Am 24. Oktober hat der Bischof des Bistums Essen seinen Besuch in der Pfarrei St. Maria Immaculata begonnen, zu der die katholischen Gemeinden in Meinerzhagen, Kierspe und Valbert gehören. Visitationen finden in der Pfarrgemeinde alle fünf Jahre durch den Bischof des Bistums oder durch einen Weihbischof statt. Bei dem Besuch geht es um Finanzen und Verwaltung der Pfarrgemeinde, aber auch um die persönliche Begegnung mit den Seelsorgern sowie den Haupt- und Ehrenamtlichen.
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Für Bischof Overbeck stand dieses Mal einiges auf dem Programm: Los ging es mit Gesprächen mit Verwaltungsleiterin Tina Bock und den Priestern der Pfarrei sowie mit allen Ehrenamtlichen aus den Gemeinden Meinerzhagen, Kierspe und Valbert, daneben auch mit den Leiterinnen der Kindertageseinrichtungen und Familienzentren sowie schulischen Vertretern. Auch ökumenische „Geschwister“ aus dem Umfeld der Pfarrei sowie die Bürgermeister der Volme-Städte Kierspe und Meinerzhagen, Olaf Stelse und Jan Nesselrath, hat Overbeck zum Austausch getroffen.
Eine besondere Begegnung war das Treffen mit drei Frauen und einem Kind in Meinerzhagen, die aus der Ukraine geflohen sind. „Sie machten einen mutigen Eindruck auf mich“, zeigte sich der Bischof beeindruckt. „Sie strahlten die Hoffnung aus, dass sie heile nach Hause zurück gehen können. Aber auch hier nehmen sie ihr Leben in die Hand.“
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„Silberstreifen am Horizont“ der katholischen Kirche
In seiner Predigt am Vorabend des Kirchfestes Allerheiligen, an dem traditionell der Verstorbenen und besonders der Vorbilder im Glauben gedacht wird, spricht der Bischof über „Heilige“ aus der Kirchengeschichte, aber auch über Menschen aus dem persönlichen Umfeld, die „mit Sensibilität neue Welten öffneten“ und mutig neue Wege bestritten hätten – auch ein Anliegen der Kiersper Gemeinde-Gruppe „Maria 2.0“, eine bundesweite Initiative, die sich nach eigenen Angaben „gegen Missbrauch, Gewalt und die Ausgrenzung von Frauen in der katholischen Kirche“ einsetzt und „aus Protest gegen veraltete Strukturen“ und für „Veränderungen in der katholischen Kirche“ kämpft. Beim Essener Bischof stoßen die Frauen, von denen einige die Messe besucht haben, auf Wohlwollen, der in seinem Neujahrsgruß für das Jahr 2019 bereits von einer benötigten Zeitenwende für die Kirche sprach.
„Wir durften den Bischof bereits vor zwei Wochen am Rande einer Podiumsdiskussion in der katholischen Akademie ‚Die Wolfsburg‘ sprechen“, berichtet Ulla Uhlmann, Mitglied der Kiersper Gruppe Maria 2.0. „Dabei haben wir ihm gesagt, dass wir seine Äußerungen zur Erneuerung der Kirche unterstützen: zur Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und gegen die Abhängigkeit von Machtstrukturen.“ Der Bischof selbst gedachte in der Messe am Reformationstag der evangelischen Geschwister im Glauben und betet für eine Erneuerung seiner Kirche. Dafür wurde ihm im Anschlussgespräch an den Gottesdienst attestiert ein „Silberstreifen am Horizont der Kirche“ zu sein.
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Der Bischof selbst zeigt sich beeindruckt von der Vielfalt des gelebten Glaubens, die ihm bei seiner Visitation begegneten. „Er weiß aber auch, wo es hier vor Ort hakt und welche Strömungen und Perspektiven hier aufeinandertreffen“, so Uhlmann. Das drängende daran: „Auch Mitglieder aus den Herzen der Gemeinden treten aus der Kirche aus, nicht nur die Kirchenfernen, die sich die Steuer sparen wollen.“
Insgesamt ist der Prozess der Visitation Mitte Januar des kommenden Jahres abgeschlossen. Bis dahin besucht der Bischof die Pfarrei in den Monaten November, Dezember und Januar noch insgesamt vier Mal, darunter zu einem Firmgottesdienst.
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