Hilfe für Grundschulen: Bürgermeister schreiben Brandbrief

Die Grundschulen haben in dieser Woche um Hilfe gerufen. Und sie wurden gehört. Am Freitag (28. Januar) haben die Bürgermeister aus dem Märkischen Kreis einen Brandbrief an Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) geschickt.

Märkischer Kreis. Verzweifelte Eltern, überlastete Lehrer und Schüler, die sich einem neuen Testverfahren stellen müssen. Seit Dienstag herrscht an den Grundschulen Chaos und Unsicherheit. Viele hissten die weiße Flagge, um zu zeigen, dass sie am Limit sind. Jan Nesselrath (CDU), Bürgermeister der Stadt Meinerzhagen, verleiht ihnen nach dem stummen Protest eine Stimme. Im Namen der Bürgermeister aus dem Märkischen Kreis steht er für die Betroffenen ein. Er spricht von einem großen Gesundheitsrisiko und – vor allem für die Jüngsten – einem gestörten Schulalltag.

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Der Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Ministerin Gebauer,

im Nachgang zu den jüngst getroffenen Entscheidungen, in deren Verlauf das Testprocedere an den Grundschulen neu geregelt wird, wende ich mich heute im Namen der Bürgermeister/in der Kommunen Altena, Balve, Halver, Hemer, Iserlohn, Kierspe, Lüdenscheid, Meinerzhagen, Menden, Nachrodt-Wibling­werde, Neuenrade, Plettenberg, Schalksmühle und Werdohl an Sie, um Ihnen die Sorgen aus Bevölkerung und Schulen sowie auch unsere Bedenken im Kon­text dieser aktuellen Entwicklungen zu übermitteln. Auch hier hat die neue Test­strategie an den Grundschulen bei den Familien selbst, bei den Beschäftigten der betroffenen Schulen und in der breiten Bevölkerung zu großem Unmut ge­führt. Die Sorgen und das Unverständnis über die Entscheidungen wurden uns und unseren Mitarbeitenden in den letzten Tagen mit großer Vehemenz gespie­gelt: Seit Monaten wird das eingespielte Testverfahren von fast allen betroffenen Gruppen – Kinder, Familien, Schulpersonal – als einziger Weg gesehen, den Schulbetrieb so gut wie möglich aufrechtzuerhalten und im Rahmen des Mach­baren für die Sicherheit aller Beteiligten zu sorgen.

Diese Sicherheit ist nun nicht mehr gegeben, eine Entscheidung, die weder El­tern noch Schulpersonal zu vermitteln ist: In der Konsequenz gehen auch infi­zierte Kinder- eine Testung in einem Testzentrum vor Schulbeginn ist insbeson­dere in ländlichen Gebieten oft kaum möglich – in die Schule und werden dort durch das Schulpersonal nachgetestet. Neben dem Risiko, das durch Anwesen­heit der noch nicht identifizierten, aber infizierten Kinder in der Schule entsteht, ist auch das Schulpersonal, das nun mit meist unzureichender Ausstattung die Schnelltestung durchführen muss, der Gefahr einer Infektion noch stärker aus­gesetzt, als es bislang ohnehin der Fall war.

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Wir teilen die Sorge der Betroffenen, dass weiteren Infektionen Tür und Tor ge­öffnet wird, dass ein geordneter Schulalltag selbst in den aktuell eingeschränkten Bahnen nicht mehr möglich ist, und dass dieses Vorgehen in Summe der Be­kämpfung der Pandemie in keiner Weise förderlich ist. Vielmehr befürchten auch wir, dass es erneut Verzicht auf einen geregelten Schulalltag insbesondere für die jüngsten Schülerinnen und Schüler bedeutet, der in der Folge auch auf die Familien und weiterführenden Schulen übergreifen wird.

Die Bedenken der breiten Öffentlichkeit und der direkt betroffenen Gruppen hal­ten wir also für sehr berechtigt und bitten Sie daher um Berücksichtigung in den weiteren Entscheidungsprozessen und eine entsprechende Ausrichtung des Handelns im Sinne unseres gemeinsamen Zieles, gerade den Schulalltag weiter im Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten.“

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