Auf dem Programm der Visitation: Gespräche mit Haupt- und Ehrenamtlichen der katholischen Gemeinden in Meinerzhagen, Kierspe und Valbert sowie Vertretern der Kommunen und Einrichtungen. Wichtige Themen: der Reformprozess, Flüchtlingshilfe und Ökumene.
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Zuletzt besuchte Weihbischof Wilhelm Zimmermann anlässlich einer Visitation vor fünf Jahren die Pfarrei. Seitdem sind die kirchlichen und weltweiten Herausforderungen, die auch die Pfarrgemeinde betreffen, gewachsen. LokalDirekt liegt der Abschlussbericht des Bischofs vor. Zudem kommentierte Pfarrer Peter Kroschewski im Gespräch mit LokalDirekt den Besuch des Würdenträgers, über den LokalDirekt berichtete.
„Zwangsläufig sind wir mit Veränderungen konfrontiert“, beschreibt Kroschewski die Lage der Pfarrei. „Besonders deutlich werden die Entwicklungen bei uns, wenn man das Sauerland und das Ruhrgebiet miteinander vergleicht, die beide zum Bistum Essen gehören. Wir leben hier in der Diaspora, das heißt, gegenüber unseren evangelischen Mitchristen sind wir in der Minderheit. Im Ruhrgebiet ist das Verhältnis Fünfzig-zu-Fünfzig“, so Kroschewski.
Rund 6000 Katholiken gehören zu der Großpfarrei mit der katholischen Gemeinde St. Marien in Meinerzhagen mit ihrer Pfarrkirche St. Marien, der Gemeindekirche St. Josef in Kierspe, der Gemeindekirche St. Christopherus in Valbert und der Kapelle St. Maria Magdalena in Grotewiese – auch „Hochzeitskappelle“ genannt. „Das sind nur sehr wenige“, bedauert Kroschewski.
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Gleichzeitig wolle man mit den evangelischen und freievangelischen Mitchristen näher zusammenrücken, die zahlenmäßig insgesamt besser aufgestellt seien, die aber in Sachen Mitglieder, Finanzen und Gebäudemanagement ähnliche Probleme plagten. Ein positives Sinnbild sei die örtliche Nähe zwischen der evangelischen Jesus-Christus-Kirche am Kirchplatz in Meinerzhagen und der katholischen Pfarrkirche St. Marien an der Kampstraße. Auch der Bischof sieht „einen weiteren Entwicklungsbedarf von intensiverer Zusammenarbeit“ mit Blick auf die Ökumene in der Pfarrei.
Dennoch gebe es einige „Leuchtturmprojekte“ in der ökumenischen Zusammenarbeit, weiß Kroschewski und nennt den regelmäßigen Gottesdienst im Wilhelm-Langemann-Haus, gemeinsame Frühstücksrunden, die Messfeiern in der evangelischen Servatiuskirche in Rönsahl und das Friedensgebet für die Ukraine jeden Freitagabend.
Flüchtlingshilfe im Fokus
Neben geistlichem Beistand unterstützt die Pfarrei ukrainische Geflüchtete konkret: In der ehemaligen Pfarrwohnung über dem Pfarrbüro an der Kampstraße sind ukrainische Geflüchtete unterkommen. Und auch das Pfarrhaus neben der Kirche St. Martin an der Birkeshöhstraße, in der keine Gottesdienste mehr gefeiert werden, stünde laut Kroschewski als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung.
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Die Versorgung und Unterbringung mit Geflüchteten in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt sei ein wichtiger Punkt bei den Gesprächen des Bischofs mit den Bürgermeistern der Stadt Meinerzhagen, Jan Nesselrath, und Kierspe, Olaf Stelse, gewesen. „Natürlich geht es bei solchen Gesprächen um die Zusammenarbeit zwischen Pfarrei und Kommunen. Wo gibt es Parallelen und wo lassen sich Synergieeffekte erzielen“, so Kroschewski. „Das ist uns in Meinerzhagen gut gelungen.“
Spagat zwischen Reformen, Pfarreiwachstum und „Katholisch-Bleiben“
Wie unter einem Brennglas bündelten sich die Herausforderungen der Pfarrei in den letzten Jahren. Pfarrer Kroschewski trat seinen Pfarr-Dienst zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 an. Im Juni wird er die Pfarrei verlassen – LokalDirekt wird berichten.
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Seitdem sinken die Zahlen der Gottesdienstteilnehmer, wie auch der Bericht des Bischofs feststellt. Neue Formen von Katechese und Verkündigung seien gefragt, auch im Hinblick auf die Digitalisierung. Traditionen nehmen ab. Gottesdienste und Andachten zu Trau- und Traufeiern verändern sich. Man müsse neue Formen der Liturgie ausprobieren, aber auch Altbewährtes nicht vergessen. Bei allem Reformbedarf, den Overbeck und Kroschewski nach eigenen Angaben sehen und befürworten, müsse das katholische Profil geschärft werden. „Der Bischof muss verschiedene Strömungen vereinen: ganz Konservative, Konservative und Progressive – und das bistumsweit. Das ist sehr schwierig“, glaubt Kroschewski.
Im Jahr 2006 ist aus den einzelnen Pfarrgemeinden eine Großpfarrei geworden. Seit 2015 gestaltet sie den bistumsweiten Pfarreientwicklungsprozess mit. Ein mitunter schmerzhafter Prozess, wie es aus Gemeindekreisen heißt. Dennoch sei laut Kroschewski die Katechese-Arbeit gut aufgestellt. „Natürlich müssen wir in die Jugendarbeit investieren“.
Hier sei besonders Präventionsarbeit mit Hinblick auf die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche gefragt. Am Montag, 23. Januar, habe sich die Pfarrgemeinderatssitzung mit der Erarbeitung eines Präventionskonzeptes befasst. „Wir sind auf einem guten Weg“, resümiert Kroschewski. „Aber wir müssen weiter Haupt- und Ehrenamtliche für das Thema sensibilisieren, schulen und Maßnahmen konkret in unserer Pfarrei umsetzen. Das Bistum ist auf einem restriktiven Kurs.“
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Zur Diskussion stünden im Hinblick auf Macht-Verteilung auch verschiedene Leitungsmodelle, die neben dem klassischen Modell eines Pfarrers als alleinigem Leiter umgesetzt werden könnten, wie Team-Modelle und der Einsatz von Pfarrbeauftragten. Möglichweise auch ein Weg für die Pfarrei St. Maria Immaculata.
Fazit des Bischofsbesuchs: „Unter Gottes Himmel gemeinsam unterwegs“ sollte weiterhin unser Motto bleiben“, betont Kroschewski. „Wir sind noch auf dem Weg, eine Pfarrei zu werden. Der Glaube muss dabei unser Fundament sein. Wenn wir nur noch eine Partei oder ein Verein sind, können wir auch einpacken. Wir sind für die Ewigkeit zuständig.“
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