Meinerzhagen. „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“ Bernd Stelter zeigte in der Reihe KUK-Kabarett am Freitagabend, 29. April, in der Stadthalle Meinerzhagen, wie der Spagat zwischen Freizeit-Freude und Alltags-Pflicht gelingen kann. Höchst unterhaltsam schilderte und sezierte er immer wieder von Beifall begleitet Alltagsroutinen und sorgte mit Verweis auf Werte wie Glück für Nachdenklichkeit.
Montags aufs Wochenende freuen – Für Stelter Zeitverschwendung. Wenn die Arbeit nicht zum Leben passt, „hast Du verloren“, bilanziert er und rät, den Job zu wechseln, wenn man nur aufs Wochenende wartet. Sein Rezept: glücklich sein im Alltag. Deutschland sei ein sehr schönes, reiches und friedliches Land. Dann genießt es auch bitteschön, ist sein Appell. Er rät inne zu halten, die schönen Augenblicke unterwegs zu genießen. Und „Geld in Erlebnisse investieren, nicht in Konsum“.
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Musikalisches Grundgesetz
Er sinniert über das Alter und die Vorzüge sechzig zu sein, über die Digitalisierung, sieht „Alexa“ als „tolle Ische“ des Nachbarn bis er von seiner Tochter erfährt, dass es nur ein Chip mit Lautsprecher ist und weist auf die Vorzüge diplomatischer Wendungen hin, wenn eine Ehe 30 Jahre oder länger halten soll. Dann kontert er die Klage der Gattin über ihre zunehmende Körperfülle mit dem Hinweis, „das Wohnzimmer ist eingelaufen“.
Er appelliert Mensch zu sein, Gutes zu tun, sich an Regeln zu halten. Das gute alte „Das tut man nicht“, das ihm seine und sicher viele der Mütter derer, die im Saal sitzen, ihren Kindern mitgegeben haben, sei „heute nicht mehr gesellschaftsfähig“. – Leider, wie Stelter deutlich macht. Miteinander leben, nicht gegeneinander, schildert er Vorteile tradierten Dorflebens, plädiert für „Akte unbegründeter Freundlichkeit“, etwa indem anderen Vortritt gewährt wird. Stelter will, dass es so bleibt, dass „Regeln Schwächere schützen“. Das unterstreicht er mit dem Song „Der Mensch ist Mensch“, eine musikalische Interpretation der zentralen Bestandteile des Grundgesetzes.
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Lehrstunde in Lebensphilosophie
Der Comedian bot in Meinerzhagen mehr als zwei Stunden Programm, das auch Stelter-Skeptiker überzeugte. Die rund 300 Besucher konnten herzhaft lachen, aber auch reflektieren. Bernd Stelter, Karnevalist und Comedian, Plauderer und Parodist, Sänger, Satiriker und Musiker brillierte mit der Bandbreite seines Können, spielte mit seiner Bühnenerfahrung und Bodenständigkeit. Er berief sich auf Rudi Carrell: Wer Menschen glücklich machen wolle, sollte sie zum Lachen bringen. Wer sie sehr glücklich machen wolle, sollte sie zum Lachen und zum Weinen bringen. Das Stelter-Programm brachte mehr als zwei Stunden Spaß, war aber auch eine Lehrstunde in Sachen Lebensphilosophie. Das Publikum dankte es, indem es mitging und sich mit Standing Ovations für die temporäre Flucht aus dem Alltag bedankte.
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