Luca Jannack, der jahrelang das Tor der SGSH Dragons sauber hielt, wechselte vor einem Jahr zum Derbygegner nach Menden. Dort bildet er mit Kevin Peichert nun das Torhüter-Duo und fühlt sich rundum wohl: „Auch wenn wir aufgrund der Coronapandemie keine wirkliche Saison spielen konnten, bin ich hier angekommen und freue mich, dass es jetzt endlich wieder los geht.“ Und zum ersten Heimspiel der Saison wartet auf den 23-jährigen ein ganz besonderer Gast. Mit den SGSH Dragons trifft er nicht nur auf den Verein, für den er seit seiner Jugend (bis auf ein Jahr Unterbrechung) das rote Trikot übergestreift hat, sondern auch auf seinen Bruder Nico, der den Sprung aus der Jugend in den erweiterten Kader des Teams von Trainer Mark Schmetz geschafft hat.
Bereits in der vergangenen Saison hat es diese, für die Brüder besondere Begegnung gegeben, als die Dragons zu Gast in Menden waren. Ist auf Seiten der Mendener Luca im Tor gesetzt, wurde Nico, der bis dato für die zweite Mannschaft auflief, kurzfristig in den Kader für das Auswärtsspiel berufen. „Ich saß hier zu Hause, als ein Anruf kam, dass ich doch bitte umgehend zum Training in die Halle kommen sollte. Vor einem Jahr war ich noch gar nicht im erweiterten Kader, sondern hatte vereinzelt Trainingseinheiten mit der ersten Mannschaft absolviert“, erinnert sich Nico an den besagten Abend. Tags drauf, nach der erfolgreich absolvierten Trainingseinheit, klingelte sein Handy erneut und man teilte ihm mit, dass es sein könnte, dass er am Samstag auf dem Spielberichtsbogen stehen wird.
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Und so sollte es an dem besagten Abend dann auch kommen, denn Florian Diehl fiel verletzungsbedingt aus, sodass Nico in den Kader aufgerückt ist. „In den Tagen davor war meine größte Sorge hauptsächlich, dass ich beim Einlaufen in die Halle nicht hinfallen wollte“, erinnert sich der Kreisläufer. „Doch als Philipp Dommermuth bereits in der 6. Minute die rote Karte sah, wurde mir noch einmal ganz anders. Sollte ich jetzt wirklich beide Stammkräfte im Auswärtsderby gegen meinen Bruder vertreten? Und das 56 Minuten lang?“ Aber Trainer Mark Schmetz griff auf eine andere Taktik zurück und der kreidebleiche Nico verfolgte das Spiel weiterhin von der Bank aus.
Luca und Nico Jannack wohnen mit ihrer Familie in einem Einfamilienhaus in Schalksmühle. Begonnen haben beide früh mit dem Handballspielen, auch wenn sie sich zuerst noch in anderen Sportarten ausprobiert haben. Luca hat sich zusammen mit Basti Lux, ebenfalls ehemaliger SGSH-Spieler, zuerst im Taekwondo ausprobiert. Als Basti durch seinen älteren Bruder Alex zum Handball kam, nahm er Luca mit in die Halle und überzeugte ihn im Alter von nur fünf Jahren von dieser Ballsportart. „Da unsere Freundschaft geblieben ist, ist auch die Sportart geblieben“, erinnert sich Luca, „bis zur A-Jugend haben wir zusammengespielt, ehe eine einjährige Unterbrechung meinerseits in Herdecke dazwischen kam. Anschließend waren wir bis zuletzt gemeinsam für die zweite Mannschaft der SGSH aktiv.“ Jetzt liegt es natürlich nahe, dass, wenn der große Bruder Handball spielt, der jüngere nachziehen möchte. Doch so war es bei den Jannacks nicht. Nico begann erst mit sieben Jahren die Leidenschaft für die harzige Mannschaftssportart zu finden und auch hier ebneten ihm eher seine Freunde, Chrissi Börner und Finn Schnepper den Weg in die Halle. „Wir haben beide auch mal zwischenzeitlich Fußball gespielt, aber Schalksmühle ist und bleibt einfach ein Handballort“, erläutert Luca den Bezug zu seiner Heimat.
