Gemeindesportverband auf wackeligen Füßen

Wird es einen neuen Gemeindesportverband in Nachrodt-Wiblingwerde geben? Eine Frage, auf die es am Montagabend erst einmal keine Antwort gab. Kurz zusammengefasst: Alle wollen es, keiner will es machen.

Annegret Klatt (UWG), Vorsitzende des Sportausschusses, hatte Vertreter aller Sportvereine in das Vereinsheim der Sportvereinigung eingeladen. Auch Bürgermeisterin Birgit Tupat, Ordnungsamtsleiter Sebastian Putz und Sebastian Pahlke von der Geschäftsführung des Kreissportbunds waren mit dabei. Wie erwartet, wurde lange kontrovers – aber sachlich – diskutiert. Die Meinungen zu einer Neugründung gingen weit auseinander.

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„Ein Gemeindesportverband wäre der direkte Ansprechpartner für Sportvereine und die Kommune. Die Aufgaben eines solchen Verbandes sind vielschichtig und vor allem braucht es Leute, die das machen wollen“, sagte Annegret Klatt gleich zu Beginn der Versammlung. Aktuell gibt es im Märkischen Kreis zwölf Stadt-/Gemeindesportverbände. Diese seien alle sehr unterschiedlich aufgestellt. So gebe es in Herscheid beispielsweise ein Rotationsprinzip, bei dem sich die Vereine mit dem Vorsitz abwechseln. In Halver arbeiteten Mitarbeiter aus der Verwaltung im Vorstand.

„Wir als Kreisportbund erheben schon den Anspruch auf Mitarbeit aus den Gemeinde- und Stadtsportverbänden“, sagte Sebastian Pahlke. Ein Gemeindesportverband sei wichtig für die politische Vertretung des Sports im kommunalen Raum. Zur zentralen Aufgabe gehöre natürlich die Vertretung des organisierten Sports gegenüber der Kommune. Aktuell sei es so, dass jeder Verein alleine seine Angelegenheiten mit der Gemeinde kläre.

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Aktuell gibt es in Nachrodt-Wiblingwerde zehn Sportvereine, in denen 2240 Mitglieder organisiert sind. „Damit sind rund 35 Prozent aller Nachrodt-Wiblingwerder in einem Sportverein in der Gemeinde. Das ist schon viel“, erklärte Sebastian Pahlke. Pahlke sieht in der Neugründung eines Gemeindesportverbandes vieles Vorteile. Weiß aber auch, dass es schwer wird, Leute für diese Vorstandsarbeit zu gewinnen: „Es ist unsere Aufgabe, für das Ehrenamt attraktive Anreize zu schaffen. Und natürlich ist die Arbeit vom Aufwand her überhaupt nicht zu vergleichen mit der Arbeit im Verein.“ Pahlke ermunterte die Anwesenden, auch mal in anderen Strukturen zu denken. So müsse es gar nicht unbedingt einen Vorsitzenden geben. Es gebe auch Verbände, die in Projekten arbeiten mit flachen Hierarchien. „Wir vom Kreissportbund sind pro Gründung. Wir würden uns freuen, wenn diese kleine Flamme, die da irgendwo lodert, wieder an Kraft gewinnt“, betonte Pahlke.

Mit dabei waren an diesem Abend auch viele, die schon die Arbeit im Gemeindesportverband kennen. Uwe Perlowsky vom TuS war beispielsweise lange Jahre Vorsitzender des Gemeindesportverbandes, der 2015 aufgelöst wurde. Damals fanden die Vereine keine Funktionäre und es habe kein Interesse mehr an einem solchen Verband bestanden. „Man kann heute nicht mit damals vergleichen“, betonte Perlowsky. Damals habe der Verband sich eher um das Tagesgeschäft gekümmert, wie zum Beispiel Hallenbelegungspläne oder die Vermittlung zwischen den Vereinen. „Das war auch der Grund, warum damals alles in Frage gestellt wurde. Die Vereine sagten, sie könnten ihre Dinge selber regeln. Die Folge war, dass alle mit jedem Zipperlein zur Gemeinde gerannt sind“, erklärte Perlowsky. Seiner Meinung nach bräuchten die Sportler in Nachrodt-Wiblingwerde mehr denn je wieder einen Gemeindesportverband. „Also wir vom TuS würden eine Gründung sehr befürworten“, betonte Perlowsky. Ein gemeinsames Sprachrohr würde vieles vereinfachen, Interessen würden gebündelt und Informationen schneller in die Vereine getragen.

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Auch Annegret Klatt sieht einen Vorteil in der Gründung eines Verbandes. Gerade wenn es um die Möglichkeit gehe, Fördergelder zu beantragen: „Gelder sind möglicherweise gar nicht ausgeschöpft worden, weil das Wissen über die Möglichkeiten fehlte und die Unterstützung, wo diese zu bekommen sind.“

Ganz anders sieht das der TV Wiblingwerde. „Ich verstehe den Sinn nicht ganz. Wenn es Probleme untereinander gibt, warum redet man dann nicht miteinander? Braucht man dafür wirklich einen Verband“, fragte Kirsten Steinecke. Darauf entgegneten die anderen, dass die Wiblingwerder gefühlt auf einer Wolke säßen. Auf dem Berg gebe es nur den einen Verein. Im Tal sehe das ganz anders aus. Da prallten viele Interessen aufeinander. Das führe zwangsläufig immer mal wieder zu Diskussionen.

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Jan Schröder (Sportvereinigung) befürwortete ebenfalls eine Gründung, hat allerdings recht wenig Hoffnung, dass es klappt: „Die Leute sind aktuell schon nicht bereit, sich für ihren Verein zu engagieren, in dem sie teilweise mehr als 20 Jahre Mitglied sind. Ich wüsste spontan keinen, der diese Vorstandsarbeit übernehmen würde.“ Dem konnten die anderen nur zustimmen. Alle Vereine hätten Probleme die Vorstände zu verjüngen und neue Mitglieder für das Ehrenamt zu gewinnen. „Vielleicht muss man den Druck ein wenig herausnehmen. Ein Vorstand muss ja auch nicht alles machen. Natürlich ist es top, wenn alles geht, aber auch weniger ist diesem Fall mehr“, gab Sebastian Pahlke zu bedenken.

Jan Schröder appellierte noch an die Anwesenden, dass es unabhängig von der Gründung weitere Termine geben sollte, in denen Vertreter aus allen Sportvereinen an einen Tisch geholt werden, um sich über Sorgen und Nöte auszutauschen.

Alle Anwesenden sollen nun in ihren Vereinen nach Leuten suchen, die eventuell einen Posten im neuen Verband übernehmen könnten. In vier bis sechs Wochen soll das nächste Treffen stattfinden. Dann sollen auch die Mitglieder des Sportausschusses dabei sein. „Dann werden wir sehen, ob es Leute gibt, die bereit sind, das Ehrenamt zu machen“, sagte Klatt und schloss die Sitzung.

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