„Endlich hat es geklappt!“ – Bodo Wartke in Meinerzhagen

Vom "Regen" über "Fischers Fritz" zum "Gangster-Schlager": Klavierkabarettist Bodo Wartke unterhielt gekonnt das Meinerzhagener Publikum und ließ vor Lachen kein Auge trocken.

Zu Bodo Wartkes sechstem Kabarettprogramm mit dem Titel „Wandelmut“ füllte sich der Otto-Fuchs-Saal der Stadthalle am Freitagabend, 17. Februar, mit über 400 Besuchern recht zügig. Der Künstler ließ auch nicht lange auf sich warten und gab seiner Freude Ausdruck, dass er in seinen 26 Berufsjahren erstmals in Meinerzhagen sei: „Endlich hat es geklappt!“

Gleich mit dem ersten Song „Sind Sie nicht Bodo Wartke?“ bewies der Klavierkabarettist, dass er auch über sich Witze machen kann. Denn überaus lustig und wortakrobatisch („die Sauna ist saunah“) beschrieb er, was passieren kann, wenn er in der Öffentlichkeit erkannt wird. Später sang und erzählte er auch, dass er für Edward Snowden oder Harry Potter gehalten wurde.

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Musikalisch bewegt sich Wartke offenbar am liebsten im Jazz-Bereich und so untermalte seine Lieder mit Swing-, Ragtime- oder Boogie Woogie-Klängen, bewies aber auch mit einem Instrumentalstück, dass ein grooviges Boogie-Ostinato sehr gut zu Mozarts „kleiner Nachtmusik“ passt. Außerdem lieferte er einen wunderbaren Text zu Beethovens „Für Elise“ – bestes Musikkabarett eben.

Füllte sich stetig: Der Otto-Fuchs-Saal in der Stadthalle. – Foto: Mertens

Oft kam Wartkes Wortakrobatik – er rappte zwischendurch auch überaus gekonnt – einem Verbal-Staccato gleich und wer zu laut oder zu lange gelacht hat, hatte den nächsten Gag verpasst. Auch wenn die Besucher oft nicht mehr aus dem Lachen herauskamen, verstand es Wartke auch mit vielen ernsten Themen in seinen Liedern zu überzeugen. Er reflektierte über missliche Zeichen der Zeit und regte das geneigte Publikum zum Nachdenken an – mit Aussagen in seinen Songs wie etwa „Idioten sind nicht immer Rassisten, umgekehrt aber schon“ oder „je mehr die Menschen wissen, desto weniger müssen sie glauben“. Doch auch die ernsten Dinge trug er meist mit einem charmanten Augenzwinkern vor. Bei dem Song über religiösen Fanatismus „Nicht in meinem Namen“ blieb er allerdings zu Recht bierernst.

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Wartke freute sich mehr als offensichtlich endlich wieder „live“ aufzutreten und übertrug seine Spielfreude auf das Publikum. Er verstand sich auf Persiflagen seltsamer Moralvorstellungen, wählte bei Bedarf auch satirische Worte und war sich nicht zu schade, bereits bekanntes Material (teilweise mit neuen Texten) vorzutragen. „Man muss nicht immer ein neues Lied spielen, wenn das alte noch gut ist“, stellte er treffend fest und präsentierte so eigene Klassiker wie „Regen“ oder „Ja, Schatz“ (als Zugabe).

Inzwischen Vater eines Sohnes, bot Wartke auch ein paar seiner älteren Stücke in neuem Text-Gewand dar und umschrieb detailgenau und süffisant das Vatersein. So spielte er auch als Zugabe das von Sohn inspirierte Stück „Pusten – Aua weg“, indem er davon träumt, eine Superkraft zu haben. Und auch seine dritte Zugabe war ein „Schlaflied“, denn aus Michael Jackson „Pop-Hymne „Bad“ machte Wartke den Song „Bett“.

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Kleine Fehler kaschierte er souverän – meist indem er selbst darüber lachte. Ein witziger Entertainer, dessen Kurzgedichte – von ihm „Shorties“ genannt – ein wahrer Brüller waren. So etwa: „Früher machten wir Party und wie! – heute sitzen wir in der Paartherapie“ oder der Schüttelreim „Wir saßen an der Feuerstelle – und klärten ein paar Steuerfälle“. Oder das „Gedicht, bei dem der Titel länger ist als das eigentliche Gedicht“. Es hieß „Nachts auf der Autobahn“ und lautete: „Gelegentlich – Gegenlicht“. Da wurden Erinnerungen an den großen Heinz Erhardt wach.

Stimmungsvoll: Bodo Wartke am Flügel. – Foto: Mertens

Im Anschluss nahm er sich noch ein paar Zungenbrecher vor, um diese höchst professionell und urkomisch zu erweitern: Von „Fischers Fritz“ bis zum „Whiskymixer“. Das „dichte Fichtendickicht“ hob er sich für eine Zugabe auf. Hier versprach er, die erweiterten Versionen auf seiner Homepage zu veröffentlichen.

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Zweifellos ein Höhepunkt des Abends: sein „Gangster-Schlager“ – ein im „Hybrid-Stil“ vereinter Mix aus Schlager und Gangsta-Rap, die eigentlich keinerlei Schnittmenge haben. Doch Wartke bewies: auch das geht – irgendwie. So sang er zur Melodie von Helene Fischer „Atemlos“ einen typischen Gangsta-Rap über Männer mit tollen Autos und großen Körperteilen, die mit Drogen dealen und Leute vermöbeln – sensationell und schreiend komisch.

Auch später präsentierte sich Wartke noch einmal HipHop-affin: „Meinerzhagen – seid ihr im Haus?“, lautete seine Frage, bevor er mit Beatbox und Schütteleiern in der Socke noch einmal losrappte.

Seit Bodo Wartke 1998 mit seinem ersten Programm „Ich denke also sing ich“ auf der Bühne stand, hat er sich mit den folgenden „Achillesverse“, „Noah war ein Archetyp“, „Klaviersdelikte“, „Was, wenn doch?“ und nun „Wandelmut“ ins kollektive Gedächtnis gespielt und gesungen. Auch die Besucher in Meinerzhagen dürften diesen Abend nicht vergessen, denn es waren nur amüsierte und wohlgelaunte Gesichter zu sehen – eine besonders angenehme Form von Nachhaltigkeit.

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