Was macht eigentlich: Aloys Steppuhn?

Garten, Reisen und „Taxi Opa“: LokalDirekt traf Aloys Steppuhn zum Interview.

Aloysius Franz Steppuhn, den alle nur unter Aloys Steppuhn kennen, sitzt sichtlich zufrieden auf der Terrasse in seinem Garten in Hemer. Das Wetter ist prächtig, überall blüht und grünt es – ihm geht es gut. Wenige Tage zuvor hatte er seinen 73. Geburtstag gefeiert. Wer ihn sieht, kann das kaum glauben.

Von 1999 bis 2009 war der Christdemokrat hauptamtlicher Landrat des Märkischen Kreises. Aloys Steppuhn war der erste von den Bürgern direkt gewählte Landrat des Kreises – erster politischer Repräsentant, Chef von gut 1.200 Mitarbeitern und zudem noch Leiter der Kreispolizeibehörde. Mit 52,58 Prozent gewann er damals gegen seinen Vorgänger Klaus Tweer von der SPD. Der war noch vom Kreistag in sein Amt gewählt worden. Fünf Jahre später bestätigten Steppuhn die Wähler mit 52,48 Prozent im ersten Wahlgang.

[[ad-placeholder]]

Mit 15 beim Kreis Iserlohn angefangen

„Ich habe immer gerne gearbeitet“, erzählt der Pensionär rückblickend. Im Alter von 15 Jahren war er am 1. April 1966 als Praktikant beim damaligen Kreis Iserlohn ins Berufsleben eingestiegen. Zwei Jahre später wurde Steppuhn Kreisinspektorenanwärter und als Jugendvertreter auch Mitglied des Personalrates. Seit April 1971 bekleidete er verschiedene Führungspositionen. Die nächsten beruflichen Stationen waren Leiter der Geschäftsstelle des Kreistages, der Kreispressestelle, des Kreiswahlamtes sowie der Büros für den Oberkreisdirektor und des Landrats. Des Weiteren war er seitdem Abteilungsleiter für zentrale Angelegenheiten.

1988 erfolgte der Wechsel zum Straßenverkehrsamt des Märkischen Kreises, dessen Lüdenscheider Dienststelle er fortan leitete. Ein Jahr später wurde er zum Chef des gesamten Straßenverkehrsamtes. Ab August 1998 war Aloys Steppuhn als Sozialdezernent zuständig für die Bereiche Soziales, Jugend, Sport und Gesundheit. 1999 erfolgte die Direktwahl zum hauptamtlichen Landrat.

Als Landrat einiges bewegt

„Die Zeit als Landrat hat mich sehr erfüllt. Ich habe viele Menschen getroffen und konnte, glaube ich, doch einiges bewegen“, zieht Steppuhn persönliche Bilanz. In seine Zeit fällt unter anderem die Gründung der ARGE Märkischer Kreis, die Modernisierung der Kreisverwaltung. Steppuhn war einer der Initiatoren der Regionale 2013 in Südwestfalen und feierte mit dem damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau den 101. Deutschen Wandertag in Iserlohn. Mit ihm an der Spitze gründete der Kreis die Partnerschaft mit dem polnischen Kreis Ratibor in Oberschlesien. „Dass dies – unterstützt von vielen Mitstreitern in der Politik und durch die große schlesische Gemeinde im Märkischen Kreis – gelingen konnte, macht mich schon ein wenig stolz“, sieht man ihm die Freude darüber an.

[[ad-placeholder]]

Es war aber nicht alles reine Freude in seiner Amtszeit. Die sogenannte AMK-Affäre belastete ihn und seine Familie sehr. Der Märkische Kreis mit Steppuhn an der Spitze geriet in den Focus der Bochumer Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität. Der Vorwurf: Vorteilsannahme. „Ich habe mit den Ermittlungsbehörden von Anfang an offen zusammengearbeitet, alle Dokumente offengelegt.“ Die ganze angebliche Affäre entpuppte sich als gegenstandslos. Selbst der ermittelnde Staatsanwalt stellte eine „noch nie erlebte Vorverurteilung“ zulasten Steppuhns fest.

Der Arzt riet zum beruflichen Ausstieg

2009 war dann schlagartig Schluss mit dem erfüllten Berufsleben. „Die Gesundheit spielte nicht mehr mit. Mein Arzt hatte mir den Ausstieg dringend empfohlen“, blickt Aloys Steppuhn immer noch etwas wehmütig zurück. Klar war aber auch: „Ein Landrat hat sehr viele Termine und Verpflichtungen. Der Job erfordert 100prozentigen Einsatz.

