Märkischer Kreis. In den Kerbtälern sind viele Bäche und zum Teil auch Flüsse überbaut oder zumindest stark eingegrenzt. Darin sehen Kreisdirektorin Barbara Dienstel-Kümper und Christian Faust, Leiter des Fachdienstes Gewässer des Märkischen Kreises, die Hauptursache für die massiven Schäden an Uferbefestigungen, Brücken und Gebäuden. In Amtshilfe für die stark gebeutelte Stadt Altena haben Mitarbeiter der Unteren Wasserbehörde an der Brachtenbecke, dem Hegenscheider Bachs, der Nette sowie der Rahmede eine Bestandaufnahme gemacht. Sie konzentriert sich auf die Schäden für die Gewässer selbst.
„Es macht keinen Sinn, nur Stützmauern höher zu machen“
Reissende Wassermassen haben viel Geröll mitgeschleppt, die den natürlichen Wasserabfluss behindern. Die Standfestigkeit einiger Bauwerke stehe nach der Unterspülung in Frage. „Wir müssen den Gewässern mehr Raum geben“, erklärt daher Christian Faust und verweist auf das Projekt „Ein Kreis packt aus“ der Regionale Südwestfalen 2013, in der es um die Renaturierung von Gewässern ging. Bei der Sanierung der Schäden sei es ratsam, die Situation zu verbessern und Rückhaltebecken zu bauen. „Es macht keinen Sinn, nur Stützmauern ein oder zwei Meter höher zu machen“, macht er deutlich. Wo es räumlich geht, sollten Ufer naturbelassen und schräg abgeflacht werden.
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Welche Schadstoffbelastungen mit dem Hochwasser einher gingen, konnte Faust nicht sagen. Während der Flut habe niemand Wasserproben nehmen können. Da sei es in erster Linie darum gegangen, Leben zu retten. „Die größere Menge an Schadstoffen dürfte aber vermutlich von Heizöl ausgegangen sein, weniger von Industriebetrieben, die spezielle Rückhaltesysteme dafür haben, oder anderen giftigen Stoffen“, erklärte Dr. Johannes Osing, Fachdienstleiter Natur- und Umweltschutz. Obst und Gemüse, die mit dem Hochwasser in Berührung gekommen seien, sollten nicht verzehrt werden, riet er. Für die Ernte im nächsten Jahr gab Osing jedoch Entwarnung. Wegen der hohen Verdünnung durch die Wassermassen und der schnellen Fließgeschwindigkeit, hätten sich kaum Schadstoffe im Boden ablagern können. Spielplätze und Freizeitplätze sind beprobt und wieder freigegeben worden.
Enorme Abfallmenge als Folge des Hochwassers
Eine Folge des Hochwassers war auch eine enorme Abfallmenge, insbesondere durch Sperrmüll, Schlämme, Bauschutt und Geröll. Um ausreichend Kapazitäten für die Verwertung des Sperrmülls aus den Städten und Gemeinden zu schaffen, wurde beim Müllheizkraftwerk der AMK in Iserlohn zeitweise die Annahme gewerblicher Abfälle gestoppt. Von Mitte Juli bis Ende August wurden rund 1.500 Tonnen Sperrmüll angeliefert – etwa ein Drittel davon allein aus Altena.
Wälder als natürlicher Hochwasserschutz
Den Wassermassen nichts entgegen zu setzen, hatten auch die wegen des Borkenkäfers kahlgeschlagenen Berghänge. „Unsere heimischen Wälder sind nicht nur Opfer des Klimawandels, sondern auch Teil der Lösung. Sie speichern CO2, liefern den nachhaltigen Rohstoff Holz, sind natürlicher Hochwasserschutz, reinigen Luft und Wasser und tragen als Lebensraum zur biologischen Vielfalt bei“, heißt es in einem gemeinsamen Antrag von CDU und SPD, der im Ausschuss breiten Zuspruch gewann. Das Projekt „Unternehmen Zukunftswald MK – Gemeinsam für den Wald der Zukunft“, das der Märkischen Kreis 2021 startet, soll auch in 2022 weitergeführt werden. Der Kreis soll dafür entsprechende personelle und finanzielle Mittel bereitstellen.
Marketingkampagnen, um Waldbauern zu unterstützen
Rund 6.500 Hektar Wald sind bislang der Trockenheit und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Aufgrund der hohen finanziellen Verluste seien die Waldbesitzer allein nicht in der Lage, die Mammutaufgabe der Wiederaufforstung zu stemmen. Die Idee: Der Märkische Kreis soll Unternehmen und andere Spender ansprechen, die mit einem finanziellen Engagement ihren Beitrag für Umwelt- und Klimaschutz leisten wollen. Durch gezielte Marketingkampangen soll der Märkische Kreis auf die Problematik aufmerksam machen, Waldbauern und Spender zusammenbringen.
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