Randale in der Villa Wippermann

Pöbelnde Jugendliche in der Villa Wippermann, verängstigte Ehrenamtler und am Ende greift die Polizei ein. Was zunächst brisant klingt, entschärft sich bei genauer Betrachtung. Doch es wird eines deutlich: Hier ist professionelle Hilfe gefragt. 

Halver. Diese Szenen sollen sich nicht wiederholen: Jugendliche sind am Mittwoch durch unangemessenes Verhalten in und vor der Villa Wippermann aufgefallen. Sie haben Fenster in der oberen Etage geöffnet, um Vorbeilaufende anzupöbeln. So beschreibt Jana Eilhardt, Leiterin des Regionalmuseums, die Geschehnisse. Sie selbst befindet sich aktuell im Urlaub – und hat daher per Brief Bürgermeister Michael Brosch kontaktiert. „Ja, das ist ein Hilferuf. Ich fühle mich hilflos“, sagt sie auf Anfrage von LokalDirekt. 

Zwei Mitarbeiter der Villa, die ehrenamtlich den Einlass gewähren, hätten sich von den Heranwachsenden bedroht gefühlt und haben die Polizei alarmiert. Eilhardt: „Die Jugendlichen sind mit ihrer Energie ins Museum gekommen und die älteren Damen waren davon überrumpelt.“

 „Es war eine Streitigkeit, sehr laut und unflätig“, fasst der Halveraner Wachleiter Jens Naumann den Vorfall zusammen. Er macht aber auch deutlich, dass zu keinem Zeitpunkt eine Straftat oder Haufriedensbruch stattgefunden habe. Auch Hinweise auf Sachbeschädigung gebe es nicht. „Wir als Polizei haben nach dem Notruf zwar das Hausrecht durchgesetzt. Die tatsächliche Sicherheit war aber nicht beeinträchtigt,“ erklärt Jens Naumann. Seiner Einschätzung nach handele es sich um ein subjektives Sicherheitsgefühl der Betroffenen. Naumann: „Wenn wir gerufen werden, sind wir selbstverständlich immer zur Stelle.“ Die Halveraner Polizei wird das Gelände in den kommenden Tagen verstärkt bestreifen.

Wie geht es nun weiter? Jana Eilhardt geht es ausdrücklich nicht darum, die Jugendlichen künftig nicht mehr ins Gebäude zu lassen. Im Gegenteil: Die Jugendlichen sollen bleiben können. Es komme bloß auf den richtigen Umgang an. Die besagte Gruppe ist Jana Eilhardt durchaus bekannt. Sie erzählt, dass sie grundsätzlich ein gutes Verhältnis zu den Heranwachsenden hatte. Schon vor Beginn der Corona-Pandemie hielten sie sich gerne auf dem Gelände auf. Vor allem die Feuerwehrtreppe sei ein beliebter Treffpunkt. Und auch die Villa Wippermann habe eine Anziehungskraft. Doch statt die Kinder und Jugendlichen dort nur zu dulden, ging Eilhardt damals in den Dialog. Auf Rat eines Soziologen „holte sie die Kinder rein.“ Und das sei auch immer alles ganz manierlich abgelaufen. Gelegentlich hätten ihr die Jugendlichen sogar bei kleineren Aufgaben geholfen. 

Die alte Schule in der Villa Wippermann. Jana Eilhardt, Leiterin des Regionalmuseums, möchte auch weiterhin Jugendlichen Zugang zu den Räumlichkeiten gewähren. Foto: Peter Bell

Doch mit Beginn der Pandemie blieben die Türen des Regionalmuseums vorerst verschlossen. „Das tat mir in der Seele weh. Fast ein Jahr lang war kein richtiger Betrieb möglich“, sagt Jana Eilhardt. Und natürlich seien auch die Kinder und Jugendlichen inzwischen älter geworden, haben Lockdowns und Schulwechsel erlebt. „Es hat sich etwas verändert.“

Umso dankbarer ist Jana Eilhardt für die Rückendeckung seitens der Stadt. Michael Brosch und Thomas Gehring hätten umgehend auf ihren Brief reagiert und den Kontakt zur Schulsozialarbeiterin Elvira Wiegand und Arndt Spielmann vom Jugendcafé hergestellt. Jana Eilhardt hofft, dass dieser Vorfall aufrüttelt. Sie möchte die Schwellenangst vor Museen weiter abbauen. „Es ist gut zu wissen, dass alle hinter uns stehen.“