Die Sache mit dem Gendern

Mitglieder und Mitgliederinnen? Das klingt seltsam. Gibt es das Wort Mitgliederinnen überhaupt? Laut Duden nicht. Und eigentlich müsste es richtig dann ja sogar Mitgliederinnen und Mitglieder heißen, denn die weibliche Form sollte zuerst genannt werden. Und statt Bürger heißt es jetzt "in Nachrodt-Wiblingwerde lebende Menschen". Alles eine Sache der Gewöhnung oder totaler Irrsinn?

Die Verwaltung ist gerade dabei, nach und nach alle neuen Gender-Regelungen umzusetzen. Kämmerin Gabriele Balzukat ist noch nicht richtig überzeugt. „Ich bin selbst eine Frau. Aber ich persönlich brauche das in dieser Form nicht. Ich fühle mich auch nicht ausgeschlossen, wenn in Texten die männliche Form verwendet wird“, sagt Balzukat. Klar sei es prinzipiell ein wichtiges Thema, dem sich auch die Verwaltung stellen müsse.

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Aber manche Schriftstücke seien dadurch noch komplizierter. „Also aktuell gendern wir auf der Internetseite und wir bearbeiten nach und nach alle Satzungen“, erklärt Balzukat. 20 bis 25 Satzungen seien es allein, die im Lauf der nächsten Monate angepasst werden müssten. „Wir machen das immer dann, wenn wir die Satzungen sowieso ändern müssen. Es macht einfach Sinn, sonst wäre es viel zu viel Arbeit“, sagt Balzukat. Gerade betreffe das die Hauptsatzung der Gemeinde sowie die Geschäftsordnung für den Rat und die Ausschüsse der Gemeinde.

Wenn Satzungen oder allgemeine Texte überarbeitet werden müssten, werde zudem auf eine einfachere Sprache geachtet. „Behörden-Deutsch“ sei nicht immer leicht zu verstehen. „Das müssen wir ändern. Jeder soll verstehen können, was da steht“, sagt Balzukat. Allerdings stünden sich eine leichte Sprache und Gendern gegenseitig im Weg. „Es stört den Lesefluss schon und macht auch vieles einfach sperriger“, sagt Balzukat. Obwohl das vermutlich auch eine Generationenfrage sei. Für Kinder und Jugendliche, die damit groß werden, klinge es völlig normal.

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Das Problem sei auch, dass sich die Vorgaben, wie Gendern richtig funktioniere, ständig ändern würden. „Der Duden ändert sich in diesem Bereich immer wieder. Wenn wir es ganz genau nehmen würden, dann müssten wir monatlich wieder etwas anpassen. Aber wir werden es nicht auf die Spitze treiben“, erklärte die Kämmerin.

Laut Duden sei es heutzutage bereits eher üblich, Männer und Frauen jeweils einzeln zu bezeichnen, wenn es um gemischtgeschlechtliche Gruppen gehe. „Dabei kann man jedoch auch übers Ziel hinausschießen“, heißt es in einem Duden-Artikel zum Thema Gendern. Natürlich gebe es das Wort Mitgliederinnen nicht. Das Wort  Mitglied sei nämlich gar keine typische Personenbezeichnung. Das Wort „das Mitglied“ sei ein Neutrum und bezeichne sowohl Frauen als auch Männer. „Liebe Mitglieder“ reiche daher laut Duden völlig aus.

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