendrein mit einem Geldautomaten der Sparkasse direkt nebenan. Der direkte Zugang dorthin war während der Ladenöffnungszeiten offen. Seit einiger Zeit bleibt die trennende Rollade geschlossen. Wer Bargeld holen wollte, musste nun einmal um die Ecke huschen – auch kein großes Problem. Im Gegensatz zu den Energiekosten, die dem als Nahversorgungsexperiment gestarteten Laden ausgerechnet in seinem Jubiläumsjahr den Garaus machen.

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Dabei ist es so lange gut gegangen: Die Bewohner des Stadtteils nahmen das seinerzeit von Daniel Trappmanns Frau Tina und deren Bruder Thilo Frischholz gegründete Geschäft gut an. Obwohl hier kein Bäckermeister am Ofen stand, holten die Kunden hier gerne morgens ihre warmen Brötchen oder aßen ein Teilchen und tranken eine Tasse Kaffee. Dabei ergab sich häufig ein Plausch. Entweder mit anderen Kunden, oder auch mit den Menschen „hinter der Theke“. Gesprächsthemen waren das Weltgeschehen und ganz besonders die Dinge, die das Leben in dieser Kleinstadt bestimmten.

Nehmen Abschied vom „Kiba“: Corinna Miele, Tina Trappmann und Elke Gazowski – Foto: Markus Klümper / LokalDirekt

Irgendwann, nach drei oder vier Jahren, hat Daniel Trappmann das Geschäft übernommen. Sein Schwager hat sich daraus zurückgezogen, seine Frau Tina war weiterhin im „KiBa“ beschäftigt. Und steht mit zwei Mitarbeiterinnen auch am letzten Tag hinter dem Tresen. Oder wird von Kunden geherzt, die überhaupt nicht davon begeistert sind, dass mit dem KiBa ein etabliertes Geschäft von der Kölner Straße verschwindet.

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Auch für Tina und Daniel Trappmann ein schwerer Schritt, der sich aber als unausweichlich entpuppte: „Unsere Stromkosten sind in der letzten Zeit auf das Zweieinhalbfache gestiegen“, berichtet der Ladenbetreiber, der selbst noch in der Industrie als Instandhalter arbeitet. Parallel dazu haben die Kunden auch immer weniger Geld in der Tasche, dabei müsste er mehr Umsätze machen, um die gestiegenen Kosten wieder aufzufangen.

Irgendwann war klar: Das ist illusorisch. Durch die Pandemie ist der Betreiber noch irgendwie durchgekommen, doch die Sperrung der Rahmedetalbrücke wirkte sich sogar im „KiBa“ aus. Der extreme Anstieg der Energiekosten besiegelte nun das Aus.

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Für die Anwohner in Kierspe-Bahnhof fällt damit nun ein Backshop weg und auch die Möglichkeit, DHL-Pakete auf die Reise zu schicken. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die Zukunft der Poststelle im Rewe ungewiss ist – LokalDirekt berichtete. Wie sich die Auswirkungen auf das soziale Gefüge gestalten, bleibt abzuwarten. Dass diese nicht zu unterschätzen sind, zeigen die Kioske und Trinkhallen, die das Ruhrgebiet mitgeprägt haben.

An diesem Nachmittag entschließt sich ein spendabler Stammkunde, ein Handwerker, zu einer Runde. Aus den Restbeständen des bereits merklich leerer gewordenen Ladens wird kurzerhand eine Flasche Apfelkorn geöffnet. Aber erst, nachdem sie ordnungsgemäß bezahlt wird.

Tina Trappmann nimmt Abschied von einer langjährigen Kundin. – Foto: Markus Klümper / LokalDirekt

Selbst den für viele Artikel geltenden Abverkaufsrabatt von 30 Prozent wollte kaum einer wirklich in Anspruch nehmen. Der Appelkorn fließt in die Pappbecherchen, die jedem in die Hand gedrückt werden, der keinen triftigen Gründe gegen ein „Schnäppsken“ hat.

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Einen Tag vor Heiligabend, wenn die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest erledigt sind, macht sich bei vielen Menschen eine merkwürdige Ruhe breit. Das Schmuddelwetter leistet dazu seinen Beitrag. Auch im „KiBa“ ist die Stimmung melancholisch. Zukunftsängste hat hier eigentlich niemand, mancher der Angestellten bereits einen neuen Job. Es ist aber nicht irgendein Laden, der schließt, sondern eben der „KiBa“.

Für Tina und Daniel Trappmann wird noch genug zu tun sein, bis das Ladenlokal besenrein übergeben werden kann. Die Tage „zwischen den Jahren“ sollen dafür genutzt werden. Und dabei wird sich sicher manche Episode der vergangenen zehn Jahre an der Kölner Straße in Erinnerung rufen.

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