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Das Thema Handball ist in der Familie Jannack omnipräsent. Die beiden Handballer sehen sich aufgrund von unterschiedlichen Tagesabläufen, was Nicos Ausbildungs- und Lucas Studiumzeiten sowie den Trainingseinheiten in Halver, Schalksmühle und für Luca eben in Menden, angeht, relativ selten, aber wenn sich die Familie zum gemeinsamen Essen am großen Esstisch im Wohnzimmer trifft, gibt es kaum ein anderes Thema. Sie blicken gemeinsam auf die Ergebnisse der Liga, sprechen über die eigenen Spiele und natürlich über Trainingseinheiten. Dennoch stimmen sie unisono ein, dass „so sehr man seinen Bruder auch lieb hat, man sich professionell verhalten muss und keine internen Informationen zu Taktiken oder Spielzügen an den anderen weitergibt.“
Sticheleien wird es auf dem Spielfeld unter den Geschwistern nicht geben. Auch wenn sie sich gerne duellieren wissen doch beide, was ihnen dieser Sport bedeutet.
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Viele Fans der SGSH Dragons kennen die beiden freundlichen und hilfsbereiten Jungs aus Schalksmühle. Als Luca den Sprung in den Seniorenbereich schaffte und aushilfsweise in der ersten Mannschaft im Tor stand, war es für Nico selbstverständlich, dass er die Mannschaft und somit seinen Bruder auch bei Auswärtsspielen unterstützt. „Ich bin stolz darauf, was Luca erreicht hat und man war halt auch einfach Fan der ersten Mannschaft. In dieser Mannschaft spielten die Stars wie Maciej Dmytruzinski, der mit seinen 2,04m vor Dir stand und Du als Fan mit der Trommel vor ihm. Und dann durfte Dein Bruder in dieser Mannschaft spielen.“ Mit dem Mannschaftsbus und dem Kofferraum voller Trommeln saß Nico also mit Freunden und Mitspielern aus dem Jugendbereich im Bus und sorgte für ordentlich Stimmung in die Auswärtshallen. „Gerade wenn Luca im Tor stand und zum Siebenmeterpunkt schritt, der Schiedsrichter den Wurf freigab und Luca den Ball hielt – ich war der Lauteste im Gästeblock, ach, in der ganzen Halle, der ihn gefeiert hat“, erinnert sich Nico an so manche Auswärtsfahrt.
Jetzt steht Nico selber da, mit der greifbaren Perspektive, Stammspieler in der ersten Mannschaft der SGSH Dragons zu werden. Für ihn geht somit ein Traum in Erfüllung, für den er in jedem Training Vollgas gibt und immer hundertprozentige Einsatzbereitschaft zeigt. „Für diese Chance, die die SGSH mir ermöglicht, bin ich sehr dankbar“, so der 19-Jährige demütig. Es ist ihm bewusst, dass der aktuelle Kader zwei Kreisläufer aufweist und dass er als Perspektivspieler auf seine Chance warten muss, dennoch ist er konzentriert und fokussiert, sowie dankbar, dass die jungen Spieler ihre Möglichkeit sich weiter zu entwickeln bekommen.
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Für Luca und die SG Menden geht es in der neuen Saison um den Klassenerhalt. Gerade nach der Modus Änderung der 3. Bundesliga sind Punkte für die Wölfe in jedem Spiel extrem wichtig. „Mir persönlich wäre es am liebsten, wenn wir den Klassenerhalt auf direktem Wege schaffen und nicht in die Verlängerung müssen. Die Staffel D, in der wir diese Saison spielen, ist eine saustarke Staffel und es wird für uns richtig schwer unter die ersten sechs zu kommen und somit das „Nachsitzen“ zu umgehen“. Das erste Spiel der Saison 21/22 verloren die Wölfe aus Menden auswärts gegen den TuS Opladen 24:22 (9:9) und wollen im ersten Heimspiel der Saison die ersten Punkte einfahren.
Familie Jannack wird am Freitag in der Sporthalle Bieberberg in Menden auf Höhe der Mittellinie sitzen und verdutzte Gesichter ihrer Sitznachbarn erhalten. „Bereits im letzten Jahr jubelten sie erst den Wölfen zu, nach der nächsten Aktion den Dragons“, freuen sich beide über die familiäre Unterstützung von der Tribüne. Doch sollte es zu der Situation kommen, dass Mark Schmetz Nico in den Kader beruft und es ihm ermöglicht, einen Siebenmeterstrafwurf gegen seinen Bruder zu werfen, schätzt Luca ihn sehr nervös ein, „und nervöse Schützen neigen zum Aufsetzer“, so der Torhüter über seine Erfahrung an der Straflinie.
Egal, wie das Spiel am Freitag ausgehen wird, Luca und Nico werden am Wochenende mit ihrer Familie zu einer gemeinsamen Mahlzeit sich im Wohnzimmer versammeln und das Thema Handball wieder in den Mittelpunkt ihres Familienlebens stellen.
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