[[ad-placeholder]]

Dafür muss man gesund sein.“ Was er in seinen zehn Jahren als Landrat so alles gemacht und erlebt hat, füllt fast 20 Aktenordner in seinem Büro. „Darin sind unter anderem Einladungen, Zeitungsausschnitte und vieles mehr abgeheftet. Die muss ich jetzt mal sichten und ordnen. Die Landrats-Zeit war für mich persönlich eine tolle Zeit.“

20 Aktenordner füllen die Erinnerungen an seine Zeit als erster direkt gewählter Landrat des Märkischen Kreises. – Foto: Hendrik Klein / LokalDirekt

Steppuhn zog sich auch aus allen Ehrenämtern und weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurück. In der CDU ist er nurmehr Mitglied. Lediglich einem blieb er bis heute treu – dem Wandern. Der Hemeraner war Präsident des Sauerländischen Gebirgsvereins und Vize-Präsident der Europäischen Wandervereinigung sowie des Deutschen Wanderverbandes. Er ist heute Ehrenmitglied des Deutschen Wanderverbandes sowie Ehrenpräsident der Europäischen Wandervereinigung. Wenn es passt, besucht er mit Ehefrau Luci immer noch jeden Deutschen Wandertag und die Jahrestagungen der Europäischen Wandervereinigung.

Corona stoppte große Feier zur Goldenen Hochzeit

Und womit verbringt der 73-Jährige heute seine Zeit? „Reisen, Gartenarbeit und Taxi Opa“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Ich entlaste meine Frau bei der Gartenarbeit, lerne ständig dazu. Allerdings muss ich sie immer noch fragen: Ist das eine Blume oder Unkraut?“ Mit Ehefrau Luci hätte er im September 2021 gerne im größeren Kreis Goldene Hochzeit gefeiert.

[[ad-placeholder]]

„Das ging aber wegen Corona nicht. Also haben wir beide auf der Terrasse mit Kindern und Enkelkindern unseren besonderen Tag erlebt.“ Zwei Kinder und vier Enkelkinder haben die beiden – die Enkel sind 11, 12, 13 und 16 Jahre alt. Da ist Opa als Taxifahrer gefordert, wenn sie beispielsweise zum Sport gefahren werden müssen. Eine Enkelin gehörte bei der Aufführung von „Pipi Langstrumpf“ zum Ensemble der Balver Festspiele. „Opa fuhr zu den Proben und einigen Aufführungen“, berichtet der stolze Großvater.

Reisen mit der „Märkischen Tafelrunde“

Bleibt noch das Reisen mit der Familie oder der „Märkischen Tafelrunde“. Zu letzterer gehören die ehemaligen hauptamtlichen Bürgermeister Jörg Bora (Werdohl), Rudi Düppe (Menden) und Klaus-Peter Sasse (Neuenrade) mit deren jeweiligen Ehefrauen. Steppuhn: „Wir haben uns nach unserer beruflichen Zeit zu einem Freundeskreis zusammengefunden. Leider kann Klaus Müller, der ehemalige Bürgermeister Iserlohns, nicht mehr bei uns sein. Er ist kürzlich verstorben. Aber seine Ehefrau Brigitte gehört natürlich noch dazu.“

[[ad-placeholder]]

Schöne Erinnerungen hat der Ex-Landrat an die Trauung von Jörg Bora. Der hat eine Ungarin geheiratet und die „Märkische Tafelrunde“ dazu nach Ungarn eingeladen. „Getraut hat beide übrigens Rudi Düppe in seiner Funktion als Diakon“, erzählt Steppuhn. Auch Boras ehemaligen BM-Kollegen Klaus-Peter Sasse aus Neuenrade brachte Düppe unter die Haube. Die Reisen der „Märkischen Tafelrunde“ führten in den vergangenen Jahren unter anderem „auf meine Lieblingsinsel Norderney und in den Partnerkreis Ratibor“, an die Mosel, nach Hameln und nach Südtirol. Steppuhn: „2024 geht es nach Husum.“

Fan von BVB und Schalke? Das geht!

Eine weitere Liebe hat er immer noch: den Fußball. Fragt man Steppuhn nach seinem Lieblingsverein, kommt damals wie heute die Antwort: „Im Kopf Dortmunder, im Herzen Schalker.“ Die Diplomatie des Politikers hat er nicht verlernt.

[[ad-placeholder]]