Erdbeben: große Betroffenheit – Bistro spendet

"Wir haben hier etwas Verbindung. Wir können manchmal telefonieren", sagt Abdolrahman Ebrahim. Der Syrer betreibt eine Schneiderwerkstatt in Meinerzhagens Hauptstraße. Seine Familie in Afrin, das zu Aleppo gehört, hat das Erdbeben - eines der stärksten seit Jahrhunderten - überlebt.

„Mein Bruder ist wach geworden und hat gleich reagiert“, erzählt der Schneider. Sein Bruder hat die Familie und die Eltern im Haus nebenan geweckt. „Zum Glück ist keiner verletzt.“ Das Haus ist beschädigt. Ob es wieder bewohnt werden kann, ist noch nicht absehbar. Sein Bruder hat versucht, ein paar Sachen aus dem Haus zu holen. Abdolrahman Ebrahim zeigt Fotos. In den Wänden grobe Risse, Putz ist abgeplatzt, Mauerwerk zerbröselt. Die Statik muss überprüft werden. Die Folgen des Erdbebens schätzt die Familie als noch gravierender ein als die Folgen des Bürgerkriegs in Syriens.

Übernachten im Park – aus Angst

Fünf Kilometer weiter seien Häuser in sich zusammengefallen, schildert Abdolrahman Ebrahim. „Die Menschen hatten vorher schon genug Probleme“, sagt er. „Erst der Krieg, kein Geld, kein Gas, jetzt keine Wohnung mehr.“ Viele, auch aus seiner Familie, schlafen bei Bekannten, möglichst ebenerdig. Ihre Hoffnung: bei den eingeschossigen Bauten kann nicht so viel zusammenstürzen. Andere übernachten im Park – aus Angst.

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Während es internationale Hilfsangebote gibt, vermutet Abdolrahman Ebrahim, dass bei den Menschen in der Grenzregion zwischen Syrien und der Türkei nicht viel ankommt. „Zur Zeit kann man auch nicht viel tun“, sagt er. Allenfalls finanziell könne man den Angehörigen helfen, wenn das Haus denn saniert werden kann.

Wunsch: Mehr miteinander nach der Katastrophe

Helfen will auch Solmaz Najafov vom City-Kiosk. Die Familie betreibt den Kiosk und neuerdings das Bistro AZ nebenan. Die gesamten Einnahmen vom Dienstag, 7. Februar, gehen an Betroffene des Erdbebens. Ein Aufsteller weist darauf hin. „Wir haben das in der Familie am Montag ganz schnell so entschieden“, sagt Solmaz Najafov. Ömer Ikinci, gut vernetzt in der türkischstämmigen Community, weiß: „Es gibt viele hier, die Familien oder Freunde der Region haben.“ Die Anteilnahme sei entsprechend groß.

7. Februar 2023: Der Kiosk AZ spendet die Tageseinnahmen für die Betroffenen des Erdbebens in der Türkei und Syrien. – Foto: Rüdiger Kahlke / LokalDirekt

Schneider Abdolrahman Ebrahim wünscht sich, dass die Katastrophe auch zum Nachdenken anregt und „die Menschen vernünftig werden und nachher miteinander weiterleben, statt sich gegenseitig zu verletzen.“

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