Märkischer Kreis. Hier ist Geschichte geschrieben worden. Hier? Damit ist die Schützenhalle Loh in Lüdenscheid gemeint. Wahrscheinlich eine der schönsten Impfzentren, die es in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus gegeben hat. Wo sonst zünftig Schützenfest, Jubiläen oder Hochzeiten gefeiert werden, wo Tagungen, Messen oder Konzerte stattfinden, ist ein Kapitel geschrieben worden, dass in die Geschichtsbücher des Kreises eingehen wird.
Rückblick: Alles musste sehr schnell gehen, als das Land NRW die Kreise aufgefordert hatte, bis Mitte Dezember 2020 jeweils ein Impfzentrum aufzubauen. In der Historischen Schützenhalle Loh in Lüdenscheid hatte am 10. Dezember noch der Kreistag unter Einhaltung der damaligen Corona-Regeln getagt. Was folgte, war eine organisatorische Meisterleistung. Innerhalb eines Wochenendes erfüllte der Kreis seine Aufgabe. Gemeinsam mit dem Dienstleister Optimal Messe- und Ausstellungsbau Menden, dem Technischen Hilfswerk (THW) und der Feuerwehr Lüdenscheid wurde die Schützenhalle in ein Impfzentrum verwandelt. Dort hätte der Betrieb direkt starten können, aber der Impfstoff fehlte.
Die ersten Impfungen fanden nicht im Impfzentrum statt, sondern am 27. Dezember 2020 in einem Seniorenzentrum in Iserlohn. In der nächsten Zeit erhielt der Märkische Kreis zwischen 1.500 und 2.000 Impfdosen pro Woche. Mobile Teams der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) steuerten zunächst Alten- und Pflegeeinrichtungen an. Ende Januar waren im Märkischen Kreis etwa 9.000 Menschen gegen Covid-19 geimpft. Im Impfzentrum Lüdenscheid rückte der Impfstart der Generation 80plus näher. Am 8. Februar war es dann soweit. Bei Eis und Schnee wurden fast alle der 264 vereinbarten Termine trotz der winterlichen Straßenverhältnisse eingehalten.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Mit zunehmender Impfstofflieferung von Bund und Land stiegen die Impfzahlen. Mitte April wurde im Kreisgebiet die Zahl von 100.000 Schutzimpfungen gegen das Coronavirus geknackt.
Anfang April folgte der Start der Impfstelle Iserlohn – ein niederschwelliges Angebot für die Menschen im nördlichen Kreisgebiet, das sich bezahlt gemacht hat. In Westfalen-Lippe war der Märkische Kreis der einzige Kreis, der neben dem Hauptimpfzentrum eine zweite Impfstelle angeboten hat. Die Räume am Standort der ehemaligen Firma Kottmann / Unisan im Gewerbegebiet Dröschede wurden Anfang Februar angemietet.
234 Tage nach den ersten Impfungen wird die Impfstelle in der Schützenhalle Loh in Lüdenscheid am Mittwoch, 29. September, um 19 Uhr schließen. Nach 182 Tagen werden in der Impfstelle Iserlohn die letzten Impfungen am Donnerstag, 30. September, in der Zeit von 14 bis 19 Uhr durchgeführt.
„Was in unseren Impfstellen geleistet worden ist, hat mich tief beeindruckt. Das war großartig. Weit über das normale Maß hinaus für die Menschen in unserem Kreis. Wir haben so viele Rückmeldungen bekommen, dass Organisation und Struktur hervorragend waren. Ohne sie wären wir längst nicht so gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Ein dickes Lob und ein großer Dank an alle, die durch ihren freundlichen, kompetenten und engagierten Einsatz wesentlich dazu beigetragen haben, die Pandemie einzudämmen“, sagt Landrat Marco Voge mit Blick auf die ärztliche und organisatorische Leitung, auf die Kreismitarbeiter, auf das DRK und die Bundeswehr sowie auf die Ärzte, die Pharmazeutisch-Technischen Assistenten, die Apotheker und die Security.
Anzahl Impfungen:
In den Impfstellen in Lüdenscheid und Iserlohn sowie durch die mobilen Teams des Impfzentrums sind insgesamt etwa 294.000 Impfungen durchgeführt worden, davon 155.000 Erst- und 139.000 Zweitimpfungen.
Einsatz für den Kreis:
Mehr als 700 Menschen haben in den Impfstellen und mobilen Teams für die Bürgerinnen und Bürger im Märkischen Kreis gearbeitet.
Impfstoffe:
In den Impfstellen wurde zu 71 Prozent der Impfstoff von BionTech verimpft. 13 Prozent Moderna, 14 Prozent Astrazeneca und zwei Prozent Johnson & Johnson.
Altersdurchschnitt:
Das Durchschnittsalter in den Impfstellen betrug 56 Jahre. 54 Prozent der Impfwilligen waren Frauen, 46 Prozent Männer.
Kaputte Impfdosen:
Etwa 120. Ursache: zum Beispiel heruntergefallene Impfdosen oder nicht sicher nachweisbare Einhaltung der Kühlkette.
Kuriose Geschichten:
– Eine Dame spuckte auf das Standfiebermessgerät. Der Grund: Sie hatte „spucken“ statt „gucken“ verstanden.
– Einer jungen Dame wurde nach der Impfung mitgeteilt, dass sie die Impfkabine verlassen und sich nach links in den Wartebereich begeben könne. Mit Blick auf die Ampel am Einlass in die Impfkabine fragte sie: „Muss ich auf Grün warten?“
– Eine Frau „schleuderte“ den Arm in kreisenden Bewegungen. Auf Nachfrage erklärte sie: „Damit verteile ich den Impfstoff im Körper.“
Wie geht es weiter?
Das Gesundheitsministerium hat sich eindeutig dahingehend positioniert, dass die Impfungen ab Oktober hauptsächlich von den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie der Betriebsärztinnen und Betriebsärzte durchgeführt werden sollen. Da es keine Impfstoffknappheit und keine Priorisierung mehr gibt, ist die weitere Vorhaltung eines Impfzentrums im Märkischen Kreis nicht notwendig. Das erfolgreiche mobile Angebot mit dem Impfbus wird auch im Oktober fortgesetzt.