Diese historischen Schätze wurden zufällig geborgen und von Heimatpfleger Ulrich Finke gesichert. Er ließ sie von Spezialisten digitalisieren und fachgerecht archivieren. Die Ergebnisse wurden nun in lockerer Reihenfolge bei einem Filmabend im Kiersper Ratssaal vorgeführt.
Statt eines ratternden Schmalfilmprojektors wurden die inzwischen 60 oder gar 70 Jahre alten Fundstücke per Notebook und Videobeamer den interessierten Bürgern präsentiert. Von ihnen fanden viele den Weg ins Kiersper Rathaus. Der Saal war vollbesetzt.
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Die privaten Aufnahmen von Fotograf Hellmund erwiesen sich als spannend und sprühten vor Lokalkolorit. Die zahlreichen Clips, die Ulrich Finke vorführte, zeigten zunächst Aufnahmen aus dem privaten Umfeld. Dabei erkannte sich eine ältere Dame im Publikum sogar wieder, sie war sicher, als kleines Mädchen über die Leinwand zu toben.
Sehr detailliert sind auch diverse Umbaumaßnahmen im Film dokumentiert: Nicht nur aufwändige Tiefbauarbeiten auf der im Mittelpunkt stehenden Kölner Straße, sondern auch der Umbau des Fotogeschäfts Hellmund. Das dürften nun auch Menschen wiedererkennen, die erst nach Kierspe kamen, als das Fotogeschäft bereits Geschichte war. Die markante, verglaste Ladenfront ist heute gegenüber des Hagebau-Marktes zu finden. Eine lange Zeit war ein Geschäft für Handarbeitsartikel hier ansässig, das mit Fotografie nichts zu tun hat, genauso wenig wie der aktuelle Ladenbetreiber. „CBD“ steht nicht für „Colorbilder und Dias“, sondern für eine Branche, in der aktuell nicht alle Produkte legal verkauft werden dürfen.
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Doch zurück zum Leben in Kierspe: Hellmunds Aufnahmen haben die Straße „vor der eigenen Haustüre“ als Schwerpunkt. Mit dem, was auf der Kölner Straße im Laufe der Wirtschaftswunderzeit passierte, ließ sich die Entwicklung der Stadt Kierspe durchaus plakativ abbilden. Zumal wichtige gesellschaftliche Ereignisse zumindest nahe der heute zur B237 gehörenden Straße stattfanden, so wie das Schützenfest am Haunerbusch, oder ein Festakt am Feuerwehrgerätehaus an der Wehestraße. Das Publikum stellte Überlegungen an, worum es sich bei der Feier handelt. Letztlich kam man zu dem Schluss, dass es sich um die Einweihung des Feuerwehr-Gebäudes handeln müsse. Überhaupt war nicht immer auf Anhieb klar, was und wer auf der Leinwand zu sehen war. Daraus ergaben sich spannende Spekulationen, deren Ergebnisse zumeist wohl zutrafen.
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Manche Bilder erklärten sich fast von selbst, obgleich das Jahr nicht immer eindeutig war. Wann genau der frischgebackene Schützenkönig nicht vom Hofstaat getragen, sondern per Gabelstapler gefahren wurde, spielt eigentlich keine so große Rolle. Wann die Kölner Straße noch viele Grünflächen bot und bei weitem noch nicht so stark befahren war, ist chronologisch schon bedeutsamer. Ob es sich um einen Schwarzweiß-Film oder schon um Farbbilder handelte, ließ dabei auch nicht immer zuverlässige Rückschlüsse zu. Charme hatten jedenfalls beide Varianten.
„Filmvorführer“ Finke hatte in einem Punkt bei großen Showmastern des Fernsehens abgekupfert: Er überzog die avisierten 90 Minuten ohne mit der Wimper zu zucken. So hätten die meisten Besucher auch gerne noch weitergeschaut und in eigenen Erinnerungen geschwelgt. Nach zwei Stunden hat sich der Heimatpfleger aber dazu entschieden, die Veranstaltung mit dem noch ungesehenen Material zu vertagen. So reichen die Filme aus dem Fundus Hellmund noch für einen zweiten Filmabend, der vermutlich auch wieder ein großer Erfolg werden wird.
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